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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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glaubte ich ihm schließlich, dass es nur ein ärgerlicher, aber unwichtiger Vorfall war.
    Franklin unterzog das Gemälde aus Ägypten verschiedenen Tests und machte Aufzeichnungen über Alter, Herkunft und Beschaffenheit von Leinwand und Farben. Um ihm meine Arbeit zu zeigen, musste ich in sein Labor gehen, denn so wie ich Tag und Nacht an der Übersetzung gearbeitet hatte, arbeitete er Tag und Nacht an dem Gemälde. Seine Notizen glichen ebenfalls ägyptischen Hieroglyphen. „Und du kannst das noch lesen?“, fragte ich skeptisch.
    „Nun, wenn ich mich bemühe.“
    Ich lächelte in mich hinein. „Konntest du etwas herausfinden?“
    „Bis jetzt nicht viel. Außer, dass es ein brillanter Magier gewesen sein muss, der dieses Bild gemalt hat.“
    „Aha“, sagte ich und reichte ihm meine Arbeit. Lächelnd nahm er sie entgegen, setzte sich auf einen Stuhl in der Nähe und ließ das Bild erst einmal Bild sein. Ich wartete, ließ ihn in Ruhe lesen. Ab und zu runzelte er die Stirn und schaute sich das Original noch einmal an. Doch dann nickte er meist und fuhr fort.
In Zeiten alter Weisheit, neuer Wege,
Frieden Mensch und Gott,
Tier im Mensch und Gott im Tier.
Einheit – Leben – Weg
Aus der Unterwelt entsprungen
Verloren in der Welt
Gekommen die Nacht zu besitzen
Gnädig, wenn die Opfer gegeben
Blutige Gaben
Kinder der Nacht
Zweimal dreizehn sind achtundzwanzig
Für den Anfang ins Unendliche
Ein Mann und ein Weib
Vereint und doch getrennt
Das Schicksal sich erfüllt
Wenn sie siegen
Eine Einheit, ein Gott kann sein
Doch mit zwei Seiten
Aus der Finsternis die Wahrheit
Ewiges Leben oder ewige Verdammnis
    „Sehr gut!“, sagte er schließlich. „Das hätte ich kaum besser machen können. Aber hier hast du einen Fehler. Zweimal dreizehn sind sechsundzwanzig, nicht achtundzwanzig. Mathematik, erste Klasse Grundschule.“
    Ich ärgerte mich über den belehrenden Ton. „Da steht aber achtundzwanzig.“
    „Nun, ich denke, die Zeichen sind einfach sehr verwirrend. Es heißt bestimmt sechsundzwanzig.“
    „Wie du meinst.“ Ich verdrehte die Augen. Achtundzwanzig, sechsundzwanzig? Mir doch egal! Ich wollte nicht mit ihm streiten. „Was denkst du, wofür sie steht?“, heuchelte ich Interesse.
    „Sicher geht es um einen alten Kult. Und einen blutigen, wie ich bereits befürchtet hatte.“
    „Warum bist du dir so sicher?“
    „Ich denke, die sechsundzwanzig steht für die Anzahl der Opfer, die in einem Jahreskreis den Göttern dargebracht werden mussten. An bestimmten Tagen, zu bestimmten Stunden. Um sie gnädig zu stimmen. Vielleicht immer an Voll- und Neumond. Dreizehn Monde, also Monate in damaliger Zeit, und zwei Opfer pro Mond ergibt sechsundzwanzig im Kreise eines Jahres.“
    Er stand auf, streckte sich genüsslich und nahm die Brille ab, um die schmerzende Stelle an der Nasenwurzel zu reiben.
    „Solche Kulte gab es häufig in früheren Jahren. Heute sind sie, der Göttin sei Dank, sehr selten geworden.“

Feuerkind
     
    Ich kam gerade die große Treppe hinunter auf dem Weg zum Frühstücksraum, als Franklin gedankenversunken aus seinen Räumen trat. Er bemerkte mich erst, als ich laut ‚Guten Morgen’ sagte.
    „Oh, Melissa! Du bist schon auf. Das ist gut. Ich brauche dich nämlich.“ Er blätterte schon wieder in den Unterlagen, die er mit sich trug. Mit einer Geste bedeutete er mir, ihm zu folgen. Schade, mein Magen knurrte, und ich hatte mich aufs Frühstück gefreut. Mit einem bedauernden Blick sah ich zum Speisesaal hinüber. Aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. „Wir werden heute Jenny Hawkins und ihre Eltern besuchen. Ich möchte, dass du dabei bist. Jenny ist elf Jahre alt, und du hast ein Talent für Kinder.“
    „Willst du sie zu uns holen?“ Meine Frage war rein rhetorisch.
    „Höchstwahrscheinlich. Die Eltern haben uns um Hilfe gebeten. Sie werden einfach nicht Herr über die Kleine.“
    Es kam selten vor, dass Eltern bei uns anriefen und um Hilfe baten, wenn ihre Kinder Anzeichen übernatürlicher Fähigkeiten aufwiesen.
    „Wie äußern sich denn die Probleme, die das Mädchen macht?“
    „Sie hat den bösen Blick. Und zwar einen sehr mächtigen.“
    Damit ging er durch die Eingangstür und zum Wagen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und neben ihm in der dunklen Limousine Platz zu nehmen. Christoph fuhr uns, ein Mann wie ein Schrank, Ende dreißig, mit dichtem lockigem Blondschopf.
    Auf der Fahrt klärte Franklin mich über den genauen Sachverhalt auf. Jenny war mit

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