Saubere Verhältnisse
Widerstand.
Zusammenfassung der Verhöre mit Helena Ekberg vom 24.3. – 28.3.
Helena Ekberg berichtete, daß sie schon längere Zeit den Verdacht gehegt habe, daß ihr Mann eine andere Frau traf. Nachdem sie über einen Nebenapparat ein Telefongespräch ihres Mannes mitgehört hatte, wußte sie, daß er Karina Toresson am folgenden Tag im Sommerhaus des Paares Ekberg in Åsa treffen würde. Sie fuhr hin und überraschte die beiden im ehelichen Bett. Sie war schockiert und floh. Ihr Mann bat sie am gleichen Abend um Verzeihung und versprach, die Beziehung mit Karina Toresson zu beenden. Sie war jedoch der Meinung, sein Verrat sei unverzeihlich und die Frau müsse »weg« . Helena Ekberg nahm Kontakt mit Karina Toresson auf und sagte, sie wolle sie treffen und mit ihr über die Beziehung zu ihrem Mann sprechen. Karina Toresson war einverstanden, Helena Ekberg am 24. März um 13 Uhr im Sommerhaus zu treffen.
Helena Ekberg war schon gegen 10 Uhr dort und heizte die Hütte. Sie bereitete ein Mittagessen, zu dem sie Karina Toresson einlud, als diese eintraf. Die Frauen sprachen ruhig über das Vorgefallene. Helena Ekberg war während des Essens nicht sicher, ob sie Karina töten sollte oder nicht, sie wollte wissen, »was für eine Frau sie war« . Sie erzählte Frau Toresson, wie nahe sie und ihr Mann sich standen und wie nachhaltig die Untreue des Mannes ihrer Ehe geschadet habe. Sie bat Frau Toresson, ihren Mann in Ruhe zu lassen, was diese jedoch nicht mit Sicherheit versprechen konnte.
Nach dieser Antwort stand ihr Entschluß fest. Als sie Karina Toresson zur Tür brachte, verbarg sie das Messer hinter dem Rücken, und in dem Moment, als diese gehen wollte, stach sie das Messer mehrmals in Toressons Brust und Bauch, vier Mal, soweit sie sich erinnerte.
Helena Ekberg hatte nie daran gedacht zu fliehen, sie rief selbst die Polizei an und legte ein Geständnis ab. Beim Anruf muß Karina Toresson zwischen zwei und drei Stunden tot gewesen sein. Die Zeit zwischen dem Mord und dem Anruf hat Helena Ekberg nach eigenen Angaben damit zugebracht, zu spülen und aufzuräumen, was sie selbst als »angelerntes Reflexverhalten« bezeichnete. Sie hatte jedoch weder an sich das Blut abgewaschen noch die Kleidung gewechselt, weil sie »keine Beweismittel beseitigen wollte« .
Auf die Frage, ob sie bereue, was sie getan habe, sagte sie, es tue ihr leid, daß Karina Toressons Kinder die Mutter verloren hätten. Wenn sie gewußt hätte, daß Toresson Kinder hatte, hätte sie vielleicht anders gehandelt. Sie hatte sie während des Gesprächs nach eventuellen Kindern gefragt, aber die Antwort bekommen, daß sie das nichts anginge. Ansonsten bereue sie nichts.
Yvonne las noch einige Verhörprotokolle, die etwas ausführlicher Helenas eigene Worte wiedergaben.
Dann las sie die technischen Untersuchungen, über Blutgruppen, Schmutzflecken, den Inhalt der Autos, Sand- und Kiesreste an den Schuhen beider Frauen.
Sie betrachtete verwischte Fotokopien von Fotos der Toten, der geparkten Autos und des Sommerhauses von innen und von außen.
Mit zunehmendem Unbehagen las sie die Obduktionsberichte und die Protokolle der Untersuchungen am Tatort, in denen festgestellt wurde, daß abgesehen vom Blut in der Diele das Haus sauber gewesen sei, Gläser, Porzellan und Töpfe gespült, und weder im Mülleimer unter der Spüle noch in der Mülltonne draußen sei Abfall gefunden worden. (Was Helena in einem Verhör damit erklärt hatte, daß sie den Müllbeutel in die Tonne eines Nachbarn gelegt habe, weil bei diesem im Winter geleert wurde, was bei Ekbergs nicht der Fall gewesen sei. Sie wollte nicht, daß der Müll bis zum nächsten Jahr liegenblieb und stank.)
Alles in allem ergab die Untersuchung das Bild einer Frau mit einer fast unmenschlichen Selbstbeherrschung. Die eiskalt zwei Wochen wartet, bis sie Rache nimmt. Die dem Opfer ein sorgfältig zubereitetes Mittagessen serviert und sie dann mit dem gleichen Messer ermordet, mit dem sie zuvor den Fisch filetiert hat. Die einen genauen Überblick darüber hat, wo wann die Mülltonnen geleert werden, die jedoch nicht eindringlicher nachfragt, ob die Frau, die sie ermorden wird, Kinder hat oder nicht.
Yvonne schauderte. Dieser Frau würde sie nicht begegnen wollen. Warum hatte Bernhard sie das alles lesen lassen?
19
Dezember. Der Vorort bereitete sich auf Weihnachten vor. Die Bewohner liebten es, ihre Häuser zu schmücken und zu beleuchten. Yvonne war aufgefallen, daß Jahr für
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