Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)
jetzt sind?“
Er schüttelte den Kopf und klopfte den Stift abwechselnd mit der Spitze und dem Ende auf den Tisch. Ich wünschte, er würde das lassen, es machte mich nervös.
„Sie sind nicht mehr zurückgekommen. Spurlos verschwunden.“
„Macht es denn unter diesen Umständen noch Sinn, weitere Nachforschungen anzustellen?“
„Malèk sagt, dass er die dunkle Präsenz aus der Kammer noch immer in Prag wahrnehmen kann. Deshalb gehen wir davon aus, dass die
Crawler
noch hier sind. Wir müssen einfach weitersuchen.“
Er drehte den Kugelschreiber wieder zwischen den Fingern, und ich verdrehte die Augen.
„Etwas nicht in Ordnung?“ fragte er höflich.
Ich winkte ab und bemühte mich, den Stift einfach zu ignorieren. „Hat Franklin gesagt, dass ich einen Begleiter habe?“
Abrupt kam der Stift zum Stehen. Hurra! „Was für einen Begleiter? Außer Ihnen wurde uns niemand angekündigt.“
„Nicht wichtig. Nur mein Kindermädchen.“
Riot verstand weder meine Frage noch meinen Spruch mit dem Kindermädchen. Ich verzichtete darauf, es ihm näher zu erklären. Er würde Armand spätestens am Abend begegnen.
Auch Malèk Paul würde weiterhin mit uns zusammenarbeiten. Es war die vielversprechendste Spur, die es von den
Crawlern
bisher gegeben hatte. Das Interesse des Vampirexperten war also verständlich.
Nach Einbruch der Dunkelheit trafen wir uns mit Malèk in der Straße hinter dem Veits-Dom. Ein Kanaldeckel lag auf dem Pflaster. Der dunkle Schacht, den er normalerweise verschloss, sah wenig verlockend aus. Der Bereich war großzügig abgesperrt mit einem schwarzem Band, auf dem das Ashera-Zeichen prangte. Fast wie eine ‚Do-not-cross’-Line der Polizei. Etwas, das mir neu war.
Malèk Paul begrüßte uns. Er sprach nicht besonders gut Englisch, aber es reichte, um sich zu verständigen. Er wollte sich sofort an die Arbeit machen.
„Können wir bitte noch einen Moment warten?“ bat ich. Armand hatte darauf bestanden, den Schutzengel zu mimen. Und ich wollte ihm den Spaß nicht verderben, auch wenn es mir auf die Nerven ging, dass er jeden meiner nächtlichen Schritte hier in Prag überwachen würde.
„Wir können gehen“, erklang seine Stimme just in diesem Moment hinter uns. Frederic und Malèk fuhren erschrocken herum. Ich seufzte nur ergeben.
„Darf ich vorstellen? Armand de Toulourbet. Mein besagtes Kindermädchen.“
Der Blick, den er mir für diese Bemerkung zuwarf, hätte die Hölle einfrieren lassen können. Unser kleiner Streit war noch nicht beigelegt. Er trug einfache schwarze Straßenkleidung. Jeans und Pullover. Passend für einen nächtlichen Spionageeinsatz. Im Grunde wirkte er damit ebenso menschlich, wie wir. Aber seine wahre Natur blieb meinen beiden Kollegen natürlich nicht verborgen.
„Eine Vampir!“ stieß Malèk keuchend hervor. „Missen sein Scherz.“
Achselzuckend drängte ich mich an den beiden überraschten Männern vorbei und stieg in den Schacht hinunter. Kurz bevor mein Kopf unter der Erde verschwand, fragte ich Armand: „Kommst du jetzt? Schließlich könnten da unten ja schleimige Monster auf mich warten. Oder Schlimmeres.“
Mein Zynismus beeindruckte ihn wenig. Er ließ meinen beiden Ashera-Kollegen den Vortritt, die sich sichtlich unwohl in seiner Nähe fühlten. Armand hielt sich im Hintergrund, während wir durch die feuchten Gänge wanderten. In der Kammer rümpfte er angewidert die Nase. Der Geruch war unerträglich. Nach Moder und Schmutz und etwas Totem.
Malèk drückte sich an der Wand entlang, um an Armand vorbei zu einem Bündel zu gelangen, das in einer Ecke des Raumes lag. Hätte er gefragt, wäre Armand sicherlich einen Schritt zur Seite getreten. Für einen Experten zeigte er erstaunlich viel Angst vor meinem Geliebten.
Er kam mit dem Bündel zu mir herüber. „Nur diese Kleider wir gefunden. Aber Energien sein an viel Orte in Prag noch spierbar.“
Ich nahm die Stoffbahnen entgegen. Sobald ich sie berührte, konnte auch ich den Hass und die Wut spüren, die in ihnen zurückgeblieben war. Und eine bittere Gier.
„Sie sind tot“, meldete Armand sich zu Wort.
„Ich nicht glaube“, widersprach Malèk.
Armand kam zu mir, was Malèk veranlasste, hastig einen Schritt zurückzuweichen. Er nahm mir das Bündel aus der Hand, hielt es an seine Nase und sog den Geruch tief ein.
„Wenn
Die Dunklen
sterben, hinterlassen sie keine Asche, so wie wir. Es bleiben immer nur ihre Kleider zurück. Und dieser Abgrund, den sie fühlen.“
Er
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