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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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ein wunderbarer, friedlicher Ort! Ein Ort, der irgendwie nicht hierher zu gehören schien, in sich ruhend, wie abgekoppelt vom Vorort.
    »Fertig für heute, Nora?«
    Die Stimme kam plötzlich aus dem Nirgendwo. Yvonne zuckte zusammen, machte einen Schritt zur Seite und fuchtelte mit den Armen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Bernhard Ekberg faßte sie an der Schulter, damit sie nicht hinfiel.
    »Fast wären Sie in den Teich gefallen«, sagte er lachend.
    Sie merkte, wie dumm sie gewesen war. Sie wäre fast in den Kies getreten, den sie instinktiv für einen richtigen Teich gehalten hatte. Ihr Herz klopfte immer noch vor Schreck.
    »Ich habe niemanden kommen hören«, sagte sie. »Ich war in Gedanken. Es ist ein so merkwürdiger und schöner Ort.«
    »Solche Steinteiche gibt es in den Zen-Gärten in Japan. Es war Helenas Idee. Sie interessierte sich sehr für Japan. Sauber und einfach und akkurat.«
    Bernhard Ekberg seufzte und sank auf die einfache Sitzbank, die am Felsen aufgestellt war. Yvonne setzte sich neben ihn.
    »Früher war hier ein richtiger Teich. Ein kleines Wasserloch am Felsen, hier, wo wir jetzt sitzen. Es lief immer wieder über, und dieser Teil des Gartens war sumpfig. Es war jedes Jahr das gleiche Elend. Wir haben Gräben gezogen, das Wasser in den Wald geleitet und das Loch aufgefüllt. Und dann hatte Helena diese Idee, aus einem Buch über japanische Gärten. Der tritt wenigstens nicht übers Ufer. Und noch ist er nicht zugewachsen. Wie der restliche Garten.«
    Er schüttelte den Kopf bei dem Gedanken.
    »Ich schaffe es nicht, ihn zu pflegen. Ich kann gerade noch den Steingarten harken und etwas Unkraut ausreißen.«
    »Das hohe Gras ist so schön«, sagte Yvonne und zeigte auf das Wäldchen aus Ziergras.
    »Miscantus. Helena hat mir beigebracht, daß es so heißt. Sie kennt sich aus mit Pflanzen. Sie hatte einen wunderbaren Gemüsegarten. Ich werde Ihnen mal Fotos zeigen. Aber jetzt verkommt alles.«
    Und als wolle er die düsteren Gedanken abschütteln, wandte er sich an Yvonne und sagte in fröhlicherem Ton:
    »Sind Sie drinnen fertig? Es war dieses Mal nicht so schlimm, nicht wahr? In der Küche, meine ich.«
    »Kein Problem. Und Sie? Ist Ihr Arbeitstag schon vorbei?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Sie sind vielleicht so effektiv, daß Sie nur eine Stunde am Tag arbeiten müssen?«
    Er schaute sie an, als wolle er herausbekommen, ob sie sich über ihn lustig machte.
    »Ehrlich gesagt, geht es mir nicht gut«, antwortete er ernsthaft. »Es geht mir manchmal nicht so gut.«
    »Sie waren natürlich bei einem Arzt?« sagte Yvonne.
    »Ja, ja. Ich habe alle möglichen Untersuchungen machen lassen, alles okay. Es ist psychisch. Ich bin bei einem Psychologen.«
    »Und? Finden Sie, daß es hilft?«
    »Überhaupt nicht. Ich bin bei einem der besten. Mein Arbeitgeber bezahlt es. Aber es ist rausgeworfene Zeit, meiner Meinung nach. Für manche Dinge gibt es vielleicht keine Heilung.«
    Sie saßen schweigend da. Der Wind frischte auf, die Stäbe des Windspiels schlugen aneinander, schnell und metallisch spröde, wie strömendes Wasser zwischen Eis.
    »Ihre Frau … Helena, heißt sie so? Wohnt sie nicht mehr mit Ihnen zusammen?« fragte Yvonne vorsichtig.
    Bernhard wandte sich zu ihr, schaute sie konzentriert und mit halbgeschlossenen Augen an.
    »Sie könnten auch Psychologin sein, Nora. Sie haben ganz recht. Mein Zustand hat mit meiner Frau zu tun. Nein, sie wohnt nicht hier. Sie ist verreist. Und das ist … eine schwierige Situation für mich. Sehr schwierig.«
    Dann stand er auf, ging um das Bambuswäldchen herum und über die Steinplatten zum Haus. Yvonne folgte ihm. Sie blieben an der Treppe stehen.
    »Haben Sie den Umschlag genommen?«
    »Ja.«
    »Sind Sie einverstanden? Mit dem Lohn, meine ich.«
    »Ist ganz okay.«
    »Bis nächsten Montag?«
    Sie nickte.

13
    »Ich finde es empörend«, sagte Cilla. »Das dürfte nicht erlaubt sein, so etwas zu schreiben.«
    Lotta machte eine hilflose Geste.
    »Sie wollen genau das. Und dann schreiben sie es auch. Gibt keine Mißverständnisse.«
    Sie saßen in Cillas Zimmer, vor sich hatten sie das Mittagessen, ein Fenchelgratin, das Lotta bei einem vegetarischen Restaurant geholt hatte. Sie waren nur zu dritt, der innerste Kreis von »Deine Zeit«: Yvonne und Lotta, denen das Unternehmen gehörte, und Cilla, die selbständig war, aber mit den anderen beiden zusammenarbeitete. Am Rande dieses Kreises gab es Petra, sie nahm die Buchungen entgegen,

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