Samurai 3: Der Weg des Drachen
vor zwei Jahren auf unfaire Weise besiegt hatte. Akiko hatte es nicht vergessen. Moriko unterhielt sich mit Kazuki, der neben ihr stand. Als Akiko und Jack unerwartet vor ihnen auftauchten, verstummten sie verlegen.
»Viel Glück«, murmelte Kazuki und verbeugte sich.
»Dir auch«, antwortete Moriko und lächelte ihn mit schwarzen Zähnen an.
Kazuki drängte an Jack vorbei, ohne ihn anzusehen. Ob er Moriko wieder Nachrichten von seinem Vater überbracht hatte? Er wusste ja nicht, dass sein Vater in Wirklichkeit auf Masamotos Seite stand.
Moriko bestieg ihr Pferd und ritt zum Start.
»Schöner Trick«, zischte sie mit einem verächtlichen Blick, als sie an Akiko vorbeikam. »Leider zählt er nicht.«
»Was soll das heißen?«, fragte Akiko empört.
»Du warst schon über das Ende der Bahn hinausgeritten«, rief Moriko hämisch und trabte weiter. Akiko sah ihr entgeistert nach.
»Hör nicht auf sie«, sagte Jack rasch. »Der Kampfrichter hat die Fahne gehoben. Deine Treffer haben bestimmt gezählt. Und selbst wenn Moriko jetzt dreimal trifft, ist das egal, denn wir haben ja noch Takuan. Der lässt uns nicht im Stich.«
31
Der verletzte Reiter
Schnaubend donnerte Morikos Pferd die Bahn entlang. Moriko selbst wirkte ruhig und zuversichtlich und hatte das erste Ziel fest im Auge. Ohne das geringste Schwanken stand sie im Sattel auf, legte gelassen einen Pfeil ein, spannte den Bogen und schoss. Das erste Brettchen zersplitterte.
Dasselbe wiederholte sich mit dem zweiten Brettchen.
Moriko näherte sich dem letzten Ziel. Sie wartete, bis sie fast auf gleicher Höhe war, und schoss. Die Holzspitze des Pfeils traf genau ins Schwarze und Holzsplitter flogen in alle Richtungen. Die Schüler der Yagyu Ryu brüllten begeistert.
Akiko schüttelte unglücklich den Kopf. »Das war beeindruckend.«
»Aber du hast rückwärtsgeschossen und bist deshalb noch besser«, sagte Jack.
Akiko lächelte. Sein Vertrauen tat ihr gut. »Lass uns Takuan Glück wünschen. Das hat er jetzt noch nötiger.«
Sie gingen zu der Stelle, an der die Pferde angeleint waren. Takuan lag stöhnend auf dem Boden und hielt sich die Seite.
»Was ist los?«, fragte Akiko erschrocken und eilte zu ihm.
»Ich wollte gerade mein Pferd sattel n …«, keuchte Takuan. Er zuckte bei jedem Atemzug zusammen. »Ich machte einen Schritt zurück und stieß mit einem anderen Pferd zusammen. Es trat mich in die Rippen. Ich glaube, sie sind gebrochen.«
»Der letzte Reiter der Niten Ichi Ryu möge bitte an den Start kommen«, rief ein Kampfrichter.
»Glaubst du, du kannst trotzdem reiten?«, fragte Jack.
Takuan versuchte sich aufzusetzen, doch vergeblich. Er schüttelte schwach den Kopf. »Es tut wahnsinnig weh. Ich kriege kaum Luft.«
»Letzter Aufruf für den Schützen der Niten Ichi Ryu!«, brüllte der Kampfrichter.
»Aber die Schulen gewinnen nach Punkten«, beharrte Jack. »Du brauchst nur einmal zu treffen, dann haben wir schon gewonnen.«
»Reite du für mich«, stöhnte Takuan.
»Aber ich habe noch nie auf einem richtigen Pferd geübt!«, protestierte Jack.
Takuan lächelte gequält. »Vergangene Woche bist du ohne Zügel geritten.«
»Und hinuntergefallen!«
»Du brauchst nicht zu reiten, Jack«, sagte Akiko und kniete neben Takuan. »Es ist doch nur ein Wettkampf. Wir müssen uns jetzt vor allem um Takuan kümmern.«
Jack merkte, dass ihm soeben eine Gelegenheit, Akiko zu beeindrucken, durch die Lappen zu gehen drohte. Kazuki hatte Recht. Akiko wollte einen richtigen Samurai, der nicht davor zurückschreckte, etwas zu riskieren.
»Doch, ich versuche es«, sagte er und band Takuans Pferd los.
Er führte es zur Startlinie, ohne sich noch einmal umzusehen, und stieg auf. Akiko sollte ihm seine Angst nicht anmerken.
Er blickte die Bahn entlang und schluckte aufgeregt. Sie schien nicht enden zu wollen und die Ziele sahen winzig klein aus. Er rutschte im Sattel hin und her, um das Pferd besser mit den Schenkeln zu packen. Takuans Hengst war unendlich viel größer als sein hölzernes Übungspferd. Und es hatte Beine, die sich bewegten! Nie im Leben würde er das schaffen.
Einige Hundert Samuraischüler blickten erwartungsvoll in seine Richtung. Saburo starrte ihn erschrocken an, einen halben Hühnchenspieß im offenen Mund. Sensei Yosa trat zu ihm und tat so, als müsste sie die Zügel an seinem Pferd überprüfen.
»Wo ist Takuan?«, zischte sie und durchbohrte ihn mit einem wütenden Blick.
»Ein Pferd hat ihn getreten«, flüsterte
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