Sancha ... : Das Tor der Myrrhe : Historischer Roman (German Edition)
Salomos.“
Robert hielt inne, um einen Schluck Wasser zu trinken. Dann erklärte er, dass es sich bei Alarichs Männern um die sogenannten Terwingi gehandelt hätte, Edle, die längst sehr reich gewesen seien, und sich dennoch - wie Prokopios schrieb - mit den Schätzen Salomos, des Königs der Hebräer, auf und davon gemacht hätten.
„Um sie in den Ländereien unserer Gemahle zu verstecken?“ Wie alle anderen, hatte auch Leonora fasziniert auf jedes Wort gelauscht.
„Nun, es heißt, sie hätten drei Verstecke angelegt - die „drei Tore“ genannt."
Sancha merkte auf. „Drei Tore? Und nach ihnen hält Bischof Fulco Ausschau?"
„Ja und nein.“ Bruder Robert wiegte den Kopf. „Unsere Kundschafter sagen, sie suchen nach einem ganz bestimmten Tor, das sie das Tor der Myrrhe nennen. Es soll sich in Toulouse befinden.“
„Wir können allerdings nicht gänzlich ausschließen, dass Bischof Fulco nur einer Schimäre hinterherjagt“, ergänzte Cadeil.
„Aber der Junge, welche Rolle spielt er?“, fragte Sancha. Der Komtur erklärte ihr, dass er im Besitz von alten Aufzeichnungen wäre, die zum Ort jenes Tores führten. Alles ginge auf den Großvater zurück, Wilhelm von Montpellier. Mehr wisse man leider nicht.
„Das sind wirklich ganz besondere Neuigkeiten“, sagte Leonora nachdenklich. Sie dankte Cadeil für sein Vertrauen und seine Gastfreundschaft, und schickte sich an, sich zu erheben, als Sancha sich noch einmal zu Wort meldete.
„Bitte verzeiht, Komtur“, begann sie ein wenig unsicher. „Man nennt Euch und Eure Brüder 'die Ritter vom Salomonischen Tempel`. Steht Euer Orden vielleicht ... ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, ohne Euch zu verletzen ..."
"Sprecht ganz offen, Gräfin!"
"Nun, steht Ihr vielleicht in einem Wettbewerb mit Bischof Fulco, was die Suche nach diesem Salomon-Schatz betrifft?"
Cadeil wich erstaunt zurück. Dann jedoch schmunzelte er. „Es gibt die Geschichte unseres Ordens, Doña Sancha, und die Geschichten über unseren Orden, die man sich erzählt. Beide haben mit dem Tor der Myrrhe nichts zu tun. Wie ich bereits andeutete: Vermutlich existiert das Tor gar nicht.“
„Ihr meint allen Ernstes, Fulco und seine Leute suchen aufgrund einer bloßen Legende einen Schatz?“ Ungläubig schüttelte Leonora den Kopf.
„Doña Leonora“, sagte Cadeil mit dringlicher Stimme, „wir haben Euch diese Geschichte erzählt, damit Ihr versteht, was in Toulouse derzeit vorgeht und damit Ihr Euren Gemahl warnt. Bischof Fulco ist gefährlich."
"Jeder Fanatiker ist das", sagte Miraval leise.
"Mir tut besonders der Junge leid", meinte Sancha, "man müsste ihn vor Fulco zu fassen bekommen. Schließlich ist unsere Schwägerin, die Königin, seine Tante, nicht wahr, Leonora?"
Wider Erwarten stimmte ihr die Schwester zu. „Gleich morgen, nach unserer Ankunft in Zaragoza, werden wir unseren Bruder unterrichten", sagte sie zu Cadeil, "und dann sofort einen schnellen Reiter nach Toulouse beordern. Vielleicht können wir dem Novizen helfen.“
„Seid jedoch auf der Hut, Doña Leonora“, meinte Cadeil besorgt. „Diese Angelegenheit ist sehr, sehr heikel. Ein Schreiben kann leicht abgefangen und gegen Euch - aber auch gegen unseren Orden verwendet werden. Ich rate Euch daher, schickt jemanden nach Toulouse, der das Vertrauen Eures Gemahls besitzt, einen zuverlässigen Mann, dem auch wir vertrauen können."
Sancha erschrak, als sie bemerkte, dass die Augen des Komturs auf Miraval ruhten.
„Ich verstehe“, sagte Leonora überrascht, als auch sie begriffen hatte, wer gemeint war. „Unter diesen Umständen soll es so gemacht werden, wie Ihr vorschlagt, Komtur - und zwar gleich morgen früh.“
Sie sah Miraval fragend an - und er neigte zustimmend das Haupt.
Unablässig webten Sanchas Gedanken ein nächtliches Muster, als sie wenig später in ihrer Kammer lag. Die Tempelritter hatten scheinbar überall ihre Späher und Kundschafter sitzen, selbst in Montforts Heer und am Hofe Raymonds. Wie sonst war die Aussage des Komturs zu verstehen, dass Miraval höchstes Vertrauen verdiente. Und wie schnell die gute Leonora zugegeben hatte, dass er als Bote zurück nach Toulouse ritt! Es war der Beweis, dass die Schwester Bescheid wusste über sie und den Sänger. Miraval sollte verschwinden, bevor sie Zaragoza erreichten. Ziehe mein Liedlein, bevor es regnet, windet oder friert ... Kennzeichnend für Leonora. Immer nahm sie den leichtesten Weg.
Ob es Miraval gelang, noch vor dem
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