Ruegen Ranen Rachedurst
unerschöpfliches Reservoir anzapfen könnte! Und vor allem kennt man sich auch untereinander.“
Er schüttelte nochmals den Kopf und machte einen wirklich besorgten Eindruck.
Das also war es, was der Tod von Frank Schneider für ihn bedeutete. Eine schlechte Reklame für seine Seminare. Benecke war froh von seiner Frau zu wissen, dass die meisten Psychologen ihren Beruf mit starkem Engagement für ihre Patienten oder Klienten ausübten. Daher würden sie keineswegs berechnend und kühl auf den Tod eines ihnen anvertrauten Menschen reagieren.
Plötzlich durchlief den Psychologen ein Ruck. Er starrte aufgeregt zum Fernseher. Dann griff er zur Fernbedienung und schaltete den Ton ein.
Am Kap Arkona interviewte ein Lokalmoderator eine Frau mit roten Haaren, die sich ziemlich aufregte und mit den Händen herumfuchtelte. Sie schimpfte über die Finanzbranche.
„ Diese Frau kenne ich!“, stieß Störens hervor. „Die war hier und hat Frank Schneider mächtig zugesetzt! Meine Güte, war die hartnäckig! Das grenzte schon an Stalking!“
Das Interview – wenn man es denn so nennen wollte – war zu Ende. Der Moderator wirkte etwas hilflos und gab entnervt ins Studio zurück.
„ Die Beschreibung passt auf diese Gerlinde Grasmück, die Frau Schneider erwähnte!“, stellte George fest, dessen Gedächtnis für solche Details geradezu sprichwörtlich war. „Eine Frau in mittleren Jahren mit roten Haaren – wenn eine Beinahe-Namensvetterin so etwas sagt, dann höre ich immer ganz besonders genau zu.“
„ Und die hat nach Aussage von Frau Schneider doch schon vorher ihren Mann und sie bedroht …“, stellte Jensen einigermaßen überrascht fest. „Wenn diese Gerlinde Grasmück zu den angenommenen Mordzeiten hier auf der Insel war, dann ändert das alles und wir haben wahrscheinlich die erste richtige Spur, die zu etwas führen könnte!“ In der Stimme des Hauptkommissars schwang Erleichterung mit.
Benecke wandte sich noch einmal an Störens. „Hat denn diese rothaarige Frau auch Herrn Delwinger oder einen der anderen Teilnehmer attackiert?“
„ Also, ganz besonders hatte sie es auf Schneider abgesehen. Den hat sie am Strand abgepasst. Und sie hat ihn in der Eisdiele im nächsten Dorf regelrecht überfallen.“
„ Wie muss ich mir so einen Überfall denn vorstellen?“, fragte Benecke amüsiert.
„ Na ja, handgreiflich ist sie nicht geworden, aber sie hat geschimpft wie ein Rohrspatz. Sie haben ja gerade mitbekommen, wie sie im Interview drauf war. Wenn sie mal anfing, war sie nicht mehr zu stoppen. Aber wenn man ihr mit der Polizei drohte und zum Handy griff, war sie sofort auf und davon.“
„ Nochmals: Konzentrierte sich ihr Hass nur auf Frank Schneider?“, wollte es Benecke nun ganz genau wissen.
Störens runzelte die Stirn. „Sie hatte einen Hass auf jeden, der irgendetwas mit der Finanzbranche zu tun hatte. Das seien alles Betrüger, die arglose Leute mit schlechten Anlagemodellen in den Ruin treiben würden und so weiter. Ich will das nicht alles wiederholen. Und sie schien zu wissen, dass alle Teilnehmer meines Seminars irgendetwas damit zu tun hatten, deswegen hat auch jeder, der das Pech hatte, ihr zu begegnen, sein Fett weggekriegt. Aber namentlich angesprochen hat sie nur Schneider.“
„ Danke, Herr Störens. Das war eine wichtige Auskunft.“
Draußen ließen sie noch einmal den Blick über die traumhafte Anlage schweifen. „Das dürfte auch im Winter klasse hier aussehen“, meinte George bewundernd.
„ Ganz sicher!“, erwiderte Störens, der sie hinausbegleitet hatte. „Alles einsam und verschneit. Und diese himmlische Ruhe! Tja, wenn Sie nichts mehr zu fragen haben … Ich bin noch ein paar Tage hier und werde mich erst mal von der ganzen Sache erholen müssen. Sowohl geschäftlich als auch persönlich. Die Einzelheiten habe ich Ihnen ja erklärt …“
„ Wir kommen vielleicht noch einmal auf Sie zurück“, meinte Jensen.
„ Eine Liste mit Namen und Adressen, gegebenenfalls auch Telefonnummern und E-Mail-Verbindungen aller Seminarteilnehmer bräuchten wir dringend“, fügte Benecke hinzu.
Mit Blick auf Jensen fuhr er fort: „Könnten Sie doch sicher auch gut gebrauchen, oder?“
„ Ja, natürlich!“, erwiderte dieser.
„ Mail ich Ihnen am besten zu“, gab sich Störens weltmännisch.
Jensen gab ihm seine Karte und auf die Rückseite schrieb Benecke seine eigene E-Mail-Adresse. „Kopie bitte gleich an mich, wenn´s recht ist.“
„ Kein Problem“, sagte
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