Samurai 3: Der Weg des Drachen
niemand würde seine Warnungen beachten. Am meisten konnte er dem Pater schaden, indem er den Portolan seines Vaters zurückholte. Selbst wenn er es nur seinem Vater zuliebe tat: Er durfte nicht zulassen, dass ein Schurke wie Pater Bobadillo ein Buch besaß, das ihm so viel Macht verlieh.
Nur wo hatte der Pater den Portolan versteckt? In seinem Zimmer hatte Jack bloß das Lexikon gefunden. Trotzdem war er überzeugt, dass Pater Bobadillo wusste, wo sich das Logbuch befand. Das Misstrauen des Paters war allerdings geweckt und Jack durfte nicht riskieren, sich noch einmal heimlich in sein Zimmer zu schleichen.
Yori steckte den Kopf durch die Tür. »Kann ich reinkommen?«, fragte er schüchtern.
Jack nickte und Yori setzte sich neben ihn. Jack blickte zu Boden und überlegte, wie er sich bei seinem Freund angemessen entschuldigen konnte.
»Dieser Brunnen heißt ›Brunnen des goldenen Wassers‹«, sagte Yori, um das verlegene Schweigen zu brechen. Er blickte in den Brunnenschacht. »Er wird durch einen Tunnel vom inneren Burggraben gespeist. Satoshis Vater hat Goldbarren im Schacht versenkt, um den Geschmack des Wassers zu verbessern.«
Jack blickte ebenfalls in den Brunnen. Einige Mondstrahlen tanzten auf dem Wasser in der Tiefe.
»Das Gold sehe ich nicht«, sagte Jack, erleichtert darüber, dass Yori ein Gespräch angefangen hatte. »Aber dein Kaninchen im Mond habe ich gesehen. Tut mir leid, dass ich vorhin so barsch war.«
»Kein Problem.« Yori lächelte. »Ich wusste, dass der Tiger sprach und nicht du.«
»Der Tiger?« Jack sah ihn fragend an.
»Ich habe deinen Blick gesehen, als Takuan sagte, er wolle sich von Akiko zu einem Gedicht inspirieren lassen.«
»Das hat doch damit nichts zu tun«, murmelte Jack und schaute zu Takuan hinüber, der mit seinen Verehrerinnen durch den Garten spazierte. Neben ihm ging Emi.
Yori lächelte wissend. »Du solltest Akiko dein Haiku wirklich zeigen. Es gefällt ihr bestimmt.«
»Mein Haiku?« Jack runzelte die Stirn. »Das ist im Feuer verbrannt.«
»Nein.« Yori zog ein zerknittertes Blatt Papier aus dem Ärmel seines Kimonos. »Als ich deinen Daruma gerettet habe, habe ich es gesehen und eingesteckt.«
»Wie bitte?« Jack starrte Yori entgeistert an. »Die Schule wird angegriffen, die Halle der Löwen brennt und du rettest mein Gedicht?«
»Weißt du nicht mehr, was Sensei Yamada sagte? Wir müssten dafür sorgen, dass wir einen Frieden haben, für den es sich zu kämpfen lohnt. Damit meinte er genau so etwas wie dein Haiku. Deshalb musst du es Akiko schenken.«
Jack schwieg.
Yori seufzte ungeduldig, sprang von der Brunneneinfassung herunter und zog Jack in den Garten.
»Los«, drängte er. Akiko entfernte sich gerade von der Gruppe um Takuan und ging unter den Kirschbäumen am Rand des Teegartens entlang.
Jack machte stolpernd ein paar Schritte in Akikos Richtung. Wie betäubt ging er mit seinem Haiku in der Hand über eine Brücke und folgte ihr zwischen den Bäumen. Er warf einen Blick über die Schulter und sah Yori lächeln und ermutigend nicken.
Akiko setzte sich auf eine abgelegene Bank im Windschatten der Burgmauer. Sonst war niemand zu sehen. Kein Licht brannte, doch Sterne und Mond leuchteten dafür umso heller. Akiko wandte ihr friedlich entspanntes Gesicht dem Himmel zu. Jack blieb in einiger Entfernung im Schatten der Bäume stehen und versuchte sich ein Herz zu fassen.
»Ich traue Kamakura einfach nicht«, sagte eine Stimme im Dunkeln.
Jack erschrak und schlüpfte hinter einen Baumstamm. Drei Daimyos gingen vorbei. Er erkannte die Stimme von Emis Vater Daimyo Takatomi.
»Er hat uns eine Falle gestellt und wir sind blind hineingegangen.«
»Ganz meine Meinung«, bestätigte eine zweite Stimme ernst. »Meine Kundschafter berichten, dass seine Armee nur einen Tagesmarsch von hier entfernt lagert. Er kommt ganz sicher wieder.«
»Aber Daimyo Kamakura muss sich an das Friedensabkommen halten, das er mit seinem eigenen Blut unterzeichnet hat«, meinte der dritte Daimyo.
»Schon«, erwiderte Daimyo Takatomi, »aber wie Sie selbst wissen, hat er einen Teil seiner Soldaten zurückgelassen. Diese Leute wollten die äußere Mauer der Burg einreißen und den Burggraben auffüllen. Ihr Anführer meinte, aufgrund des Abkommens werde beides nicht mehr gebraucht!«
»Aber man hat sie aufgehalten und ist bereits dabei, die Schäden zu beheben, nicht wahr?«
»Das ist ja der springende Punkt«, sagte Emis Vater mit einem müden Seufzer. »Durch den
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