Sämtliche Werke
lebte.
8. Beinahe ganze zwei Jahre dauerte der überschwengliche Freudenrausch bei dieser damals so glücklichen Nation; zur Feier jener Siege drängten sich Jubelfeste, Volksspiele, Triumphbogen, Lustkämpfe und dergleichen Vergnügungen, die mehr als eine Viertelmillion Pfund Sterlinge kosteten, und das Haus der Gemeinen bewilligte einstimmig eine ungeheure Summe (ich glaube drei Million Pfund Sterling), um Triumphbögen, Denksäulen und andere Monumente zu errichten und damit
die glorreichen Ereignisse des Krieges*
zu verewigen.
9. Beständig, seit dieser Zeit, hatten wir das Glück, unter der Regierung ebenderselben Personen zu leben, die unsere Angelegenheiten in besagtem glorreichen Kriege geführt hatten.
10. Beständig, seit dieser Zeit, lebten wir in einem tiefen Frieden mit der ganzen Welt; man kann annehmen, daß dieses noch jetzt der Fall ist, ungeachtet unserer kleinen zwischenspieligen Rauferei mit den Türken; und daher sollte man denken, es könne keine Ursache in der Welt geben, weshalb wir jetzt nicht glücklich sein sollten: wir haben ja Frieden, unser Boden bringt reichlich seine Früchte, und, wie die Weltweisen und Gesetzgeber unserer Zeit eingestehen, wir sind die allererleuchtetste Nation auf der ganzen Erde. Wir haben wirklich überall Schulen, um die heranwachsende Generation zu unterrichten; wir haben nicht allein einen Rektor oder Vikar oder Kuraten in jedem Kirchsprengel des Königreichs, sondern wir haben in jedem dieser Kirchsprengel vielleicht noch sechs Religionslehrer, wovon jeder von einer andern Sorte ist als seine vier Kollegen, dergestalt, daß unser Land hinlänglich mit Unterricht jeder Art versorgt ist, kein Mensch dieses glücklichen Landes im Zustande der Unwissenheit leben wird – und daher unser Erstaunen um so größer sein muß, wie irgend jemand, der ein Premierminister dieses glücklichen Landes werden soll, dieses Amt als eine so schwere und schwierige Last ansieht.
11. Ach, wir haben ein einziges Unglück, und das ist ein wahres Unglück: wir haben nämlich einige Siege gekauft – sie waren herrlich – es war ein gutes Geschäft – sie waren drei- oder viermal soviel wert, als wir dafür gaben, wie Frau Tweazle ihrem Manne zu sagen pflegt, wenn sie vom Markte nach Hause kommt – es war große Nachfrage und viel Begehr nach Siegen – kurz, wir konnten nichts Vernünftigeres tun, als uns zu so billigem Preise mit einer so großen Portion Ruhm zu versehen.
12. Aber, ich gestehe es bekümmerten Herzens, wir haben, wie manche andere Leute, das Geld
geborgt
, womit wir diese Siege gekauft, als wir dieser
Siege
bedurften, deren wir jetzt auf keine Weise wieder loswerden können, ebensowenig wie ein Mann seines Weibes los wird, wenn er einmal das Glück gehabt hat, sich die holde Bescherung aufzuladen.
13. Daher geschieht’s, daß jeder Minister, der unsere Angelegenheiten übernimmt, auch sorgen muß für die Bezahlung unserer Siege, worauf eigentlich noch kein Pfennig abbezahlt worden.
14. Er braucht zwar nicht dafür zu sorgen, daß das ganze Geld, welches wir borgten, um Siege dafür zu kaufen, ganz auf einmal, Kapital und Zinsen, bezahlt werde; aber für die regelmäßige Auszahlung der
Zinsen
muß er, leider Gottes! ganz bestimmt sorgen; und diese Zinsen, zusammengerechnet mit dem Solde der Armee und anderen Ausgaben, die von unseren
Siegen
herrühren, sind so bedeutend, daß ein Mensch ziemlich starke Nerven haben muß, wenn er das Geschäftchen übernehmen will, für die Bezahlung dieser Summen zu sorgen.
15. Früherhin, ehe wir uns damit abgaben, Siege einzuhandeln und uns allzu reichlich mit Ruhm zu versorgen, trugen wir schon eine Schuld von wenig mehr als
zweihundert Millionen
, während alle Armengelder in England und Wales zusammen nicht mehr als
zwei Millionen
jährlich betrugen und während wir noch nichts von jener Last hatten, die unter dem Namen dead weight uns jetzt aufgebürdet ist und ganz aus unserm Durst nach Ruhm hervorgegangen.
16. Außer diesem Gelde, das von Kreditoren
geborgt
worden, die es freiwillig hergaben, hat unsere Regierung, aus Durst nach
Siegen
, auch indirekt bei den
Armen
eine große Anleihe gemacht, d.h. sie steigerte die gewöhnlichen Taxen bis auf eine solche Höhe, daß die Armen weit mehr als jemals niedergedrückt wurden und daß sich die Anzahl der Armen und Armengelder erstaunlich vergrößerte.
17. Die Armengelder stiegen von
zwei Millionen
jährlich auf
acht Millionen;
die Armen haben nun gleichsam ein
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