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Saubere Verhältnisse

Saubere Verhältnisse

Titel: Saubere Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Hase? Eine Katze? Nein, die waren zu leicht. Ein Dachs?
    »Hallo?« rief Yvonne.
    Es raschelte im Wald, aber das tat es ja immer.
    Sie verließ den Steingarten, setzte sich wieder in den Liegestuhl und schloß die Augen. Aber sie schob das Kleid nicht mehr hoch, und sie öffnete immer wieder die Augen.
    Sie dachte über Bernhards Depression nach. Mord. So etwas gab es im Fernsehen und im Kino. Ein kurzes, intensives Geschehen, voller Dramatik, das die Polizei dann aufklärte, und am Ende wurde jemand zur Verantwortung gezogen. Dann war es vorbei, und man machte den Fernseher aus oder ging nach dem Kino einen Kaffee trinken.
    Anders in der Wirklichkeit: welche weitgehenden Konsequenzen hatte eine solche Tat! Das Böse verbreitete sich wie Ringe auf dem Wasser. Von der ermordeten Frau auf ihre Kinder, die nun ohne Mutter aufwachsen mußten. Und auf den Vater der Kinder. Und wenn die Kinder dann groß waren und selbst Familien gründeten, dann hatte ihre zerstörte Kindheit vielleicht Auswirkungen auf ihre Beziehungen. Und Bernhard, der Mann der Mörderin, war völlig gebrochen, ließ sich krank schreiben und würde vermutlich seine Arbeit in der Bank verlieren. Und sie selbst, sie liebte Bernhard mit einer merkwürdigen Liebe, aus der sie selbst nicht recht schlau wurde, und sie litt daran, zu sehen, wie dieser zärtlichkeitshungrige, etwas kindische Mann von Grübeleien und Trauer zermürbt wurde.
    Auch Menschen, die nichts von der Tat wußten – Bernhards Kollegen, Simon, Jörgen und viele andere –, wurden am Rande von ihr berührt. Denn Bernhards Verhalten stellte die Menschen um ihn herum vor Probleme, oder? Und hatte sie sich nicht auch verändert durch ihren Aufenthalt in Ekbergs Haus? Vielleicht hatte sich Jörgen deshalb von ihr zurückgezogen?
    Sie ging in die Küche, machte Kaffee und taute Hefebrötchen auf. Dann trug sie ein Tablett ins Fernsehzimmer hinauf. Der Fernseher zeigte einen Mann und eine Frau in halbnaher Einstellung, sie beschimpften sich wegen irgend etwas. Sie hatten schmale, verächtliche Augen und machten deutliche Mundbewegungen. Immer wenn Yvonne ins Fernsehzimmer schaute und einen Blick auf den Fernseher warf, sah sie dort einen Mann und eine Frau in solch einer Situation. Und sie stritten oder sie küßten sich.
    Aber Bernhard beachtete den Fernseher gar nicht. Er hing halb auf dem Sofa und blätterte in einem Fotoalbum. Yvonne stellte das Tablett auf das kleine Tischchen neben ihm, machte mit der Fernbedienung den Ton aus und setzte sich auf den Ledersessel.
    »Hast du irgendwelche Pläne für den Sommer?« fragte sie freundlich und schenkte Kaffee ein.
    Bernhard legte das Album weg und nahm seine Tasse.
    »Nein, was für Pläne?«
    »Ich weiß nicht. Was machst du sonst in den Ferien?«
    »Helena und ich haben immer Reisen gemacht. Italien mochten wir beide besonders. Und wir waren in vielen Hauptstädten Europas. Paris, Budapest, Prag, Barcelona. Und dann hatten wir ja das Häuschen in Åsa, aber im Sommer waren wir nie viel draußen. Die Häuschen liegen in dieser Siedlung ziemlich nah beieinander, und da konnte es in den Ferien eng werden. Am Strand konnte man sich kaum rühren. Nein, der Strand war im Frühling und im Herbst am besten, wenn wir ihn für uns hatten. Dann waren wir so oft wie möglich draußen.«
    Er nahm das Album und blätterte zu Bildern von einem Strand voller Tangbüschel und einem aufgepeitschten, grauen Meer und einer lächelnden Helena in einer Daunenjacke. Das blonde Haar wehte ihr über ein Stirnband aus blauem Fleece in die Stirn.
    »Ein Spaziergang am Strand und dann nach Hause zu einem Feuer im Kamin und einem guten Essen«, sagte er nostalgisch und schlug das Album mit einem kleinen Knall zu.
    »Das Häuschen ist natürlich verkauft«, fügte er trocken hinzu.
    Yvonne legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Iß doch ein Brötchen, solange sie noch warm sind. Ich habe sie in der Mikrowelle aufgetaut, sie schmecken wie frisch.«
    »Du bist lieb, Nora«, sagte er, ohne das Brötchen anzurühren. »Du bist eine phantastische Frau. Halt mich ein wenig. Bitte, Nora, halt mich fest.«
    Sie stand auf und setzte sich auf den Rand des Sofas neben ihn. Sie legte ihre Arme um ihn und drückte ihre Lippen leicht an seine unrasierte Wange.
    »Nora, Nora«, winselte er und streichelte ihren Körper, über die Brust und dann hinunter bis zu den Schenkeln. Das Kleid war aus einem so dünnen und geschmeidigen Material, daß es sich anfühlte, als streichle er ihre nackte

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