Runlandsaga - Wolfzeit
da herausholen!«
Jahanila war die Erste, die sich rührte. Gefolgt von einem der Krieger aus dem Kreis der Stürme neben ihr sprang sie zu der Bodenklappe. Sie riss die Luke mit dem Eisenring auf. Der andere Serephin half ihr dabei. Manari kniete sich neben die beiden, um als Erste in den Keller hinabzusteigen.
»Das ... das ist doch nur ein Trick«, murmelte Jenasar. Doch offensichtlich war er selbst nicht überzeugt von dem, was er sagte, denn nun senkte auch er sein Schwert.
»Keine Sorge, du bekommst deinen Zweikampf«, ließ sich Manari ungerührt vernehmen, ohne sich zu ihm umzudrehen, während sie in das Loch kletterte. »Aber noch bin ich der Anführer dieses Unternehmens, und wenn da unten jemand überlebt hat, dann sage ich: Wir lassen ihn nicht zurück!«
Als ob ihre letzten Worte einen Befehl an die anderen enthalten hätten, drängten sich nun weitere Serephin um die offene Bodenklappe.
»Wartet«, rief Alcarasán. »Nicht alle! Um Schutt wegzuräumen und einen Verletzten zu bergen, reichen drei, höchstens vier. Die Höhlen könnten noch weiter einstürzen.«
»Ich gehe«, beschloss Jenasar. »Ich will sie im Auge behalten.«
»Dann komme ich mit«, erwiderte Alcarasán.
Der Krieger sah ihn ungerührt an, als hätte er nichts anderes erwartet. »Ganz wie du willst.«
Er ließ sich hinter Manari in das Kellerloch hinab. Kaum war sein Kopf verschwunden, hörte man ihn laut husten.
Jahanila wandte sich an Alcarasán. »Ich gehe auch mit.«
»Nein«, gebot Alcarasán entschieden. »Wenn mir da unten etwas geschieht, dann bist du die Einzige, die hier noch unseren Orden vertritt. Du bleibst bei den anderen.«
Er spürte ihre Enttäuschung, aber sie sagte nichts weiter. Mit einer schnellen Bewegung und einem gemurmelten Befehl ließ er eine faustgroße schimmernde Lichtkugel auf seiner Handfläche erscheinen und schickte sie über seinen Kopf. Sie folgte ihm, während er Manari und Jenasar in den Keller hinterherstieg.
Er war kaum unten angekommen, als er ebenfalls husten musste. Die Luft war erfüllt vom feinem Staub, der ihm schwer im Hals kratzte. Nur wenige Fuß von ihm entfernt standen die anderen beiden.
Es sieht aus, als seien die Kellerräume nicht eingestürzt , vernahm er die Stimme seiner Schwester in seinem Geist. Er ertappte sich dabei, dass sie in seinen Gedanken tatsächlich nicht mehr wie Ranárs Stimme klang. Sein Verstand änderte sie zu der von Manari – so, wie er sich an sie erinnerte: weich und volltönend, sich ihres eigenen Einflusses auf andere bewusst, und dabei von einer unterschwelligen Härte, die immer nur dann zutage getreten war, wenn sie einmal nicht ihren Willen bekommen hatte. Jetzt, da er es sich endlich eingestand, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte, drängte es ihn, mit ihr allein zu sein, zu erfahren, was sie in all der Zeit erlebt hatte, eine Brücke zu ihrer gemeinsamen Vergangenheit zu schlagen. Aber das musste warten. Die Härte, mit der er sich im Orden der Flamme die Stellung eines Restaran erkämpft hatte, ergriff die Zügel seiner wild wandernden Gefühle und zwang ihn, seine Aufmerksamkeit auf nichts anderes zu richten als die hier unten zu erfüllende Aufgabe. Jede andere Regung musste warten.
Er sah sich um. Was Manari gesagt hatte, stimmte: Fast alle Regale und Kisten waren umgekippt und die darin aufbewahrten Vorräte über den Raum verstreut, aber die Decke wies keinerlei Risse auf. Es knackte laut, als Alcarasáns Stiefel auf die Scherben der zerbrochenen Weinflaschen traten. Das nasse Glas glitzerte im Schein der über seinem Kopf schwebenden Lichtkugel, als sei der Boden mit Schnee bedeckt.
Da vernahm er wieder das schwache Schaben im Hintergrund seines Geistes, der verzweifelte Versuch eines völlig entkräfteten Wesens, sich Gehör zu verschaffen. »Spürt ihr das? Da ist es wieder!«
»Tatsächlich!« rief Jenasar. »Es kommt aus dem Gang, der in die Höhle mit dem Quelor führt.«
Manari schritt bereits forsch in die Dunkelheit hinein. »Dann lasst uns keine Zeit verlieren. Kommt!«
Alcarasán ging ihr nach. Das Licht, das er heraufbeschworen hatte, wanderte über ihm mit, ein schimmernder Mond im Kleinen. Der Krieger aus Ascerridhon folgte ihm auf dem Fuß.
Manari war über ein umgekipptes Regal gestiegen und trat nun langsam in den Gang hinein. Nach wenigen Schritten blieb sie stehen. Ihre Hände trafen auf harten Widerstand. »Hier geht es nicht weiter. Geröll blockiert den Weg.«
Als Alcarasán neben sie trat, wurde es
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