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Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Heine
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Polen;
    Trällernd kommt sie jeden Monat –
    Um die Wäsche abzuholen.
    Ja, sie haben wirklich Wäsche,
    Jeder hat der Hemden zwei,
    Ob sie gleich zwei edle Polen,
    Polen aus der Polackei.
    Sitzen heute am Kamine,
    Wo die Flammen traulich flackern;
    Draußen Nacht und Schneegestöber
    Und das Rollen von Fiakern.
    Eine große Bowle Punsch
    (Es versteht sich, unverzückert,
    Unversäuert, unverwässert)
    Haben sie bereits geschlückert.
    Und von Wehmut wird beschlichen
    Ihr Gemüte; ihr Gesicht
    Wird befeuchtet schon von Zähren,
    Und der Crapülinski spricht:
    »Hätt ich doch hier in Paris
    Meinen Bärenpelz, den lieben
    Schlafrock und die Katzfellnachtmütz’,
    Die im Vaterland geblieben!«
    Ihm erwiderte Waschlapski:
    »O du bist ein treuer Schlachzitz,
    Denkest immer an der Heimat
    Bärenpelz und Katzfellnachtmütz’.
    Polen ist noch nicht verloren,
    Unsre Weiber, sie gebären,
    Unsre Jungfraun tun dasselbe,
    Werden Helden uns bescheren,
    Helden, wie der Held Sobieski,
    Wie Schelmuffski und Uminski,
    Eskrokewitsch, Schubiakski,
    Und der große Eselinski.«
    Das goldne Kalb
    Doppelflöten, Hörner, Geigen
    Spielen auf zum Götzenreigen,
    Und es tanzen Jakobs Töchter
    Um das Goldne Kalb herum –
    Brum – brum – brum –
    Paukenschläge und Gelächter!
    Hochgeschürzt bis zu den Lenden
    Und sich fassend an den Händen,
    Jungfraun edelster Geschlechter
    Kreisen wie ein Wirbelwind
    Um das Rind –
    Paukenschläge und Gelächter!
    Aaron selbst wird fortgezogen
    Von des Tanzes Wahnsinnwogen,
    Und er selbst, der Glaubenswächter,
    Tanzt im Hohenpriesterrock,
    Wie ein Bock –
    Paukenschläge und Gelächter!
    König David
    Lächelnd scheidet der Despot,
    Denn er weiß, nach seinem Tod
    Wechselt Willkür nur die Hände,
    Und die Knechtschaft hat kein Ende.
    Armes Volk! wie Pferd und Farr’n
    Bleibt es angeschirrt am Karr’n,
    Und der Nacken wird gebrochen,
    Der sich nicht bequemt den Jochen.
    Sterbend spricht zu Salomo
    König David: »Apropos,
    Daß ich Joab dir empfehle,
    Einen meiner Generäle.
    Dieser tapfre General
    Ist seit Jahren mir fatal,
    Doch ich wagte den Verhaßten
    Niemals ernstlich anzutasten.
    Du, mein Sohn, bist fromm und klug,
    Gottesfürchtig, stark genug,
    Und es wird dir leicht gelingen,
    Jenen Joab umzubringen.«
    König Richard
    Wohl durch der Wälder einödige Pracht
    Jagt ungestüm ein Reiter;
    Er bläst ins Horn, er singt und lacht
    Gar seelenvergnügt und heiter.
    Sein Harnisch ist von starkem Erz,
    Noch stärker ist sein Gemüte,
    Das ist Herr Richard Löwenherz,
    Der christlichen Ritterschaft Blüte.
    »Willkommen in England!« rufen ihm zu
    Die Bäume mit grünen Zungen –
    »Wir freuen uns, o König, daß du
    Östreichischer Haft entsprungen.«
    Dem König ist wohl in der freien Luft,
    Er fühlt sich wie neugeboren,
    Er denkt an Östreichs Festungsduft –
    Und gibt seinem Pferde die Sporen.
    Der Asra
    Täglich ging die wunderschöne
    Sultanstochter auf und nieder
    Um die Abendzeit am Springbrunn,
    Wo die weißen Wasser plätschern.
    Täglich stand der junge Sklave
    Um die Abendzeit am Springbrunn,
    Wo die weißen Wasser plätschern;
    Täglich ward er bleich und bleicher.
    Eines Abends trat die Fürstin
    Auf ihn zu mit raschen Worten:
    »Deinen Namen will ich wissen,
    Deine Heimat, deine Sippschaft!«
    Und der Sklave sprach: »Ich heiße
    Mohamet, ich bin aus Yemmen,
    Und mein Stamm sind jene Asra,
    Welche sterben, wenn sie lieben.«
    Himmelsbräute
    Wer dem Kloster geht vorbei
    Mitternächtlich, sieht die Fenster
    Hell erleuchtet. Ihren Umgang
    Halten dorten die Gespenster.
    Eine düstre Prozession
    Toter Ursulinerinnen;
    Junge, hübsche Angesichter
    Lauschen aus Kapuz’ und Linnen.
    Tragen Kerzen in der Hand,
    Die unheimlich blutrot schimmern;
    Seltsam widerhallt im Kreuzgang
    Ein Gewisper und ein Wimmern.
    Nach der Kirche geht der Zug,
    Und sie setzen dort sich nieder
    Auf des Chores Buchsbaumstühle
    Und beginnen ihre Lieder.
    Litaneienfromme Weisen,
    Aber wahnsinnwüste Worte;
    Arme Seelen sind es, welche
    Pochen an des Himmels Pforte.
    »Bräute Christi waren wir,
    Doch die Weltlust uns betörte,
    Und da gaben wir dem Cäsar,
    Was dem lieben Gott gehörte.
    Reizend ist die Uniform
    Und des Schnurrbarts Glanz und Glätte;
    Doch verlockend sind am meisten
    Cäsars goldne Epaulette.
    Ach, der Stirne, welche trug
    Eine Dornenkrone weiland,
    Gaben wir ein Hirschgeweihe –
    Wir betrogen unsern Heiland.
    Jesus, der die Güte selbst,
    Weinte sanft ob unsrer Fehle,
    Und er sprach:

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