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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war dann entwichen. Die Flammen hatten so rasch um sich gegriffen, daß man schon nicht mehr nach oben konnte; was in den untern Räumen stand und lag, wurde meist geborgen. Das Wandschränkchen stand offen und war leer. Die Leichen, zu denen man unmöglich gelangen konnte, mußten verbrennen.«
    »Gräßlich – schrecklich!« rief es rundum, als der Erzähler jetzt eine Pause machte. Fred Engel saß am Feuer, hielt das Gesicht in die Hände und weinte leise.
    »Ja, gräßlich!« nickte Droll. »Der Fall erregte Aufsehen. Es wurde geforscht nach allen Richtungen, doch vergeblich. Die beiden Brüder Engel hatten in St. Louis eine Schwester, die Frau eines reichen Flußreeders. Sie bot zehntausend Dollar Prämie auf das Ergreifen des Raub- und Brandmörders; auch das fruchtete nichts. Da kam sie auf den Gedanken, sich an das Privatdetektivbureau von Harris und Blother zu wenden, und das hat Erfolg gehabt.«
    »Erfolg?« fragte Watson. »Der Mörder ist ja noch frei! Ich nehme natürlich an, daß es der Cornel ist.«
    »Ja, er ist noch frei,« antwortete Droll, »aber schon so gut wie abgethan. Ich begab mich nach Benton, um dort die Augen einmal besser aufzumachen, als andre es gethan hatten, und – – –«
    »Ihr? Warum Ihr?«
    »Um mir die Fünftausend zu verdienen.«
    »Es waren doch Zehntausend!«
    »Das Honorar wird geteilt,« bemerkte Droll. »Die eine Hälfte bekommt Harris und Blother, die andre der Detektiv.«
    »Ja, seid denn Ihr, Sir, ein Polizist?«
    »Hm! Ich denke, daß ich es hier mit lauter ehrlichen Leuten zu thun habe, unter denen es keinen gibt, dem man auch einmal auf die Fersen gesetzt wird, und so will ich sagen, was ich bisher verschwiegen habe: Ich bin Privatpolizeiagent und zwar für gewisse Distrikte des fernen Westens. Ich habe schon manchen Mann, der sich ganz sicher fühlte, an Master Hanf geliefert und denke, dies auch weiter fortzuüben. So, nun wißt Ihr es, und nun kennt Ihr auch den Grund, warum ich nicht von mir zu sprechen pflege. Der alte Droll, über den schon viele Hunderte gelacht haben, ist, wenn man ihn kennt, kein so sehr lächerlicher Kerl. Doch das gehört nicht hieher; ich habe von dem Morde zu sprechen.«
    Hatte man vorhin über den sonderbaren Namen der Tante gelacht, so sah man jetzt Droll mit ganz andern Augen an. Sein Geständnis, daß er Detektiv sei, warf einen erklärenden Schein auf seine ganze Persönlichkeit, auf alle seine angenommenen Eigenheiten. Er versteckte sich hinter sein drolliges Wesen, um seine Hände desto sicherer nach dem, den er fassen wollte, ausstrecken zu können.
    »Also,« fuhr er fort, »ich machte mich vor allen Dingen an Fred und fragte ihn aus. Ich erfuhr, was erzählt und gesprochen worden war. Das Wandschränkchen war von dem Mörder geöffnet worden. Er hatte es nicht aufbrechen dürfen, weil durch das dabei verursachte Geräusch die Bewohner des Hauses aufgeweckt worden wären; er hatte dieselben ermordet, um zu der Zeichnung zu kommen. Er wollte dieselbe natürlich benutzen, folglich hegte er die Absicht, nach dem Silbersee zu gehen. Ich mußte ihm nach und nahm Fred mit, der ihn gesehen hatte, und also erkennen würde. Schon auf dem Steamer, als ich die Tramps erblickte, war ich meiner Sache ziemlich sicher; die Gewißheit ist von Tag zu Tag gewachsen, und hoffentlich fällt mir der Thäter heute in die Hand.«
    »Dir?« fragte der alte Blenter. »Oho! Was willst du mit ihm thun?«
    »Das, was ich im Augenblick für das beste halte.«
    »Ihn etwa nach Benton schaffen?«
    »Vielleicht.«
    »Das laß dir nicht träumen! Es gibt Leute, welche weit mehr Recht als Du auf ihn haben. Denke an die Rechnung, welche nur allein ich mit ihm quitt zu machen habe!«
    »Und ich!« rief der Schichtmeister.
    »Und wir andern Rafters auch!« ertönte es von mehreren Seiten.
    »Erregt euch nicht, denn wir haben ihn noch nicht!« antwortete Droll.
    »Wir haben ihn!« behauptete Blenter.
    »Er ist jedenfalls der Allererste, welcher den Zug besteigt.«
    »Mag sein; aber ich esse keine Büffellende, wenn ich nicht vorher den Büffel geschossen habe. Übrigens ist es mir ganz egal, wer ihn bekommt. Es ist gar nicht notwendig, daß ich ihn geschleppt bringe. Bringe ich den Nachweis seines Todes und daß ich zu demselben beigetragen habe, so ist mir die Prämie so sicher wie mein Sleeping-gowe. Für jetzt habe ich genug gesprochen und werde ein wenig schlafen. Weckt mich, wenn die Zeit gekommen ist!«
    Er stand auf um sich ein abgelegenes, dunkles

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