Samurai 3: Der Weg des Drachen
Pistole. »Aber jetzt sind Sie ja hier und können zu Ende bringen, wofür ich Sie bezahlt habe.«
Drachenauge trat in den Schein der Öllampe.
Jack lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Er war seinen beiden schlimmsten Feinden ausgeliefert. Da er wusste, was für Schmerzen Drachenauge zufügen konnte, wünschte er sich jetzt, Pater Bobadillo hätte ihn erschossen.
»Der Portolan ist also entschlüsselt«, stellte der Ninja fest. »Vollständig?«
»Natürlich! Sonst hätte ich Sie nicht beauftragt, den Jungen zu töten.«
Pater Bobadillo verdrehte ungeduldig die Augen.
Drachenauge nickte. »Gut.«
Ohne Jack zu beachten, trat er vor Pater Bobadillo.
»Dann nehme ich ihn jetzt mit.« Er streckte die Hand aus.
»Was soll das?«, rief Pater Bobadillo empört. »Haben Sie den Verstand verloren?«
Der Ninja schüttelte genau einmal den Kopf. »Daimyo Kamakura braucht ihn.«
»Aber Sie haben ihn für mich gestohlen«, fauchte Pater Bobadillo.
»Dann stehle ich ihn jetzt eben zurück«, erwiderte Drachenauge.
Jack sah Pater Bobadillo böse an. Was der Pater über seinen Vater gesagt hatte, war offenbar gelogen. Der wahre Dieb war er selbst.
»Unmöglich«, protestierte der Pater. »Das Buch gehört mir. Ich habe Sie dafür bezahlt.« Anklagend zeigte er mit dem Finger auf Dokugan Ryu. »So wie ich Sie bezahlt habe, den Jungen zu töten.«
Er wollte offenbar wieder Herr der Lage werden, indem er die Aufmerksamkeit des Ninjas von dem Portolan auf Jack lenkte.
»Der kommt noch dran«, sagte Drachenauge und streifte Jack mit einem geringschätzigen Blick. »Aber zuerst will ich das Buch.«
Er machte einen Schritt auf den Priester zu. Fassungslos stand Jack daneben. Der Mörder wandte sich gegen seinen Auftraggeber.
»Halt!«, rief Pater Bobadillo mit weit aufgerissenen Augen. »Ich gebe Ihnen, was Sie wollen. Geld, Schmuck, Waffe n …«
Er schüttete seine Tasche auf dem Tisch aus. Glitzernde Edelsteine und Silbermünzen rollten über die Platte und fielen auf den Boden.
Drachenauge schüttelte nur verächtlich den Kopf.
»Daimyo Kamakura bietet mir für das Buch viel mehr, als Sie Jammerlappen von einem Priester mir je geben könnten.«
»Was immer er Ihnen gibt, ich biete Ihnen das Doppelte, nein, das Dreifache«, rief Pater Bobadillo in wachsender Verzweiflung.
»Das können Sie gar nicht. Schließlich stehen Sie auf der Verliererseite.« Drachenauge grinste hämisch. »Daimyo Kamakura hat mir die Burg von Yamagata und die Rückgabe meines Fürstentums versprochen.«
Blitzartig fiel Jack die Geschichte der alten Frau im Tempel ein.
»Dann sind Sie also doch Hattori Tatsuo?«, flüsterte er.
Drachenauge drehte den Kopf ruckartig zu ihm herum und durchbohrte ihn mit seinem grünen Auge.
»Du solltest wirklich ein Ninja sein!«, zischte er. »Ich brauche einen Spion wie dich.«
»Abe r … Masamoto-sama hat Ihnen doch den Kopf abgeschlagen!«, stammelte Jack und starrte ihn ungläubig an.
»Stimmt.« Drachenauge lachte gehässig. »Wenigstens glaubt er das. In Wirklichkeit hat er meinen Schatten getötet.«
»Ihren Schatten?«, fragte Jack verwirrt.
»Einen kagemusha, einen Schattenkrieger«, erklärte Drachenauge geduldig. »Ich lernte einen Mann kennen, der genauso aussah wie ich. Natürlich abgesehen davon, dass er zwei Augen hatte, was ich allerdings bald änderte. Er war mehr als bereit, mein Schatten zu werden. Im Gegenzug schonte ich das Leben seiner Angehörigen. Wie du siehst, hat dein geschätzter Masamoto in Wirklichkeit einen Unschuldigen getötet.«
Die Tücke und Kaltblütigkeit des Ninjas verschlug Jack die Sprache.
»Schlau, aber jetzt nützt Ihnen das auch nichts«, höhnte Pater Bobadillo und richtete die Pistole auf Drachenauge.
Er feuerte, doch der Ninja machte instinktiv einen Satz zur Seite.
Die Kugel bohrte sich in die holzgetäfelte Wand hinter ihm.
Nun sprang Drachenauge auf Pater Bobadillo zu und schlug in rascher Folge mit den Fingerspitzen auf ihn ein. Der Pater verzerrte das Gesicht in Panik und seine Augen quollen aus den Höhlen. Er war vollständig gelähmt.
»Vielleicht sind Samurais machtlos gegen Kugeln, Ninjas können ihnen ausweichen«, flüsterte Drachenauge seinem Opfer ins Ohr.
Pater Bobadillo begann krampfhaft zu zucken und aus seinem Mund kam ein würgendes Geräusch. Sein Atem rasselte in der Brust und auf seiner Haut erschienen große rote Flecken.
»Du erkennst diese Symptome bestimmt, Gaijin.«
Dim mak, die tödliche Berührung,
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