Samurai 3: Der Weg des Drachen
Zeit von dir.«
»Wirklich?« Jack spürte gegen seinen Willen, wie sein Herz schneller zu klopfen begann.
»Ich lasse dich jetzt mit ihr allein, damit du ihr dein Haik-k-k…«
Takuan begann zu würgen und brach zusammen. Jack fing ihn auf.
In Takuans Hals steckte ein kleiner Giftpfeil.
42
Nächtlicher Überfall
»Akiko!«, schrie Jack und zerrte Takuan hastig hinter einen Baum in Deckung.
Er suchte das Dunkel zwischen den Bäumen nach Ninjas ab, doch wenn welche da waren, sah man sie in ihren schwarzen Kitteln nicht.
Akiko tauchte neben ihm auf. »Was ist passiert?«, fragte sie erschrocken und half Jack, Takuan auf den Boden zu legen.
»Ein Pfeil aus einem Blasrohr«, antwortete Jack und zog die vergiftete Spitze aus Takuans Hals.
Akiko sah sich um. »Da oben!«
Wie ein Geist huschte ein Schatten auf der Krone der Burgmauer entlang.
Dann hörten Jack und Akiko einen Zweig auf dem Weg knacken und fuhren herum.
»Takuan, wir warten schon auf dich«, rief Emi. »Takuan?« Jetzt sah sie Takuan in Jacks Armen hängen.
Sie eilte an seine Seite. »Bist du verletzt?«
Takuan richtete den Blick mit sichtlicher Mühe auf sie. Sein Atem ging flach, seine Lippen hatten sich bläulich verfärbt. Er wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Krächzen heraus. Emi beugte sich über ihn und Takuan streifte ihre Wange mit einem Kuss.
Dann schloss er die Augen und sein Kopf fiel zur Seite.
Emi nahm seine Hand. »Bleib bei mir«, schluchzte sie.
Doch Takuan atmete nicht mehr.
»Akiko, du musst die anderen warnen«, rief Jack aufgeregt und bettete Takuans Kopf behutsam auf den Boden. In der Ferne ertönten Musketenschüsse. Daimyo Takatomi hatte mit seinem Verdacht Recht gehabt. »Daimyo Kamakura ist mit Ninjas zurückgekehrt!«
Akiko nickte und entfernte sich im Laufschritt.
Jack hörte Masamoto brüllen: »Wir werden angegriffen! Samurai der Niten Ichi Ryu, versammelt euch am inneren Tor!«
Weitere Schreie folgten. »Schützt Seine Hoheit! Alle Daimyos zum Hauptturm!«
Füße rannten über die Holzbrücken und Samurai wurden zu den Waffen gerufen. Inmitten des Lärms hörte Jack Daimyo Takatomis Stimme. »Emi-chan? Wo bist du?«
»Wir können nichts mehr für Takuan tun«, sagte er und zog die weinende Emi von dem leblosen Körper weg. »Geh zu deinem Vater.«
Er zeigte zum Garten und lief selbst in die entgegengesetzte Richtung.
»Und du?«, rief Emi ihm nach.
»Ich suche Takuans Mörder!« Er eilte auf die steinerne Treppe zu, die zum inneren Mauerring hinaufführte.
Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Droben angekommen, zog er sein Langschwert.
Gespenstisch leer lag die Mauer vor ihm. Wohin waren die Wachen verschwunden?
Plötzlich brach östlich der Burg Kanonendonner los, unmittelbar gefolgt von einer zweiten Salve, als seien hundert Geschütze gleichzeitig abgefeuert worden. Überall auf dem Burggelände wurden die Laternen gelöscht.
Hastig lief Jack an der Brüstung entlang, bis er im Dunkeln über etwas stolperte. Auf dem Boden lag ein Samurai mit durchgeschnittener Kehle. Jetzt wusste er, was mit den Wachen geschehen war.
Von der Krone der inneren Burgmauer aus sah er, wie sich endlose Reihen flackernder Fackeln dem äußeren Burgtor näherten.
Daimyo Kamakuras Armee kehrte in voller Stärke zurück.
Der Angriff hatte begonnen.
Satoshis Soldaten strömten zu Tausenden zum Haupttor, um die Mauern zu bemannen und zu verteidigen. Sie wussten nicht, dass der Feind bereits in die Burg eingedrungen war.
Plötzlich flog ein dreigezackter Wurfanker durch die Luft und verhakte sich am Rand der Brüstung unmittelbar neben Jack. Jack schnitt das Kletterseil sofort mit seinem Schwert durch. Der Anker landete klappernd vor seinen Füßen, das Seil fiel draußen ins Dunkel zurück.
Jack blickte über die Brüstung. Er konnte kaum etwas erkennen. Dann erst begriff er, dass ihre Gegner genau das beabsichtigten. Die Kanonensalve hatte nur der Ablenkung gedient. Sie sollte die Verteidiger zum Osttor locken und sie außerdem zwingen, alle Laternen zu löschen, damit die Kanonen sich nicht auf den Hauptturm einschießen konnten. Die schwarz gekleideten Ninjas waren in der Dunkelheit praktisch unsichtbar.
Angestrengt spähte er in die Leere hinunter und hielt erschrocken die Luft an. Im Mondlicht, das sich im inneren Burggraben spiegelte, sah er, wie schattenhafte Gestalten das Wasser überquerten. Unmittelbar unter ihm krochen sie wie Spinnen die Mauer hoch.
Zwei Augen tauchten unvermutet aus der Nacht
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