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Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Ruf des Blutes 1 - Tochter der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Carpenter
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stellten uns Rücken an Rücken und untersuchten unsere Umgebung. Die dunkle Kraft war hier so stark, dass man unmöglich sagen konnte, von wo genau sie kam. Ich bekam eine Gänsehaut. Wieder huschte ein Schatten durch den Strahl meiner Lampe. Und gleich darauf ein zweiter rechts von Malèk. War es ein und derselbe, oder versuchte eine Gruppe uns einzukesseln?
    Etwas streifte meine Hand. Mit einem Aufschrei ließ ich die Lampe fallen. Sie fiel in das knöcheltiefe Wasser, erlosch aber zum Glück nicht. Schnell hob ich sie wieder auf.
    „Mir nicht gefallen.
Crawler
sehr ängstlich. Ängstliche Hunde beißen.“
    Wie war das noch gleich mit dem Dobermann? In diesem Augenblick hätte ich meinen Wachhund tatsächlich gern an meiner Seite gehabt. Wir lauschten angespannt. Ich spürte die Bewegung mehr, als dass ich sie sah. Ein Zittern in der Luft, als jemand mich angriff. Doch er erreichte mich nicht. Etwas, das wie schwarze Schwingen aussah, tauchte aus dem Nichts auf und fing die Attacke ab. Es folgte ein schmerzhaft schriller, unmenschlicher Aufschrei. Malèk und ich hielten uns die Ohren zu. Im nächsten Augenblick landete ein Bündel brauner Lumpen vor unseren Füßen.
    „Ich glauben, wir mitten in Krieg.“
    Krieg? Eher ein Todeskommando. Ein zweiter Schrei ertönte. Wir wirbelten beide herum und richteten unsere Taschenlampen auf die Stelle. Alles, was wir sahen, war ein weiteres Lumpenbündel. Dasselbe wiederholte sich noch dreimal.
    „Finf“, sagte Malèk, und ich hörte, wie er schluckte. Auch diese Gruppe war tot. Aber das Ding mit den schwarzen Schwingen war noch da. Und seine Präsenz war viel stärker als die der
Crawler
.
    Plötzlich hörte ich Schritte im Wasser. Schnelle Schritte. Es entfernte sich von uns.
    „Schnell. Missen hinterher.“
    Ich wollte gar nicht hinterher. Eigentlich war ich froh, dass es verschwand, ohne uns zu töten. Aber Malèk rannte schon den Kanal hinunter. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Eine Tür quietschte in rostigen Angeln, etwa zehn Meter vor uns.
    „Es nach oben.“
    Tatsächlich, die Tür war ein alter Eingang zum Abwassersystem der Stadt. Nach einem kurzen Anstieg befanden wir uns wieder über der Erde. Es roch stark nach Blut, Exkrementen und Verwesung. Ein Schlachthof.
    Von unserem Retter war nichts zu sehen. Trotzdem war er ganz in der Nähe. Ich glaubte leises Atmen zu hören. Malèk ging vorsichtig weiter, während ich am Eingang zum Kanal zurückblieb. In meinem Magen bildete sich ein eisiger Klumpen. Wir sollten diesem Ding nicht folgen. Wir sollten wieder zurück in die Kanäle gehen und sehen, ob wir weitere Spuren der
Crawler
fänden. Aber das Geschöpf mit den Schwingen sollten wir besser vergessen.
    Malèks Schrei ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ich drehte mich um und rannte in die Richtung, in die er verschwunden war. Ich kam zu spät. Sein Körper sank langsam zu Boden. Er sah merkwürdig aus. Irgendwie falsch. Dann begriff ich, dass sein Kopf auf seinen Rücken gedreht war. Mir wurde übel. Doch bevor ich mich übergeben konnte, packte mich eine eisige Klaue an der Kehle und warf mich gegen die Steinmauer des Schlachthofgebäudes. Mir blieb die Luft weg, als der Schmerz durch meine Glieder schoss. Bedrohlich ragte ein Schatten vor mir auf. Das Geschöpf mit den schwarzen Schwingen, dass die
Dunklen
getötet hatte.
    Ich stand meinem Tod gegenüber.
    Warum hatte ich nur darauf bestanden, dass Armand mir in dieser Nacht nicht folgte? Die Klauen packten erneut meine Kehle und drückten fest zu. Zum ersten mal sah ich diesem Ding ins Gesicht. Nur, um verwundert festzustellen, dass es aussah wie ein Mensch. Seine Schwingen waren nichts anderes als ein weiter Umhang. Ähnlich dem, den Armand trug.
    „Warum könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen? Ich schaffe diejenigen meiner Brut aus dem Weg, die für euch zur Bedrohung werden. Genügt das nicht? Warum musstet ihr mir unbedingt folgen? Warum müsst ihr meiner Spur nachhetzen wie eine verdammte Meute von Jagdhunden?“
    Der Mann, der das sagte, hatte bernsteingelbe Augen und kurzes graumeliertes Haar. Wenn seine schmalen, feingeschwungenen Lippen sich bewegten, konnte man elfenbeinfarbene Fangzähne erkennen.
    Seine Brut? War er ein
Crawler
? Am Ende gar ein Fürst dieser Art, wenn er von ‚seiner Brut’ sprach? Aber er hatte keine Ähnlichkeit mit den Kreaturen, die uns in den Abwasserkanälen angegriffen hatten. Er war zweifellos intelligent, seine Kleidung edel, seine Haltung

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