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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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Camille. Dem Schmerz aus dem Weg gehen, ihm gar nicht erst begegnen. Das Bewusstsein über den Verlust würde noch kommen. Im Moment sei es jedoch sogar besser, wenn Jenny es verdrängte und sich nur auf das Hier und Jetzt konzentrierte.
    Abends leistete Jenny mir gern Gesellschaft. Sie beobachtete interessiert, wie ich meine Aufzeichnungen und Überlegungen zusammenstellte oder mir Randnotizen machte.
    „Warum brauchst du keine Bücher dafür?“, fragte sie. „Camille und Franklin haben mir jede Menge Bücher über Telepathie und Telekinese gegeben. Weil ich mich damit beschäftigen soll.“
    „Und warum tust du’s dann nicht?“ Es war kein richtiger Vorwurf. Aber es sollte sie schon dazu ermutigen, diese Bücher auch zur Hand zu nehmen.
    „Ist mir zu langweilig. Ich würde lieber so arbeiten wie du.“
    „Auch ich habe stapelweise Bücher gewälzt, als ich neu hier war und Camille mich zur Hexe ausgebildet hat.“
    „Die Praxis ist aber viel interessanter“, schaltete sich eine Stimme vom Fenster aus ein. Armand war lautlos hereingekommen. Jenny erschrak. Sie wusste nicht, wer er war. Seit Jennys Einzug war er nicht mehr hier gewesen. Eine Geschäftsreise, wie ich wusste. Aber dass seine Natur der Nacht entsprang, wurde ihr durch ihre PSI-Fähigkeiten sofort klar.
    „Ist schon gut, Jenny. Keine Gefahr.“ War ich mir da so sicher? „Darf ich vorstellen, Armand de Toulourbet.“
    Armand verbeugte sich formvollendet vor dem Mädchen und lächelte freundlich, wobei er seine Fangzähne verbarg.
    „Er ist ein Freund“, ergänzte ich noch und stellte ihm Jenny als neues Mitglied der Ashera-Familie vor.
    „Und wenn du eine Freundin von Mel bist, hast du nichts von mir zu befürchten“, fügte er hinzu. Dennoch setzte Jenny sich ein Stück von uns weg. Argwöhnisch beobachtete sie, wie Armand mich vom Boden hochzog und mich innig küsste.
    Wie hatte ich sein wunderschönes Gesicht vermisst, die Liebe in seinen grauen Augen! Ich legte meine Hände auf seine Brust und spürte menschliche Wärme durch den dünnen Stoff des grauen Kaschmir-Pullovers.
    „C’est quoi, ca? Was ist das?“, wollte er wissen und deutete auf die Unmengen von Papieren, die um mich herum verstreut auf dem Boden lagen.
    „Das ist eine nette kleine Strafarbeit, die ich Franklin zu verdanken habe. Auch wenn er behauptet, es sei keine. Offenbar hat er gerade mal wieder die schlimmsten Befürchtungen unsere Beziehung betreffend. Jedenfalls erwartet er eine Darlegung meiner Ansichten über das Wesen des Vampirs.“
    „Wie ich schon sagte, es geht nichts über praktische Erfahrung.“
    „Armand!“
    Er schmunzelte. „Du hast wohl keine Zeit für einen kleinen Ausflug?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Nicht wirklich. Außerdem“, ich blickte mit einem warmen Lächeln zu Jenny hinüber, die immer noch misstrauisch dasaß und Armand keine Sekunde aus den Augen ließ, „muss ich mich um meine kleine Schwester kümmern.“
    „Ich würde auch beide Damen zu einem nächtlichen Ausflug mitnehmen“, bot Armand an. „Ganz unverfänglich.“ Ich fand seine gespielte Ernsthaftigkeit bei dem Wort ‚unverfänglich’ nahezu grotesk. Aber er meinte es nicht böse.
    „Bist du ein Vampir?“, fragte Jenny grade heraus.
    Mir wurde heiß und kalt, aber Armand lachte und gab sich diesmal auch nicht die geringste Mühe, die spitzen Zähne zu verbergen.
    „Il semble que oui. Sieht ganz so aus.“
    „Und du beißt Menschen?“
    „Gelegentlich.“
    „Das ist nicht nett!“, stellte Jenny energisch fest.
    „Es ist auch nicht nett, wenn der Löwe das Zebra frisst“, begann Armand.
    „Armand!“, zischte ich noch einmal, aber er ignorierte mich.
    „Trotzdem muss der Löwe das tun, um zu überleben. Und ich muss Menschen beißen. Denkst du deshalb, dass ich böse bin?“
    „Ich weiß nicht“, gab Jenny zurück und überlegte eine Weile. „Aber Melissa würde dich nicht mögen, wenn du böse wärst. Also musst du wohl gut sein“, meinte sie schließlich mit fester Überzeugung.
    „Na, das halte aber selbst ich für übertrieben“, scherzte Armand.
    „Ich allerdings auch“, bemerkte ich säuerlich.
    Jenny verstand diese Scherze nicht, doch sie kam jetzt wieder näher.
    „Wir könnten in die Highlands fliegen. Der Ort wäre auch für die kleine Mademoiselle sicher sehr interessant.“
    „Ich weiß nicht, ob Franklin davon so begeistert wäre.“
    „Ach, er ist von nichts begeistert, was Spaß macht.“
    „Ich hätte Lust“, meldete Jenny

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