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Sagen des klassischen Altertums

Sagen des klassischen Altertums

Titel: Sagen des klassischen Altertums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Schwab
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blutiges Schwert, und als dieser, über den geglaubten Tod des Bruder fröhlich, am Meeresufer ein Dankopfer anstellte, stieß ihm Ägisth dasselbe Schwert in den Leib. Thyestes kam aus seiner Haft hervor und bemächtigte sich auf kurze Zeit des brüderlichen Reiches; aber der älteste Sohn des Atreus, Agamemnon, stellte ihm nach und rächte mit dem Stahl an ihm des Vaters Mord. Ägisth blieb verschont, er ward von den Göttern zum Fluche des Geschlechtes aufgehoben und regierte als König in dem alten Anteile seines Vaters im südlichen Lande.
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    Gustav Schwab – Sagen des klassischen Altertums
    Wie nun Agamemnon in den Krieg vor Troja gezogen war und seine Gemahlin Klytämnestra, über die Opferung ihrer Tochter Iphigenia grollend, im tiefen Mutterschmerze zu Hause saß, da deuchte Ägisth die rechte Zeit gekommen, auch dem Atriden mit seiner Rache zu nahen. Er erschien im Königspalaste zu Mykene, und der Wunsch, am unmenschlichen Gatten sich zu rächen, gab Klytämnestra nach langem Widerstreben der Verführung des Bösewichts preis, daß sie mit ihm als mit einem zweiten Gemahle Palast und Reich Agamemnons teilte. Von ihrem rechtmäßigen Gatten lebten in dessen Hause damals drei Geschwister der entrückten Iphigenia: ihr zunächst am Alter die kluge Jungfrau Elektra, eine jüngere Schwester Chrysothemis und ein kleiner Knabe Orestes. Vor ihren Augen nahm Ägisth von dem Ehebund und Palaste des Vaters Besitz. Das frevelnde Paar war jetzt, als sich der Kampf vor Troja zu seinem Ende neigte, nur darauf bedacht, daß der heimkehrende Agamemnon mit seiner furchtbaren Kriegerschar sie nicht unvorbereitet überraschen möchte. Seit Jahren war auf den Zinnen des Palastes ein Wächter aufgestellt, dem ein nächtliches Fackelzeichen von der Meergrenze des Landes her die Nachricht von der Eroberung Trojas und der Ankunft des Königes geben sollte. War die Kunde einmal gekommen, so sollte es an Zurüstungen nicht fehlen, dem Könige Agamemnon einen festlichen Empfang zu bereiten und ihn in die Falle zu locken, noch bevor er den wahren Zustand der Dinge in seiner Heimat erführe.
    Endlich erglänzte die Fackel bei Nacht. Der Wächter eilte von der Zinne herab und meldete der Herrin das erblickte Zeichen. Mit Ungeduld erwarteten Klytämnestra und ihr Buhle den Morgen; und die Sonne war noch nicht lange aufgegangen, als schon ein Herold, von dem heimkehrenden König abgesandt, mit Olivenzweigen sein Haupt beschattend, auf den Palast von Mykene zugeschritten kam. Die Königin ging ihm mit verstellter Freundlichkeit entgegen. Doch sorgte sie, daß der Bote sich im Königshause nicht umsehen konnte, und als dieser in einer langen Erzählung seiner Siegesfreude Luft machen wollte, unterbrach sie ihn hastig und sprach: »Bemühe dich nicht; am besten werde ich das alles aus dem Munde meines königlichen Gemahles selbst erfahren. Kehre zurück und beschleunige seinen Weg. Sage ihm, wie erwünscht er mir und der Stadt komme und daß ich selbst mich zum Aufbruch anschicken werde, ihn nicht nur als meinen verehrten und geliebten Gatten, sondern auch als den herrlichen Eroberer einer weltberühmten Stadt nach Würden zu empfangen.«
    AGAMEMNONS ENDE
    Als der König Agamemnon im Sturme von dem Vorgebirge Malea zurückgeworfen worden war, trieb ihn der Wind mit seinem Schiffzuge nach dem südlichen Gestade des Landes, wo einst sein Oheim Thyestes geherrscht hatte und jetzt der Fürstensitz des Ägisth war. Er warf die Anker aus und wartete günstigen Fahrwind in einer sicheren Hafenbucht ab. Ausgeschickte Kundschafter brachten ihm die Nachricht, daß der König des Landes, Ägisth, mit seiner Gemahlin Klytämnestra, seit diese von Aulis zurückgekehrt, in nachbarlicher Freundschaft gelebt habe, ja daß derselbe, schon seit geraumer Zeit nach Mykene berufen, in der Königin Namen das Reich Agamemnons verwalte. Der Völkerfürst erfreute sich dieser Nachricht und suchte nichts Arges darunter. Er dankte den Göttern, daß der alte Rachegeist aus seinem Hause verschwunden sei. Ihm selbst, der so viel Griechen- und Barbarenblut vor Troja notgedrungen vergossen hatte, war der Durst nach Blutrache vergangen, und sein Inneres dachte nicht daran, den Mörder seines Vaters, der doch selbst nur gerechte Rache genommen hatte, zu strafen. Auch das Herz seiner Gemahlin glaubte er durch den langen Zeitraum beschwichtiget. Unter fröhlichen Hoffnungen lichtete er die Anker bei günstigem Wind und lief mit seinen Kriegern wohlbehalten in den Hafen

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