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Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Saemtliche Werke von Karl May - Band 01

Titel: Saemtliche Werke von Karl May - Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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durch dick und dünne geht, so pfeifen Sie mir nur; ich werde sofort apräsang sein! Wie bedanke ich mich nur? Wollen Sie eenen freundlichen Händedruck, eenen lukrativen Kuß oder eene interimistische Umarmung vor der ganzen Welt?«
    »Ein Händedruck genügt.«
    »Gut! Tü lah wolüh, Anton. Hier is meine Hand. Drücken Sie sie; immer drücken Sie sie, solange es Ihnen Freede und Vergnügen macht. Ich schtelle sie Ihnen von jetzt an täglich zur Verfügung, so oft ich sie nich selber brauche, denn Dankbarkeet is eene Zier, und finden thut man sie bei mir. Droll, Vetter aus Altenburg, hast du gehört, was mir das Glück dieses Tages in aller Hochachtung beschieden hat?«
    »Ja,« antwortete der Altenburger. »Wennste een andrer wärst, so thät’ ich dich beneide, weilste aber mein Freund und Vetter bist, gönn’ ich dersch aus Herzegrund. Ich gratuliere!«
    »Danke, wünsch’ gleichfalls! Hurrje, wird’s von jetzt an an een Schießen gehen! Mit diesem Gewehre fordre ich mein Jahrtausend in die Schranken, ohne Advokat und Protokoll. Hier, Mylord, is meine Hand noch eenmal; drücken Sie; drücken Sie nur immer zu; ich will mirsch gern gefallen lassen. Ihr Engländer seid doch schtets prächtige Kerle; das konschtatiere ich, wenn’s verlangt wird, sehr gern mit meiner eegenhändigen Namensunterschrift. Zählen Sie mich von heute an zu Ihren intimsten Haus- und Familienfreunden. Sobald ich mal nach London offs Newskij-Prospekt komme, besuche ich Sie. Sie brauchen sich nich zu schenieren; ich bin die reene Bescheidenheet und nehme mit allem fürlieb.«
    Er war über das Geschenk unendlich glücklich und erging sich darum noch weiter in Redensarten, durch welche die andern sich höchst belustigt fühlten. Ein Glück, daß es so dunkel war und er also die Gesichter der Gefährten nicht erkennen konnte.
    Da für den andern Tag bedeutende Anstrengungen zu erwarten waren, so wurden Wachen ausgelost, und dann versuchte man, zu schlafen, was aber lange nicht gelingen wollte. Man schlief erst nach Mitternacht ein, wurde aber schon beim Grauen des Morgens wieder munter, da der Abzug der Indianer unter bedeutendem Lärm vor sich ging.
    Als es dann draußen ruhig geworden war, schlüpfte der Apache hinaus, um zu sehen, ob man das Versteck verlassen könne. Als er zurückkehrte, brachte er einen befriedigenden Bescheid. Es war kein einziger Utah mehr im Thale. Man konnte also das Versteck verlassen, welches zwar Raum genug geboten hatte, aber wegen der Anwesenheit der Pferde unbequem gewesen war. Zunächst wurde der Sicherheit wegen der Ein- und Ausgang des Thales mit je einem Posten besetzt und dann das letztere selbst genauer untersucht. Man fand ein Massengrab, welches einfach aus einem über den Leichen errichteten Steinhaufen bestand. Auch gab es einige tote Pferde, welche von irregegangenen Kugeln getroffen worden waren. Die Roten hatten sie unbenutzt liegen lassen; die Weißen waren klüger. Der Weg nach dem Silbersee führte, wenn man den Utahs ausweichen wollte, durch wüste Gegenden, die alles pflanzlichen und also auch animalischen Lebens entbehren. Es war da nicht leicht, hinreichend Nahrung zu finden. Da kamen die Pferde sehr gelegen. Der Westmann ist nicht wählerisch; er sättigt sich auch mit Pferdefleisch, wenn er nichts andres und besseres hat. Wird ihm doch, wenn er Gast der Indianer ist, sehr oft gemästeter Hund als Festbraten vorgesetzt! Man nahm also die besten Stücke, verteilte sie und brannte einige Feuer an, an denen sich jeder seinen Anteil braten konnte, um ihn zu konservieren.
    Das war kein Zeitverlust, da man den Roten nicht sofort folgen durfte. Auch war es besser, jetzt für fertige Portionen zu sorgen, als später die dann kostbar gewordene Zeit damit zu verschwenden. Daß die Pferde trinken und grasen durften, um sich für den heutigen Ritt zu stärken, versteht sich ganz von selbst.
    Nach der Entfernung der Utahs waren den Gefangenen die Knebel abgenommen worden. Sie konnten also wieder frei Atem holen und sprechen. Die »gelbe Sonne« war die erste, welcher von diesem letzteren Umstande Gebrauch machte. Er hatte lange still dagelegen, das Treiben der Weißen beobachtet und jeden einzelnen genau und mit finstern Blicken betrachtet. Jetzt wendete er sich an Old Shatterhand: »Welcher von euch ist es, der mich niedergeschlagen hat? Wie könnt ihr es wagen, uns gefangen zu nehmen und zu binden, da wir euch nichts gethan haben!«
    »Weißt du, wer wir sind?« fragte der Jäger entgegen.
    »Ich

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