Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
Information hast du von Armand.“
Ich nickte und erzählte ihm von dem Vorfall in Armands Wohnung.
„Das ist das zweite Mal, dass er Besuch von solchen Vampiren hatte. Vor ein paar Jahren ist so etwas schon einmal geschehen. Seitdem versuche ich, Spuren dieser
Dunklen
– die wir auch
Crawler
nennen – zu finden. Zweimal deuteten die Fakten darauf hin, dass wir eines ihrer Lager entdeckt hatten. Aber beide Male war es eine tote Spur. Heute morgen habe ich eine E-Mail aus Prag erhalten. Den Fakten nach könnte es sich auch diesmal um
Dunkle Vampire
handeln. Wenn du es dir zutraust, würde ich dich gerne dorthin schicken, um dir die Sache einmal näher anzusehen.“ Ich war überrascht. Eine weitere Außenmission? Noch dazu allein? „Aus meiner Sicht bist du erfahren genug. Und das Mutterhaus in Prag wird dir einen Kollegen zur Seite stellen. Fréderic Riot. Ich hoffe, du übernimmst den Auftrag.“
„Von Herzen gern.“
Armand war weniger begeistert. Er hielt diesen Auftrag nach meinem Unfall in Schottland und nach dem, was auf D’Argent passiert war, für eine schlechte Idee. Jedes Mal, wenn ich für die Ashera unterwegs sei, würde mir ein Unglück zustoßen.
„Es ist aber mein Job, verdammt noch mal!“ Ich hatte nicht die Absicht, mir meine Freude über das bevorstehende Abenteuer von ihm vermiesen zu lassen.
„Wenn du dich unbedingt schon wieder in Lebensgefahr begeben willst, dann komme ich mit.“ Wütend presste ich die Lippen aufeinander. Ich brauchte kein Kindermädchen. „Versuch erst gar nicht, mir zu widersprechen. Ich gehe mit dir, oder du bleibst hier.“
„Als ob du das zu entscheiden hättest!“
„Und wenn ich dich entführen und irgendwo festketten muss. Wenn ich dich nicht begleiten darf, wirst du diesmal nirgendwo hingehen.“
Mühsam kämpfte ich meinen Zorn nieder. „Wenn du unbedingt den Schutzengel spielen willst, bitteschön. Aber wage es nicht, querzuschießen und mich von meiner Arbeit abzuhalten! Sonst sind wir geschiedene Leute.“
Er nahm meine Drohung nicht ernst. Sie war ja auch mehr symbolisch gemeint. Mit einem triumphierenden Lächeln gab er mir einen Kuss auf die Stirn.
„Bonne fille! Braves Mädchen.“
Mit einem unwirschen Schnauben stieß ich ihn weg. „Wenn du entschuldigst. Ich muss packen.“
In Prag erwartete mich eine Limousine mit Chauffeur am Flughafen. Armand war bereits in der vorherigen Nacht vorausgeflogen, um sein Quartier in einem alten Mausoleum zu beziehen. Es war mir eine Genugtuung, dass Prag ihm keinerlei Annehmlichkeiten bot. Das geschah ihm recht. Ich hingegen hatte ein warmes gemütliches Zimmer und All-inclusive-Service.
Das Tepecz House befand sich in einem barocken Stadtpalast. Frédéric Riot begrüßte mich als erster, stellte mich dem Leiter – Zlatan Kuvaléc – vor und bat mich zu einer ersten Besprechung ins kleine Konferenzzimmer, sobald ich meine Sachen ausgepackt hatte.
Franklin hatte eine Untersuchungsakte über die
Crawler
auf dem Zentralrechner der Ashera angelegt. Er war der direkte Ansprechpartner, der umgehend in Kenntnis gesetzt werden musste, wenn irgendwo auf der Welt Spuren von ihnen gefunden wurden. Alle weiteren Nachforschungen erfolgten dann in Zusammenarbeit mit einem Mitarbeiter aus Gorlem Manor. In diesem Fall mit mir.
Der Fund von zwei Leichen mit mysteriöser Todesursache hatte die Behörden veranlasst, die Ashera hinzuzuziehen. Bei den Männern handelte es sich um Obdachlose. Sie waren bei Wartungsarbeiten in den Abwasserkanälen nahe dem Veits-Dom gefunden worden. Blutleer, mit gebrochenem Genick und unzähligen Bisswunden.
„Ich war mit Malèk Paul, einem Vampirspezialisten, in den Kanälen. Wir haben eine Kammer gefunden, in der mindestens fünf Bluttrinker ihre Schlafstätte hatten. Aber keine Vampire, wie wir sie kennen. Es gab keine Särge. Die Kleidungsstücke, die dort zurückgelassen wurden, glichen Lumpen. Und dann die Spuren an den beiden Opfern: Sie wurden leer getrunken, bis auf den letzten Tropfen. Die Bisswunden wurden nicht mit Vampirblut versiegelt, um die Spuren zu verwischen. Alles Dinge, die untypisch sind.“ Riot spielte mit seinem Stift. Er drehte ihn unablässig zwischen Daumen und Zeigefinger, während er mich über den bisherigen Stand der Ermittlungen in Kenntnis setzte. Bei dem Thema Sarg hob ich die Brauen. Glaubten die wirklich daran, dass Vampire noch in Särgen schliefen? Ich widerstand dem Impuls, ihn sofort aufzuklären.
„Wissen Sie, wo diese Bluttrinker
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