Ruegen Ranen Rachedurst
Störens. „Wenn Sie in einer Viertelstunde irgendwo an einem Hotspot online gehen oder Ihre Daten über das Handy abrufen, dann haben Sie diese bereits auf Ihrem Account.“
„ Danke“, meinte Benecke und warf dabei einen Seitenblick auf den Hauptkommissar.
Diesem war deutlich anzusehen, dass es ihm nicht gefiel, wie Benecke hier die Initiative ergriffen hatte. Aber das versuchte der Kriminalbiologe einfach zu ignorieren. Die Daten der anderen Seminarteilnehmer waren ganz gewiss bei den Befragungen im Rahmen der Vermisstensache bereits aufgenommen worden, aber für Be
necke wäre es anders kaum möglich gewesen, da heranzukommen. Vor allem nicht an die E-Mail-Adressen. Vielleicht gab es im Laufe der Ermittlungen noch irgendwelche Details, die man auf elektronischem Weg sehr schnell von den Teilnehmern abfragen konnte.
Zum Beispiel, ob es noch jemanden unter ihnen gab, der Ranen-Met getrunken hatte.
Benecke atmete tief durch. So ist das manchmal eben, dachte er. Erst wird man von Leuten wie Jensen verzweifelt um Hilfe gebeten, weil sie in ihren Ermittlungen völlig feststecken, aber wenn man dann aktiv wird, ist ihnen das auch wieder nicht recht.
Störens ging schließlich wieder ins Haus.
Wenig später bemerkte George eine Bewegung an den Gardinen in einem der Fenster.
„ Es scheint Herrn Störens ja sehr zu interessieren, was wir noch so unter uns zu besprechen haben“, stellte er fest.
Jensen telefonierte in der Zwischenzeit noch einmal mit dem Kommissariat in Stralsund. Dabei sagte er mehrfach „Ja!“, mal etwas energischer, dann wieder leicht genervt. Schließlich beendete er das Gespräch und meinte: „Die Fahndung nach Gerlinde Grasmück läuft.“
„ Also ich denke, die Art und Weise, wie die Taten begangen wurden, passt nicht zu einem so impulsiven Charakter“, meinte George. Als Benecke und Jensen ihn daraufhin erstaunt ansahen, zuckte er nur mit den Schultern. „Ja, ich weiß, man soll nicht vorschnell urteilen, aber das geht mir jetzt einfach spontan durch den Kopf. Bei diesen Taten ist sicherlich Hass im Spiel gewesen, ein eiskalter Hass. Aber so, wie sich diese Frau da im Lokal-TV präsentiert hat und wie auch Herr Störens uns verschiedene Begegnungen mit ihr geschildert hat, wäre das eher jemand, der spontan mit einem Messer tötet. Jedoch ist an diesen Taten nichts spontan. Das ist kalt arrangiert, wie …“ George suchte nach den richtigen Worten.
„ Wie was?“, fragte Benecke interessiert nach.
„ Ein später Triumph. Und dann dieses Ritualhafte. Als ob irgendwelche Dämonen damit gebannt werden sollten.“
„ Vielleicht haben Sie einfach zu viel über die alten Götter der Ranen gelesen und kombinieren das jetzt mit Motiven aus der Geisterbahn“, kommentierte Jensen sarkastisch. „Diese Gerlinde Grasmück ist schließlich die erste vernünftige Spur, die wir haben. Übrigens habe ich einen Bärenhunger. Wie steht es mit ihnen?“
„ Doch, schon“, gab George zu.
„ Dann lade ich Sie auf den Kutter 4 im Sassnitzer Hafen ein. Wenn Sie irgendwo gut Fisch essen wollen, dann dort. Kein Wunder, die sitzen da ja auch gewissermaßen direkt an der Quelle.“
„ Wenn es dort auch einen fischfreien Salat gibt, bin ich dabei“, warf Benecke ein. Er als Vegetarier aß keinerlei Fleisch – auch keinen Fisch. Doch wie man in „fleischlastiger Umgebung“ als Vegetarier zurechtkommt, hatte er unter anderem während der Besuche bei der Familie seiner Frau in Polen gelernt, wo er sich hauptsächlich von Gemüsebeilagen und Gemüsesäften ernährte.
Eigentlich passte das mit dem Essen im Sassnitzer Hafen jetzt auch ganz gut, denn für ein Treffen mit den beiden Joggerinnen, die am Ziegenstein einen Mann mit einem Handwagen gesehen hatten, war es mittlerweile doch recht spät geworden. Zuerst hatte Benecke überlegt, irgendwo mit Lydia einen Treffpunkt zu vereinbaren, um mit ihr wenigstens ein Abendessen in gemütlicher Atmosphäre einzunehmen. Aber dann fiel ihm ein, dass zuerst eigentlich noch etwas anderes auf die Agenda gehörte.
Er wandte sich an Jensen.
„ Sagen Sie mal, Herr Jensen, können Sie nicht die Adresse von diesen Ranen-Met-Produzenten in Ihr Navigationssystem eingeben?“
„ Natürlich, kein Problem!“
„ Ich bin zwar – noch nicht! – der große Rügenkenner, wie ich gerne zugebe, aber wenn mich nicht alles täuscht, ist das zumindest in dieser Ecke der Insel!“
Jensen ging zum Wagen und hatte das schnell überprüft. Es waren keine fünf
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