Samurai 3: Der Weg des Drachen
Befehl, die Mauern wiederaufzubauen, hat Seine Hoheit Daimyo Kamakura in die Hände gespiel t …«
Die drei Daimyos bogen um eine Ecke und Jack beugte sich lauschend vor.
» … er wird behaupten, wir hätten gegen den Geist eines unverletzbaren Abkommens verstoße n … Er wird uns erneut den Krieg erklären, nur dass die Burg diesmal gefährlich geschwächt is t …«
Jack wollte nicht glauben, was er da hörte. Wenn Emis Vater Recht hatte, dann war dieser falsche Frieden nur die Ruhe vor dem Sturm.
»Du spionierst?«, zischte eine Stimme an seinem Ohr.
Erschrocken ließ Jack sein Haiku fallen und fuhr herum. Vor ihm stand mit lauerndem Gesicht Pater Bobadillo.
»Nein«, stotterte er und wollte gehen.
»Für mich sah es aber so aus«, sagte der Priester und packte ihn am Kragen seines Kimonos. »Hinter den Bäumen herumschleichen und Gespräche belauschen. Steckst du deine Nase gern in Dinge, die dich nichts angehen?«
Der Pater sah ihn wütend an und suchte in seinem Blick nach einem Eingeständnis seiner Schuld. Jack schüttelte den Kopf.
»Du weißt doch, dass Spionage mit dem Tod bestraft wird?« Pater Bobadillo betonte die letzten Worte genüsslich und verzog die Lippen zu einem hämischen Lächeln. »Ich muss den Vorfall leider melden.«
Jack wusste, dass er gegen den Priester keine Chance hatte. Pater Bobadillo würde alles in seiner Macht Stehende tun, ihn in Verruf zu bringen und zu erreichen, dass er als Spion hingerichtet oder zumindest verbannt wurde. Jacks Wort würde gegen das eines Gefolgsmanns des künftigen Herrschers stehen.
»Jack!«, rief da eine muntere Stimme.
Das Lächeln auf Pater Bobadillos Gesicht erlosch. Über die Schulter des Priesters sah Jack Takuan durch die Bäume näher kommen. Er hatte seine Freundinnen auf der Brücke zurückgelassen.
»Da bist du ja!«, rief er. »Wir spielen schon lange nicht mehr kakurenbo. Danke, Pater, dass Sie Jack gefunden haben. Beim Verstecken gewinnt er immer!«
Pater Bobadillo beäugte Takuan misstrauisch und warf Jack einen bösen Blick zu.
»Bitte sehr«, brummte er.
Er ließ Jacks Kimono los und entfernte sich in Richtung Teehaus.
»Danke«, sagte Jack mit einem erleichterten Seufzer.
»Was wollte der von dir? Ich sah, wie er dir folgte, und befürchtete, du seist in Schwierigkeiten.«
»Es ist nichts weiter«, antwortete Jack, der Takuan nicht in seine Probleme hineinziehen wollte. »Wir sind nur verschiedener Ansicht, was unsere Religion betrifft.«
Takuan nickte verständnisvoll. »Dann komm wieder mit uns feiern. Du hast schon so viel verpasst.«
Jack blickte über die Schulter zu der Bank, auf der Akiko immer noch im Dunkeln saß. Er würde ihr das Gedicht ein anderes Mal geben.
»Was ist das?«, fragte Takuan. Er bückte sich und hob ein Blatt Papier auf, das vor Jacks Füßen lag. »Ein Haiku!«
Jack wollte es ihm wegnehmen.
Doch Takuan war schneller. Er rannte schnell ein paar Schritte weg und las das Gedicht laut vor:
»In meinem Garten
wachsen nebeneinander
englische Rose und Kirschblüte.«
»Ist das von dir?«, fragte er.
»Gib es mir wieder«, bat Jack verlegen.
»Aber das ist ein schönes Gedicht! Ich wusste gar nicht, dass du so gut dichten kannst.«
»Kann ich ja auch gar nich t … deine Haikus sind viel besser.«
»Überhaupt nicht. Was hat dich denn daz u …?«
Takuan brach mitten im Satz ab. Er hatte Akiko auf der Bank bemerkt und sah nacheinander Akiko, das Haiku und schließlich Jack an. Auf seinem ebenmäßigen Gesicht erschien ein wissendes Lächeln.
»Rose? Kirsche? Das handelt von dir und Akiko, ja?«
»Nei n …«, protestierte Jack schwach. Das Gedicht war ihm auf einmal schrecklich peinlich. Bestimmt verspottete Takuan ihn deshalb und erzählte den anderen davon. Es war noch schlimmer, als von Pater Bobadillo erwischt zu werden.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen, Jack«, sagte Takuan und gab ihm das Gedicht mit einer tiefen Verbeugung zurück. »Wie taktlos von mir. Ich hatte keine Ahnung, dass du so viel für Akiko empfindest. Sonst hätte ich mich von ihr ferngehalten. Ich habe mich unehrenhaft verhalten. Bestimmt kannst du mich nicht ausstehen.«
»Nein, überhaupt nicht, es ist ganz anders«, beharrte Jack. Auf einmal wurde ihm klar, dass Takuan ein sehr ehrenwerter Mensch war und darüber hinaus ein Samurai von untadeligem Charakter. »Es ist nicht, wie du denkst. Wir sind nur Freunde.«
»Nur Freunde«, sagte Takuan und zog die Augenbrauen hoch. »Dabei redet sie die ganze
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