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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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absolutes Ausgangsverbot für die nächsten zwei Wochen. Außerdem wurde ich dazu verdonnert, mit Franklin die Schriftrolle weiter zu übersetzen. Das war eigentlich keine Strafe, denn abgesehen von meinem Interesse an diesem Stück machte mir die Arbeit mit Franklin immer Spaß.
    „Bist du denn schon weiter gekommen?“, wollte ich wissen.
    „Nun, ich habe mir zu viele Sorgen um eine gewisse junge Dame gemacht, als dass ich diese chaotische Schriftrolle weiter hätte übersetzen können.“
    Ich senkte anstandshalber den Blick, musste aber grinsen. Wenn er sich um jedes seiner Ashera-Kinder solche Sorgen machte, würde er bald nur noch graue Haare haben. Aber vermutlich stellte auch kein anderes Ashera-Kind so viele Dummheiten an wie ich im Moment.
    Franklin breitete die Schriftrolle auf seinem Schreibtisch aus. Ich nahm die erste Seite unserer Übersetzung und las mir die Zeilen noch einmal durch, verglich sie mit den Hieroglyphen. Etwas daran passte mir nicht. Aber da ich nicht entdecken konnte, was es war, machten wir erst einmal weiter.
    Das Zeichen für Unterwelt war eindeutig und musste nicht mit einem zweiten zusammengesetzt werden. Sonderbar, denn sonst wurden immer zwei Zeichen zusammengesetzt. Aber in der Zeile war ein Zeichen weniger als in den anderen, und so nahmen wir es hin. Zwei weitere Zeichen ergaben das Symbol für den Ursprung. Also ein Ursprung in der Unterwelt.
    „Der Unterwelt entsprungen“, sagte ich aus einer Eingebung heraus. Franklin widersprach nicht.
    An der zweiten Zeile rätselten wir lange. Egal, wie wir die Zeichen kombinierten, es ergab einfach keinen Sinn. Jetzt wurde es richtig knifflig. Die Zeichen mussten nicht mehr Zeile für Zeile, sondern zeilenübergreifend zusammengesetzt werden. Das Muster änderte sich allmählich. Verlust und Welt kam schließlich dabei heraus.
    „Der Unterwelt entsprungen, Verlust der Welt?“ Franklin runzelte die Stirn.
    „Nein, ich denke eher, es sollte heißen: ‚In der Welt verloren’.“
    Nachdem eine weitere halbe Stunde keine andere Deutungsmöglichkeit hervorgebracht hatte, schrieben wir den Satz so auf. Im Laufe der nächsten drei Stunden warf Franklin unzählige Male sowohl seinen Skizzenblock, auf dem wir einzelne Zeichen zu einem optischen Bild zusammenfügten, als auch seinen Stift von sich. Ein Tablett mit Tee und Sandwichs ließ zwar unsere knurrenden Mägen verstummen, half unseren Köpfen aber auch nicht auf die Sprünge. Irgendwann hatten wir endlich die zweite Strophe komplett.
    Aus der Unterwelt entsprungen
Verloren in der Welt
Gekommen, die Nacht zu besitzen
Gnädig, wenn die Opfer gegeben
    „Lass uns einen Sherry trinken, Melissa! Mein Kopf raucht“, schlug Franklin vor.
    „Na, für wen ist das eine Strafarbeit?“, fragte ich frech und augenzwinkernd. Franklin zwinkerte zurück und schenkte zwei Gläser voll.
    „Es sieht so aus, als ginge es hier um eine Gottheit, der Blutopfer gebracht wurden.“
    „Vielleicht. Dann heißt es in der ersten Strophe bestimmt auch nicht ‚Geist’ sondern ‚Gott’.“
    „Das kann gut möglich sein. Wir werden mehr wissen, wenn wir die anderen Strophen auch noch übersetzt haben.“

     
    Armand war am anderen Ende der Stadt, als er plötzlich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Jemand war in sein Haus eingedrungen. Eine fremde, dunkle Kraft. Er kannte diese Präsenz. Vor einigen Jahren hatte er schon einmal solch unerwünschten Besuch bekommen. Man nannte sie
Die Dunklen
. Sie waren Bluttrinker wie er. Aber ihre Wurzeln hatten nichts mit den Ursprüngen seiner Art zu tun. Sie waren seinesgleichen weit unterlegen. Eine räuberische Bande. Mehr Tier als Mensch. Auf Zerstörung aus, wenn sie die Heimstätten von denen seiner Art fanden.
    Er schnaubte verächtlich, beeilte sich aber dennoch, zu seinem Haus zurückzukehren. Als er in die Nähe kam, erfüllte ein schrilles Quieken die Luft. Ein Warnruf. Die
Dunklen
hatten eine Wache aufgestellt für den Fall, dass der Hauseigner zurückkam. Er entdeckte das unglückselige Geschöpf hinter einem Müllcontainer. Es war zu langsam, um ihm zu entkommen. Das Quieken erstarb mit einem lauten Knacken, als er der Kreatur das Genick brach. Der schwarze, schmutzverkrustete Aufzug, der einmal als Kleidung gedient hatte, fiel zu Boden. Von dem
Dunklen
blieb nichts übrig. Wie immer. Keine Asche, kein Blut, nicht mal ein Fetzen Haut. Er stieß die Lumpen angewidert mit dem Fuß unter den Container und setzte seinen Weg nach Hause fort. Das

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