Samurai 3: Der Weg des Drachen
dass die Schüler ihre Kampfausbildung fortsetzten.
Doch Daimyo Kamakura schien Wort zu halten. Bereits am folgenden Tag brach seine riesige Armee das Lager ab und zog sich in Richtung der Provinz Edo zurück. Satoshis Anhänger begannen zu feiern. Man hatte den Krieg gewonnen, ohne kämpfen zu müssen.
Als Zeichen der Anerkennung für ihre Hilfe ordnete Satoshi an, Reiswein und zusätzliche Essensrationen auszugeben. Für die verbündeten Daimyos und Samuraigeneräle veranstaltete er zur Feier des Sieges eine Mondschau in seinem Teegarten. Die Einladung galt auch den Schülern der Niten Ichi Ryu, mit denen er sich aufgrund seines Alters verbunden fühlte.
Satoshi begrüßte die Daimyos in einem Teehaus mit offenen Wänden auf einer Insel in der Mitte des Gartens. Die Gäste spazierten die gewundenen Wege entlang und über die Brücken, plauderten miteinander und bewunderten den klaren Nachthimmel, an dem die Sterne funkelten wie Diamanten.
Auch Pater Bobadillo war anwesend und nutzte die Gelegenheit, mit den wichtigsten Mitgliedern des Rats der Regenten zu sprechen. Gelegentlich warf er einen misstrauischen Blick in Jacks Richtung. Jack gab sich Mühe, ihn nicht weiter zu beachten, und hielt sich von ihm fern.
Auf der anderen Seite des ovalen Teichs wurde Takuan von einer Gruppe junger Samurai umringt. Akiko und Emi saßen neben ihm und bewunderten das Spiegelbild des Monds auf der glatten Wasseroberfläche. Takuan dichtete, von der Schönheit des Spiegelbilds angeregt, zur allgemeinen Unterhaltung ein Haiku aus dem Stegreif.
»Wusstest du, dass auf dem Mond ein Kaninchen lebt?«, fragte Yori und starrte zum nächtlichen Himmel hinauf. »Wenn du genau hinsiehst, kannst du erkennen, wie es Reisklöße macht.«
Von der anderen Seite des Teichs kam anerkennendes Klatschen. Jack hörte Akiko hell auflachen und betrachtete sie anstelle des Mondes.
»Sieh doch, da ist es!«, rief Yori und zeigte eifrig auf die verschwommenen Umrisse eines Kaninchens.
»Ich dichte jetzt etwas zu Ehren von euch beiden«, verkündete Takuan. Seine Stimme war in der ruhigen Nacht deutlich zu hören. »Ich lasse mich dazu von dir inspirieren, Akiko.«
Wieder ertönte Händeklatschen und Akiko verbeugte sich verlegen vor Takuan.
Yori zog an Jacks Ärmel. »Siehst du es, Jack? Das Kaninchen hat einen hölzernen Hammer.«
»Der Mond verdreht dir den Kopf«, sagte Jack und machte seinen Arm gereizt los. »Das weiß doch jeder, dass das ein Mann im Mond ist und kein Kaninchen!«
Erschrocken über Jacks barsche Reaktion trat Yori einen Schritt zurück und sah Jack gekränkt an. Sofort schämte Jack sich. Er verbeugte sich vor Yori, murmelte eine Entschuldigung und ging zum Brunnenhaus, um allein zu sein.
Er setzte sich auf den Deckel des Brunnens und betrachtete durch die offene Tür niedergeschlagen die Gäste, die sich im Garten vergnügten. Warum hatte er Yori so angefahren? Weil Takuans Nähe zu Akiko ihm zunehmend zu schaffen machte. Je mehr Zeit Akiko mit Takuan verbrachte, desto deutlicher spürte Jack, wie wichtig sie für sein Leben war. Er wollte seine beste Freundin, der er vorbehaltlos vertraute, nicht verlieren.
Auch Pater Bobadillos Anwesenheit drückte auf seine Stimmung. Er fühlte sich von ihm bedroht. Nachdem sich sein Verdacht wegen des Lexikons bestätigt hatte, war er überzeugt, dass der Priester mit Drachenauge unter einer Decke steckte und auch für den Tod seines Vaters verantwortlich war.
Jetzt, wo der Krieg vorbei war, würde Pater Bobadillo darauf bestehen, dass Jack nach England zurückfuhr. Eine Rückkehr sei in Jacks eigenem Interesse, würde er behaupten. Doch Jack konnte diesem Menschen unmöglich vertrauen. Bestimmt spielte der Priester ein doppeltes Spiel. Vielleicht ließ er ihn in ein portugiesisches Gefängnis wegsperren. Oder er brachte ihn auf ein Schiff, dessen Besatzung ihn unterwegs über Bord warf. Vielleicht beauftragte er auch Drachenauge, ihn zu foltern oder zu töten.
So wenig Jack Kazuki mit seinen Vorurteilen und seiner Arroganz mochte, in einem hatte Kazuki Recht gehabt: Es gab korrupte Ausländer, die die Macht über Japan an sich reißen wollten. Jack erlebte es bei Pater Bobadillo, der die Daimyos mit seinem Charme um den Finger wickelte, sich ihnen andiente und sich mit schönen Worten ihr Vertrauen erschlich. Der fanatische Jesuit und verschlagene Diplomat war ein gefährlicher Mensch.
Doch auf die große Politik hatte Jack keinen Einfluss. Er war nur ein kleiner Junge und
Weitere Kostenlose Bücher