Ruegen Ranen Rachedurst
hätten nichts mit ihr unternommen?“
Benecke brummte etwas vor sich hin und sah George schief von der Seite an.
„ Doktor, Sie unterschätzen den Nationalpark von seiner Ausdehnung her!“
„ Nun, war ja auch nur eine spontane Idee. Ich habe ja auch keine Ahnung, wie schnell wir hier fertig sind.“
„ Seien wir froh, dass Hauptkommissar Jensen uns überhaupt hierher mitnimmt!“, sagte George betont laut.
Jensen, der einige Schritte entfernt stand, warf ihnen einen irritierten Blick zu.
„ Froh? Das zeigt doch nur, wie ratlos er ist“, schnaubte Benecke. „Glauben Sie mir, wenn er auch nur einen blassen Schimmer hätte, in welche Richtungen die Ermittlungen weiterlaufen sollten, dann wären wir außen vor. Das kenne ich schon!“
Der Hauptkommissar hatte diese Aussage vermutlich nicht gehört oder zog es vor, darauf besser nicht zu reagieren.
Die Ferienhausanlage befand sich in idyllischer Lage am Dwasiedener Wald mit Blick auf die Binzer Bucht. George und Benecke – beide nicht gerade für ihre Schweigsamkeit bekannt – sagten eine ganze Weile kein einziges Wort. Der Anblick war einfach überwältigend. Das Meer schimmerte blau in einer Entfernung von nicht mehr als 800 Metern. Und die urigen Häuser in ihrer Blockbohlenbauweise gaben einem das Gefühl, sich an der Westküste Kanadas oder in Schweden zu befinden. Die Blockhäuser schienen recht groß und komfortabel zu sein.
Die exklusive Anlage hatte sogar einen eigenen Abenteuerspielplatz.
Jensen schien genau zu wissen, wo er hinwollte. Er hielt schließlich vor einem der Blockhäuser inmitten dieses herrlichen Naturpanoramas.
Ein korpulenter Mann mit schwarzem, üppig wucherndem Bart erwartete ihn offensichtlich schon. Der Bart stand in einem eigenartigen Gegensatz zu seinem fast völlig haarlosen Kopf.
Die drei Männer stiegen aus und ließen interessiert den Blick schweifen.
„ Jan-Josef Störens, Diplom-Psychologe“, stellte sich der Bärtige vor. „Wir haben telefoniert, und ich hatte ja auch schon vorher ausführlich mit Ihren Kollegen gesprochen …“
„ Jensen, Kripo Stralsund“, stellte sich der Hauptkommissar wie üblich knapp vor.
„ Wie ich sehe, sind Sie mit Verstärkung gekommen.“
„ Das sind Herr Schmitz und Herr Dr. Benecke, die mich in diesem Fall freundlicherweise unterstützen.“
Störens drückte beiden die Hand. „Angenehm, auch wenn der Anlass unseres Treffens ja mehr als unerfreulich ist.“
Dann kam er sofort zum Thema:
„ Tja, was mit Herrn Schneider passiert ist, das ist furchtbar. Die ganze Insel spricht ja davon. Und was das erst für mich bedeutet. Ich darf gar nicht darüber nachdenken …“
„ Herrn Delwinger ist dasselbe geschehen“, erklärte Kommissar Jensen nicht gerade einfühlsam. „Auch er wurde geköpft aufgefunden, und das ist auch der Grund dafür, dass wir mit Ihnen sprechen. Wir befürchten …“
„ Dass die anderen zwei Vermissten auch getötet wurden?“, vollendete der bärtige Diplompsychologe den Satz und erschauerte bei diesem Gedanken sichtlich.
„ Wir können so etwas nicht ausschließen“, bestätigte Jensen.
„ Sagen Sie, gerade eben erwähnten Sie so nebenbei, dass der Tod von Frank Schneider auch für Sie sehr bedeutsam ist“, hakte Benecke nun nach. „Was haben Sie denn damit gemeint?“
Störens atmete tief durch und fuhr sich mit der flachen Hand über das Gesicht. „Ach, am besten kommen Sie erst mal rein. Ich stehe noch ganz neben mir, aber ich werde Ihnen alles erklären.“
Das Ferienhaus war rustikal eingerichtet. Ein Laptop stand auf dem niedrigen Wohnzimmertisch. An der Anzeige unten rechts erkannte Benecke sofort, dass das Gerät in ein WLAN-Netz eingeloggt war. So abgelegen und naturverbunden der Aufenthalt in dieser Anlage auch auf den ersten Blick wirken mochte, man schien hier kommunikationstechnisch dennoch auf der Höhe der Zeit zu sein.
Auf dem Tisch lag ein Flyer mit der hervorgehobenen Aufschrift
www.blockhausferien-ruegen.de.
George schnappte im Vorbeigehen etwas von einem ,familienfreundlichen Naturerlebnis‘ und einem ,Sauna-Gang nach dem Strandspaziergang‘ auf. Ihn interessierten jedoch mehr die Notizen, die auf den Flyer gekritzelt waren, denn wenn man auch sonst kaum etwas davon lesen konnte, so waren die Namen Frank Schneider und Delwinger doch eindeutig zu entziffern. Der Rest leider nicht, auch wenn sich der Reporter alle Mühe gab.
Der Fernseher lief. Ein Lokalsender brachte wohl Neuigkeiten aus der Region, aber
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