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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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Gegengift gegen die Gewißheit, daß sie nie zusammenleben werden, ist das Lachen. Und eine gewisse Dosis Vulgarität in der Sprache. Gauvain mag es, wenn George manchmal zu handfester Ausdrucksweise übergeht. Das macht sie menschlicher, näher. Zeitweise empfindet er sie als so fremd. »Du willst dir doch nicht etwa… ein bißchen Zeit zum Leben nehmen?«
Er schaut sie schräg von der Seite an, ihrer Antwort schon sicher.
»Du bist unmöglich!« sagte George. »Duuh greifst mich immer an, duuh, duuh, duuh…«
»Machst du dich über mich lustig? Duuh, duuh, duuh! Wie sprichst du denn das aus? Ich dachte, ich hätte meinen Akzent verloren mit der Zeit.«
»Wie willst du ihn verlieren, du hörst dich ja nicht. Und dein Leben verbringst du mit Leuten, die den gleichen haben. Aber ich mag ihn ja, deinen Akzent. Wer weiß, welche Rolle er spielt bei dieser absolut schändlichen Anziehungskraft, die du auf mich ausübst?«
Sie fassen sich um die Taille, um das Schließfach Nr. 1718 aufzusuchen. Der Strand ist inzwischen menschenleer, und die Pelikane balgen sich quäkend und klappernd. Nachts glauben die Vögel, sie seien noch bei sich zu Hause, und vergessen Hilton, Holiday-Inn und sonstige Touristennester. Beim Gedanken an den Winter, mit dem sie es in wenigen Tagen wieder aufnehmen muß, hat George plötzlich Lust, noch einmal über den Sand zu laufen. In solchen Fällen setzt sich Gauvain auf die Mole. Dauerlauf oder Gymnastikübungen zu machen käme ihm nie in den Sinn, und daß andere so was tun, findet er komisch. Sie läuft los über den nassen Sand, manchmal schlägt sie einen Haken und streift mit einem Fuß durch das Wasser, das schäumend den Strand hochzüngelt und sich wieder zurückzieht, als würde es von der hohen See eingesogen; dann kommt es wieder im geheimnisvollen Rhythmus der Wellen, der irgendwie Ähnlichkeit hat mit dem Rhythmus der Liebe ‒ Du denkst wirklich nur an das eine, sagt die Anstandsdame. ‒ Überhaupt nicht. Du verstehst einfach nicht, daß es besondere Augenblicke gibt, in denen alles nur Liebe ist. Während sie läuft, leichtfüßig, vermischt sich George mit der Landschaft, sie nimmt sie mit Leib und Seele auf; sie genießt die leichten Bewegungen ihres Körpers, die vom Aufprall ihrer Fersen rhythmisch gegliederte Zeit; wie jedesmal, wenn sie läuft, hat sie den Eindruck, daß sie gerade geboren wird; als steige eine ferne und flüchtige Erinnerung an jene erste Spezies in ihr hoch, die dem Meer entstieg, um das merkwürdige trockene Element zu atmen, das man Luft nennt. Und die Liebeslust ist nur ein Teil dieser Verzückung. Dieses Glücksgefühl würde sie gerne horten, für später. Aber mit der Liebe ist es wie mit der Sonne, man kann sie nicht im Sack davontragen. Ein jedes Mal ist einzig und erlischt wieder, wie diese Wellen, die in den Schoß des Ozeans zurückkehren.
Gauvain wartet an der Mole. Seine Beine baumeln über dem Wasser. Ein Meer ohne Schiffe langweilt ihn. Urlaub langweilt ihn. George ist sein Stundenplan, sein einziger Grund, hier zu sein.
»Du bist naß wie eine Sirene«, sagt er und nimmt sie in seine Arme. »Soll ich dir den Sand von den Füßen wischen? Ich habe das Handtuch.«
»Ja nicht! Ich liebe es, Sand an mir zu spüren. Das beweist mir, daß ich nicht in Paris bin, verstehst du…«
Ideen haben diese Pariserinnen! Gauvain preßt sie an sich. Nur in der Liebe gibt es nichts mehr an ihr, was ihm fremd ist.
Sie lieben sie, diese Stunde vor dem Schlafengehen. Gauvain legt sich als erster ins Bett, während George noch ein wenig herumwandert, sich für die Nacht vorbereitet, ein bißchen Creme auf einen kleinen Sonnenbrand aufträgt, nachsieht, ob sich in bestimmten Körperöffnungen Sand eingenistet hat. »Wann hörst du endlich auf herumzuwandern?« ruft er dann bald.
Sie stürzt sich auf ihn, und es ist, als hätten sie auf einen Schalter gedrückt. Der Strom ist da, alle Lichter gehen an, alles knistert. Sie hatte von solchen Phänomenen gelesen, aber niemals an die Aufrichtigkeit der Autoren geglaubt. Doch die Tatsachen waren nicht zu leugnen. Sie hörte nur auf, um Gauvain nicht umzubringen, abgesehen davon, daß sie zuweilen ihre Schleimhäute schonen mußte.
Das Erstaunliche für sie war nach wie vor, daß Gauvain so stark auf ihren Körper reagierte, daß er sich leidenschaftlich für diese Scheibe Wassermelone interessierte, das er doch auswendig kannte, daß es ihn fast umwarf, wenn er ihren Venushügel oder ihre Lippen berührte, und daß

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