Sascha - Das Ende der Unschuld
Worten.
... wisst ihr denn nicht, dass Frevler das Königreich Gottes nicht erben werden? Lasst euch nicht irreführen. Weder Hurer noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Knaben, die für unnatürliche Zwecke gehalten werden oder Männer, die bei Männern liegen, weder Diebe noch Hab gierige oder Erpresser werden Gottes Königreich erlangen können ...
✵
Anfangs, nachdem Claus begriffen hatte, dass Sascha außer ihm auch Freier empfing, weigerte er sich, intensiver darüber nachzudenken. Er glaubte, wenn er endgültigen Abstand von Sascha hielt, würde sich sein Leben wieder in dieser Gleichförmigkeit einpendeln, wie er es über die Jahre hinweg gewöhnt gewesen war. Aber er irrte sich.
Jeder Tag verstärkte den Schmerz für ihn, es fiel ihm immer schwerer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Die Depressionen hielten ihn fest und zogen ihn immer tiefer in diesen Morast aus Frustration und Desinteresse. Er versuchte, den Sinn in seiner Arbeit wiederzufinden, aber auch das gelang ihm nicht. Es drängte ihn zu Sascha und diese Sehnsucht war alles, auf das er sich konzentrieren konnte. Aber er erlaubte sich nicht, seinem Verlangen nachzugeben, züchtigte sich immer wieder wegen dieses seines Wunsches. Mit der Bibel, selbst zugefügten Leiden und seiner gedanklich immer anwesenden Mutter gerüstet versuchte er, seine Liebe zu Sascha zu ersticken.
Irgendwann hatte Claus jedes Zeitgefühl verloren. Er unterschied Tag und Nacht nicht mehr voneinander, was zur Folge hatte, dass er auch nicht mehr ins Büro ging.
Er hörte Saschas Stimme auf dem Anrufbeantworter und riss daraufhin das Telefonkabel aus der Wand. Dann blieb er im Schlafzimmer, wo er sich in ständiger Dämmerung mehrere Tage lang disziplinierte.
Er aß nicht, trank nur Wasser und las bei Kerzenlicht die Heilige Schrift. Er betete, führte stundenlange Monologe, in denen er sich davon zu überzeugen suchte, dass allein Sascha an seinen Qualen schuld sei. Die Verletzungen, die er sich selbst zufügte, hatten keine Zeit mehr zu heilen, wurden immer wieder aufgerissen und neue kamen hinzu.
Dann, es war der Tag, als Sascha durch den Keller einstieg, hatten Claus’ durch die Stille übersensible Ohren Geräusche im Haus wahrgenommen. Er war aus dem Zimmer bis zur Treppe gegangen und hatte Sascha gesehen, der soeben die Halle in Richtung Bibliothek durchquerte.
Entsetzt, die personifizierte Sünde nun in seinem Haus zu haben, zog Claus sich wieder zurück ins Schlafzimmer. Fieberhaft überlegte er, was jetzt zu tun sei und kam dabei vorerst nur zu einem Ergebnis – er musste sich vor Sascha verstecken. Vorsichtig öffnete er die Tür erneut, wollte hinauf auf den Speicher. Aber in diesem Moment sah er, dass Sascha am oberen Treppenabsatz angekommen war und zog sich blitzschnell wieder zurück. Eilig sah er sich im Schlafzimmer um und kroch in Ermangelung einer besseren Zufluchtsstätte unter das Bett. Keine Sekunde zu früh, denn schon im nächsten Moment öffnete sich die Tür.
Claus hielt den Atem an und wartete ab. Als die Vase herunter fiel, fuhr er zusammen und hätte sich beinahe bemerkbar gemacht. Aber er beherrschte sich, biss auf seine Unterlippe, um stumm zu bleiben. Natürlich wusste er noch alles, was zwischen ihnen gewesen war. Aber seine in letzter Zeit verstärkt selbst durchgeführte Gehirnwäsche hatte aus Sascha seinen persönlichen Feind gemacht, er war nur noch der Verbündete Satans, des Versuchers, der ihn erneut auf Abwege führen wollte.
In seinen wirren Gedanken stachelte die lebenslange Konditionierung durch seine Mutter wie eine eindringliche Stimme seinen Hass auf Sascha an. Ohne Zweifel, es war seine eigene Willensschwäche gewesen, die ihn zum Geliebten des Jüngeren hatte werden lassen. Für Claus stand jedoch fest, dass Sascha diese ungeheure Anziehungskraft nur ausüben konnte, weil er an seiner Seite einen starken Bundesgenossen aus dem Lager des einzig existenten Rivalen Gottes aufzuweisen hatte. Und er nahm sich vor, bis zuletzt Widerstand zu leisten.
Nachdem Sascha schließlich kurz aus dem Zimmer geflohen war, wollte er schon aufatmen. Als er dann jedoch zurückkam, wusste Claus in seinem Versteck, dass Satan tatsächlich niemals freiwillig zum Rückzug blies. Er musste also doch etwas unternehmen. So wartete er ab, bis Sascha das Bad betreten hatte und schloss es hinter ihm kurzerhand ab. Auf diese Weise hatte er zumindest Zeit gewonnen.
Er begann, in der Bibel zu lesen und die Stimme des Gegners jenseits
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