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Samurai 3: Der Weg des Drachen

Samurai 3: Der Weg des Drachen

Titel: Samurai 3: Der Weg des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bradford
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durchgeschüttelt, dass er kaum gehen konnte.
    »Hast du übrigens Akiko gesehen?«, fragte Takuan beiläufig.
    »Sie ist beim Ninja-Training«, antwortete Jack. Es war als Scherz gemeint, aber nur halb. Takuan fragte ständig nach Akiko und das ärgerte Jack, obwohl er es nicht zeigen wollte.
    »Tatsächlich?« Takuan riss erstaunt den Mund auf.
    Jack lachte. »Nein. Um diese Zeit besucht sie immer ihren Priester.«
    »Also dahin verschwindet sie ständig!« Takuan sah Jack verwirrt an. »Findest du das nicht auch ein wenig merkwürdig? Reichen ihr die normalen Morgengebete nicht?«
    Jack zuckte die Schultern. Die späte Stunde kam ihm jetzt, wo er darüber nachdachte, allerdings auch ein wenig seltsam vor.
    »Na ja, gut zu wissen, dass sie eine fromme Buddhistin ist«, sagte Takuan munter und wandte sich zum Gehen. »Dann bis morgen um die übliche Zeit.«
    Nur noch einige kleine Gruppen von Schülern standen auf dem Hof und Jack wollte aus leidvoller Erfahrung nicht als Letzter übrig bleiben. Er hatte an diesem Tag genug Schlimmes erlebt.
    Auf dem Weg zur Halle der Löwen sah er einen Jungen allein auf der Treppe der Buddha-Halle sitzen. Es war Yori.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Yori nickte, wich seinem Blick aber aus.
    »Wirklich?«, hakte Jack nach. »Du warst beim Essen so schweigsam.«
    Yori zuckte nur mit den Schultern und konzentrierte sich darauf, mit den Händen ein kleines Blatt Papier zu falten.
    »Schönen Leibwächter hast du da«, rief eine Stimme von der anderen Seite des Hofes.
    Jack drehte sich um. Kazuki war zusammen mit Nobu und Hiroto zur Halle der Löwen unterwegs.
    »Ich habe gehört, dass er sich beim ersten Anzeichen der Gefahr sofort wie eine Maus verkrochen hat!«, spottete Nobu und machte einige aufgeregte Trippelschritte. »Hilfe! Ein böser ashigaru!«
    »Wir sollten ihm dankbar sein, dass er den Gaijin sterben lassen wollte«, höhnte Hiroto. »Es wäre ein grauenhafter Tod gewesen!«
    »Verschwindet!«, rief Jack, der sah, wie Yori beschämt den Kopf senkte.
    »Du solltest besser selbst verschwinden«, erwiderte Kazuki und blieb am Eingang der Halle der Löwen stehen. »Wenn du hierbleibst, stirbst du auf dem Scheiterhaufen.«
    »Er wird zusammen mit allen anderen bei lebendigem Leib geröstet«, rief Hiroto schadenfroh. »Wer will gebratenen Gaijin zum Abendessen?«
    Die drei verschwanden lachend in der Halle.
    »Tut mir leid, Jack«, murmelte Yori so leise, dass Jack sich zu ihm hinunterbeugen musste, um ihn zu verstehen.
    »Was tut dir leid?«
    »Ich schäme mich, dass ich dich im Stich gelassen habe.«
    Jack sah ihn an. Yori hatte Tränen in den Augen und zitterte.
    »Du hast mich nicht im Stich gelassen. Du hast Hilfe geholt.«
    »Aber ich konnte dich nicht befreien.« Yori schniefte und wischte sich die Nase am Ärmel seines Kimonos ab. »Ich wollte gegen die Männer kämpfen, aber sie haben mich nur ausgelacht. Einer hat meinen Stock zerbrochen und mich ins Gesicht geschlagen. Ich bin wirklich ein jämmerlicher Samurai.«
    »Bist du nicht«, beharrte Jack. »Wenn du nicht so schnell überlegt hättest, hätte Sensei Kano mich nicht gefunden.«
    »Du kannst sagen, was du willst.« Yori faltete das Papier ein letztes Mal. Auf seiner Hand stand eine kleine Origami-Maus. »Wenn wir in den Krieg ziehen, habe ich keine Chance.«
    Er zerdrückte die Maus mit der Faust und warf sie auf den Boden.

20
Kiaijutsu
    »Was ist euer wahres Gesicht, das ihr hattet, noch bevor eure Eltern geboren wurden?«, fragte Sensei Yamada und zwirbelte seinen grauen Bart mit seinen dünnen Fingern.
    Der alte Mönch saß wie eine freundliche Kröte auf seinem Kissen vor der großen bronzenen Buddhastatue in der Halle des Buddha. Er grinste verschmitzt und freute sich an den ratlosen Gesichtern seiner Schüler.
    »Mokuso«, befahl er und zündete ein Weihrauchstäbchen an. Jasminduft wehte durch die Halle und die Schüler machten sich für die tägliche Meditation bereit. Sie nahmen den Lotussitz ein, atmeten langsamer und wandten sich in Gedanken Sensei Yamadas Koan zu. In der Buddha-Halle kehrte nachdenkliches Schweigen ein.
    Jack rutschte auf seinem Kissen hin und her. Er konnte wegen der vielen Reitstunden kaum noch sitzen. Die Rätselfragen des Zen-Meisters waren ihm noch nie leichtgefallen und diese war wahrscheinlich die schwerste von allen. Leider konnte er sich kaum noch an die Gesichter seiner Eltern erinnern. Sie wurden täglich unschärfer, weggespült wie der Sand von der auflaufenden

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