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Salomes siebter Schleier (German Edition)

Salomes siebter Schleier (German Edition)

Titel: Salomes siebter Schleier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Robbins
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eingeladen hat. Is ’ne Weile mit ihm rumgezockelt, hat ihn Moses und Jesus vorgestellt und dann genau da wieder abgesetzt, wo sie aufgebrochen waren. Wenn das kein Märchen is!
    Jedenfalls verschaffte Mohammeds Schwindel den Moslems Anspruch auf den Tempelberg als Heiligtum ihrer eignen Religion. Klar, dass das die legitimen Ansprüche von Christen und Juden erheblich einschränkte. Mohammeds Anhänger gingen einfach hin und setzten ihnen diese feudale Moschee vor die Nase. Heute ist Jerusalem wieder in jüdischer Hand, aber die A-raber sitzen auf dem Tempelberg und haben die Juden und Christen am Arsch. Verzeihung, die Damen. Bitte um Verzeihung.»
    «Aber was soll das, warum solln sie nich da sitzen?», fragte Patsy.
    «Ja», sagte Verlin. «Ich kapier nich, was das Ganze mit uns Christen zu tun hat. Oder welche Rolle du und jetzt auch noch Boomer in dem Ganzen spielen sollen.»
    Ellen Cherry schwieg. Sie lehnte sich auf dem Sofa zurück, rieb sich über den vollen Bauch und dachte:
Naher Osten. Teppiche. Boomer. Teppiche. Boomerteppiche.
    «Offenbarung!» Ein Saxophonschrei von höchster Erregung. «Offenbarung!» Ein wildes, primitives, blau flackerndes Kreischen, wie aus dem Schlund eines Sumpfstorches, der seine Brut von Räubern bedroht sieht. «Kennt ihr eure Offenbarung nich? Gottes prophetische Worte kennen heißt die Zukunft kennen. Die Bibel is besser als jede Kristallkugel. Gott hat uns
alles
vorhergesagt, was passieren wird. Verlin, du hast doch die Heilige Schrift gelesen …»
    «Ja, hab ich. Aber ich kann mich nich erinnern, dass da von ’nem Felsendom die Rede ist …»
    «Na, die Heilige Schrift nennt ihn doch nich beim Namen. Das verfluchte Ding war noch nich mal gebaut, als die Heilige Schrift erfunden worden is.»
    «Aber Bud», sagte Patsy. «Grad hast du noch gesagt, Gott hätte alles, was geschehen wird, vorhergesagt.»
    Das Saxophon stieß einen empörten Seufzer aus. «Aber doch nich mit Namen. Gott hat die Dinge nich beim
Namen
genannt. Von modernen Bezeichnungen hatten die alten Propheten doch kein’ Schimmer! Sie ham sich an Beschreibungen gehalten, die beständiger sind und präziser wie Namen. Und sie ham uns einiges zu diesem Thema überliefert. Passt auf.»
    «Ich hoffe, das hier führt irgendwann noch zu Boomer Petway», sagte Patsy.
    «Amen», sagte Ellen Cherry, und das war das einzige fromme Wort, das während des ganzen Weihnachtsfestes über ihre Lippen kam.
     
    «Das erste Stadium von Gottes Plan», sagte Buddy, «endet damit, dass die Juden nach Israel zurückkehren.» Er machte eine Pause und räusperte sich. «Is-ra-el. Als die Römer Herodes’ Tempel kurz und klein geschlagen hatten, stoben die Juden in alle Himmelsrichtungen wie Vogelschrot davon, fanden hie Unterschlupf und da, in diesem Ghetto und an jener medizinischen Fakultät, aber Jehova versprach, dass sie eines Tages wieder zusammenfinden und ihre Milch und ihren Honig zurückkriegen täten, und so isses ja dann auch tatsächlich gekommen. Im zweiten Stadium sollte Jerusalem wieder ’ne jüdische Stadt werden. Na, und was passiert im Jahr 1967 ? Genau das, und damit hat sich die Prophezeiung erfüllt. Im dritten und letzten Stadium soll nun der Tempel wieder aufgebaut werden. Das steht als Nächstes an. Und dann – zack, zack! – Armageddon und Erlösung.»
    «Warum bauen sie das verdammte Ding dann nich einfach?», fragte Patsy.
    «Wie solln sie’s bauen, solang der großkotzige Felsendom noch mitten auf dem Gelände steht? Das is das Problem, Kinder. Der Herr kann erst kommen, wenn der Dritte Tempel gebaut is, und der Dritte Tempel kann nich gebaut werden, solang der Felsendom da is. Klar?»
    «Na, wenn der Herr gesagt hat, er wird wieder aufgebaut, dann wird er auch wieder aufgebaut.»
    «Da hast du verdammt recht, Patsy. Dafür wer’n wir sorgen.»
    «Wie das?»
    «Indem wir die a-rabische Moschee in Schutt und Asche legen und uns den Tempelberg unter den Nagel reißen.»
    «Ihr wollt den Felsendom zerstören? Du und deine Kumpels?»
    «Ich und meine
yeshivas
. Tja, das könnte man wohl sagen.»
    «Damit der Messias kommt?»
    «Wenn der Tempel wieder aufgebaut is,
muss
er einfach kommen.»
    «Moment mal, Bud. Das hört sich ja an, als wolltest du den Messias zu was zwingen. Die Wiederkunft sozusagen herbeizwingen.»
    Reverend Buddy Winkler zuckte die Achseln. Er pickte einen Krümel Kürbis-Pie vom Tisch und zermalmte ihn zwischen den goldenen Beißern, ein mitternächtlicher Imbiss weniger

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