Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sanfte Eroberung

Sanfte Eroberung

Titel: Sanfte Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
Vom Netzwerk:
Mieterinnen in Marcus' Haus geschickt? «
    »Nun ja«, antwortete Lily leicht verunsichert, »ich habe sie zu Roslyn geschickt. Zu der Zeit konnte ich Marcus schlecht fragen, sie aufzunehmen, denn ich wollte nicht, dass er erfuhr, wo ich war.« Ihrem Tonfall nach hätte Heath wetten können, dass sie errötete, ehe sie fortfuhr: »Ich durfte die Not der armen Frauen doch nicht einfach ignorieren. Sie brauchten jemanden, der ihnen half, diesem schrecklichen Leben zu entkommen.«
    Heath betrachtete sie nachdenklich. »Und gleichzeitig lehren Sie Ihre Schülerinnen, wie sie sich auf einer Soiree wohlhabende Gönner sichern.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Lily zerknirscht. »Meine Freundinnen erklärten mir überzeugend, dass es für alle das Beste sei. Wenn die Mieterinnen ein höheres Einkommen haben, gewinnen sie damit mehr Wahlmöglichkeiten für ihre Zukunft. Sie sind nicht so gefangen und machtlos wie jetzt. Trotzdem mache ich mir immer noch Sorgen um sie. Aus diesem Grund bat ich Sie, geeignete Kandidaten unter Ihren ledigen Freunden zu bestimmen. Unsere Mieterinnen verdienen Gönner, die freundlich und gütig sind. Witwer vielleicht, die eher Gesellschaft als Leidenschaft suchen. Oder Herren wie meinen Freund Basil, die liebenswert und tolerant sind, sogar schüchtern. Männer, die sich nicht wie Grobiane benehmen, nur weil sie über gefüllte Börsen verfügen. «
    »Ihre Schülerinnen haben Glück, dass Sie sich ihrer so aufopfernd annehmen.«
    Für eine kurze Weile sah Lily zu ihm, als zweifelte sie am Ernst seiner Worte. »Ich denke, ich schulde Ihnen Dank, Lord Claybourne.«
    »Dank? «
    »Weil Sie mich nötigten, nach London zu reisen. Wäre, Ihr Wunsch, mich zu umwerben, nicht gewesen, hätte ich mich nicht darauf eingelassen, hier zu unterrichten.«
    »Nun, wenn das keine vollends neue Betrachtungsweise ist! «, murmelte Heath mit einem Anflug von Zynismus.
    »Ich meine es vollkommen ernst, My Lord,
    »Ja, das merke ich, mein Engel. Und ich achte Ihre Bemühungen. Mich amüsiert lediglich die Ironie dessen, wie weit meine Werbung Sie treibt.«
    »Es mutet fürwahr ironisch an«, stimmte sie leiser zu. »Zweifellos kann ich mit den jungen Frauen fühlen, weil meine Schwestern und ich einiges durchmachten, nachdem unsere Familie mit gleich mehreren Skandalen belastet wurde. Wir drei hätten leicht in denselben Umständen enden können wie die Damen in der Pension.«
    Heath runzelte die Stirn. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, Lily könnte einem solchen Schicksal ausgeliefert sein. Ja, er hasste den Gedanken.
    »Und jemand muss ihnen helfen«, fügte Lily hinzu. »Die meisten Angehörigen unseres Standes gewähren ihnen wenig Unterstützung. Nehmen Sie beispielsweise sich selbst. Sie sind ein vornehmer Müßiggänger, für den das Leben ein Spiel ist. «
    Vielleicht hatte sie Recht, dachte Heath. Einen Großteil seines Lebens hatte er nichts als Vergnügen und Abenteuer im Sinn gehabt.
    »Bevor ich die Mädchen kennenlernte, war ich Ihnen sehr ähnlich«, fuhr Lily fort. »Über die niederen Stände und darüber, wie sie ihren Unterhalt bestreiten, machte ich mir kaum Gedanken. Wir wuchsen behütet auf, und lange Zeit wusste ich nicht einmal, dass solche Frauen überhaupt existieren - mit Ausnahme von Fanny natürlich, und sie ist gewiss keine typische Repräsentantin der Halbwelt. Jetzt aber habe ich das Gefühl, endlich eine Berufung gefunden zu haben. «
    Heath nickte. Das Leid gefallener Frauen war in seinem Denken nicht vorgekommen. Zwar behandelte er seine Bediensteten gut und sorgte für ihr Wohlergehen, aber wie sie tatsächlich lebten, wusste er eigentlich gar nicht.
    In diesem Moment erreichten sie den Eingang des Parks.
    Lily schüttelte sich merklich und sah wieder zu ihm. »Vergeben Sie mir, My Lord. Ich muss Sie zu Tode gelangweilt haben. «
    »Ganz und gar nicht. Vielmehr kann ich ehrlich behaupten, dass Sie die am wenigsten langweilige Frau sind, die mirje begegnet ist.«
    Als sie lächelte, verzog sie den Mund. »Nun, es ist gewiss nicht meine Absicht, Sie zu unterhalten. Wollen wir reiten? «
    Im Park lenkten sie ihre Pferde auf den breiten von Ulmen und Eichen gesäumten Kiesweg. Sie waren kaum zehn Meter weit gekommen, als ihnen zwei Reiter entgegenkamen.
    Heath, der beide Herren erkannte, hielt höflich an, um sie zu begrüßen, während Lily ihre Stute an ihnen vorbeitrieb und es Heath überließ, allein mit seinen Freunden zu sprechen.
    Und sobald er sie wieder eingeholt hatte, wechselte

Weitere Kostenlose Bücher