Samurai 3: Der Weg des Drachen
Jack.
Der Kampfrichter hob den Fächer mit der roten Sonne. Jack sollte losreiten.
Sensei Yosa holte tief Luft und seufzte. »Na gut, jetzt ist es zu spät. Brich dir wenigstens nicht den Hals!«
Jack lächelte sie unsicher an und setzte sein Pferd in Bewegung. Der Hengst wurde rasch schneller und galoppierte die Bahn entlang. Jack umklammerte die Zügel und seinen Bogen so fest, dass die Knöchel seiner Hände weiß hervortraten.
Viel zu früh sah er das erste Ziel in Sicht kommen. Er zwang sich, die Zügel loszulassen, und nahm einen Pfeil aus Takuans Köcher. Während er von den Bewegungen des Pferdes durchgeschüttelt wurde, versuchte er krampfhaft, den Pfeil einzulegen. Im letzten Augenblick war er so weit. Verzweifelt schoss er.
Er verfehlte das Ziel weit und hätte fast einen Kampfrichter getroffen. Hinter sich hörte er Lachen. Wenn er treffen wollte, musste er den Bogen länger ruhig halten und dazu musste er sich in den Steigbügeln aufstellen.
Das Pferd galoppierte weiter. Das zweite Ziel kam rasch näher und Jack riss einen Pfeil aus dem Köcher. Gegen alle Vorsicht ließ er die Zügel los und stand auf. Er konnte den Rhythmus des Pferdes aufnehmen, hob den Bogen und zielte. Doch dann warf ihn ein unerwarteter Stoß aus dem Gleichgewicht und er fiel nach vorn. Verzweifelt hielt er sich am Hals des Pferdes fest.
Wieder lachten die Zuschauer über den Gaijin, der an ihnen vorbeipreschte und sich in Todesangst am Pferd festklammerte. Jack fühlte sich an Bord der Alexandria zurückversetzt. Ihm war, als müsste er sich im Sturm auf einer Rah halten.
Das ist die Lösung!, dachte er. Er musste sich an seine Seebeine erinnern.
Also verdrängte er seine Angst, stellte sich vor, das Pferd sei die Rah, und stand in den Steigbügeln auf. Federnd bewegte er sich auf und ab und fing die Bewegungen des galoppierenden Hengstes ab, als seien sie Wellen.
Nur noch ein Ziel war übrig und ihm blieb kaum Zeit, darauf anzulegen. Doch jetzt machte sich das Training auf dem Übungspferd bezahlt. Jack fiel ein, was Sensei Yosa vor einem Jahr zu ihm gesagt hatte: »Erst wenn der Schütze nicht an das Ziel denkt, kann die Kunst des Bogenschießens sich entfalten.« Er konzentrierte sich nicht mehr auf das Ziel, sondern ließ seinen Körper die Bewegungen des Einlegens, Zielens und Schießens vollziehen. Auf dem Übungspferd traf er sogar mit geschlossenen Augen unweigerlich. Darauf musste er jetzt vertrauen.
Er ließ die Sehne des Bogens los.
Sein Pferd galoppierte weiter und über das Ende der Bahn hinaus. Vergeblich streckte Jack sich nach den herunterhängenden Zügeln. Erst als er in der Ferne hinter sich Jubelgeschrei hörte, wurde ihm klar, dass er getroffen hatte. Doch da war er bereits in den Wald eingetaucht.
»Das sah vielleicht komisch aus«, sagte Saburo, als die Schule am Abend in der Halle der Schmetterlinge feierte. »Du hättest um ein Haar einen Kampfrichter erschossen und dein Pferd erwürgt und dann reitest du fast bis in die nächste Provinz.«
»Aber er hat getroffen«, sagte Takuan, der Jack gegenübersaß. Er trug einen festen Verband um den Brustkorb. Eine Schar besorgter Mädchen umringte ihn.
»Wir haben alle zum Sieg beigetragen«, sagte Jack und prostete Takuan mit einer Tasse Grüntee zu, die Akiko ihm eingeschenkt hatte. »Ohne deine Hilfe hätte ich es nicht geschafft.«
»Jack ist heute so bescheiden«, sagte Yamato. »Sonst beansprucht er den ganzen Ruhm für sich!«
Er versetzte Jack einen freundschaftlichen Rippenstoß zum Zeichen, dass er es nicht ernst meinte.
»Wie geht es dir, Takuan?«, fragte Emi.
»Schon viel besser«, antwortete Takuan mit einer Verbeugung. Emi setzte sich an ihren Tisch. »Sensei Yamada meint, ich hätte wahrscheinlich nur eine Rippe gebrochen. Die Schwellung geht dank der Kräutersalbe, die du mir gegeben hast, schon zurück.«
Emi lächelte verschämt. »Ich hatte sie zufällig zur Hand.«
Saburo sah Jack vielsagend an und flüsterte: »Wie schafft der das bloß? Sogar die Tochter des Daimyo rennt ihm nach!«
Jack unterdrückte ein Grinsen und nippte an seinem Tee.
»Kohai!«, rief Masamoto vom Kopfende der Halle.
Die Schüler verstummten und wandten sich dem erhöhten Tisch zu.
»Ihr habt mich heute wieder stolz gemacht, Samurai. Der Sieg gegen die Yagyu Ryu und die Yoshioka Ryu beweist, dass wir die beste Samuraischule von Kyoto sind!«
Die Schüler brachen in lautstarken Beifall aus.
»Und wir haben einen Doppelsieg davongetragen, weil
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