Sagan
er eine Bedrohung Malayas einfach nicht ignorieren konnte, egal wie wahrscheinlich sie war. Guin holte tief Atem und drängte die Angst um sie weg. Sobald er sich wieder beruhigt hatte, bewegte er sich so vorsichtig wie möglich, um Daenaira nicht in Schwingung zu versetzen oder sein beachtliches Gewicht irgendwohin zu verlagern, wo es ihr einen Knochen brechen oder sie auseinanderreißen würde. Ein erstickter Schmerzensschrei drang durch den Knebel, doch er hatte keine Wahl. Es war der einzige Weg.
Guin griff in seine Gesäßtasche, wo er das schwarze Lederetui verwahrte, genau das, was er jetzt gebrauchen konnte. Er war schon seit Jahrzehnten kein Killer mehr, doch er trug noch immer das Werkzeug dieses Gewerbes bei sich. Sogar seine Klingen waren noch immer geschwärzt, um ihn in der Dunkelheit zu tarnen. Doch diese Werkzeuge waren wichtig, auch wenn sie nicht todbringend waren. Mit den Dietrichen hatte er bisher jedes Schloss geöffnet, und mit den Schlössern an den Ketten wäre es nicht anders. Es war ein Kunststück, daran heranzukommen, doch er konnte es schaffen, wenn er sich Zeit ließ und sich konzentrierte. Es war wie Fahrrad fahren. Man verlernte es nie.
Die Fesseln an ihren Fußgelenken waren keine
Hurishs
, weshalb er keine Angst hatte, sie zu entfernen. Kurz bevor er das entscheidende Klicken des Dietrichs vernahm, verlagerte er das Gewicht auf ihr anderes Bein. Als sich die Kette löste, wand sich trotzdem ihr ganzer Körper, und er sah, wie vom Zug ihres Gewichts an der Fessel am Fußknöchel Blut an ihrem Bein herunterlief. Sie hatte aufgehört zu schreien, und er war sich nicht sicher, ob sie noch bei Bewusstsein war. Haare und Hals waren noch immer an der Wand festgemacht, und es drückte ihr die Kehle ab. Er beeilte sich, die Kette am anderen Knöchel zu packen, um das Gewicht zu verlagern, während er nach ihrem linken Handgelenk griff. Es war mühsam, doch es musste ihm gelingen. Die Reihenfolge, in der er das tat, war entscheidend. Wenn er beide Füße losmachte, würde sie sich das Genick brechen, weil sie dann am Hals und an den Haaren hängen würde. Machte er die Handgelenke los, hätte er keinen Halt mehr, um an ihre Fußgelenke zu kommen. Wenn er dieses Handgelenk befreite, würde sie vom rechten und linken Knöchel und am Hals gestützt. Dann würde er das Halsband lösen und ihr die Haare abschneiden. Wenn er das zweite Handgelenk löste, würden sie mit Wucht zur anderen Wand schwingen, doch sie wären noch immer ohne Bodenkontakt. Das würde ihm die nötige Zeit verschaffen, sich die
Hurishs
anzuschauen und sie davon zu befreien.
Er war erleichtert, als er sah, dass die
Hurishs
nicht mit den Ketten verbunden war, die sie fesselten. Er hatte es zunächst befürchtet, als er sie zuvor von unten betrachtet hatte. Vorsichtig löste er nacheinander die Schlösser, zückte seinen Dolch und schnitt ihren langen Zopf ab. Zum Glück würden ihre Haare unbeschadet sein, wenn sie aufwachte. Wäre sie in entmaterialisiertem Zustand, anstatt zu träumen, wäre das etwas anderes.
Als sie auf die Wand zuflogen, versuchte Guin nach Kräften, den Aufprall mit seinem Körper abzufangen. Doch es war unmöglich, sie völlig zu schützen. Er hatte eine Hand an der Kette, als er an ihr zog, um sie aus ihrer Position mit dem Kopf nach unten zu befreien. Sie packte die Kette und hielt sie trotz der verletzten Handgelenke fest, was ihm Schuldgefühle verursachte, obwohl er wusste, dass ihr im Lichtreich nur die Erinnerungen daran zurückblieben. Er drückte sie an sich, während er das Halsband betrachtete.
»Halt dich einfach an mir fest«, sagte er leise zu ihr und legte ihren Kopf an seine Brust, um ihren Nacken und den Verschluss des Halsbands zu betrachten. Die ganze Aktion war eine brutale Form von Akrobatik gewesen, und obwohl sie stark und widerstandsfähig war, wusste er, dass sein Gewicht ihr die Kräfte geraubt hatte. Deshalb trug er ihres nun gern und wollte ihnen die Sache nicht noch erschweren.
Unglücklicherweise hatte er einen Dolchstich in die Seite bekommen, auf der er sich an die Kette klammerte, während er sich mit seiner stärkeren Hand an der Kette um den Hals zu schaffen machte. Er konnte spüren, wie Blut seine Kleidung tränkte, während durch ihr Gewicht die Wunde weiter aufklaffte.
»Magnus, du musst die hier mit irgendetwas auffangen, wenn ich sie loslasse, oder ich wette, sie leiten Strom durch den Boden. Man müsste sie deaktivieren, nachdem man sie abgenommen hat,
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