Saupech (German Edition)
Feuerwehrkommandanten, Gott hab ihn selig.«
»Von mir aus. Aber die alte Pfludern muass doch schon mindestens neunzig sein. Wir müssen ihr des Land abkaufen. Was macht’s denn eh damit, wenn’s ins Heim geht? Und Kinder hat’s a kane. Bevor das an den Staat fallt, ist es doch besser, es fallt an uns!«
Wenn der Kogelbauer im Nebenraum lachte, konnte man meinen, ein Erdbeben erschütterte das Haus.
Die Antwort des Bürgermeisters konnte Dorli nicht mehr verstehen. Dass die beiden nichts Gutes im Schilde führten, war anzunehmen. Aber welches Grundstück wollten die unbedingt haben, das der Kathl gehörte? Das lag doch alles im Grüngürtel, wo nicht gebaut werden durfte. Das war doch kaum was wert.
Egal, sie musste jetzt dazuschauen, dass endlich der aktuelle Hirtenbrief fertig wurde. Sonst konnte sie sich wieder mal anhören, dass im Sekretariat nichts weiterging. Wobei der Kofler dabei nie die Dumpfbacke Barbara Schöne meinte, sondern ausschließlich sie.
Mit der Schöne war das so eine Sache. Egal, was die zu tun hatte, Dorli musste alles überprüfen. Der Kofler bestand darauf, dass nichts von der Schöne ungeprüft das Haus verließ. Trotzdem ging es den ganzen Tag »Schöne Babsi, kommen S’ mal rein!« Und die Schöne ließ alles liegen und stehen, rief: »Sofort, lieber Herr Bürgermeister!«, und tänzelte in sein Büro. Wenn sie wieder rauskam, war der Rock noch weiter oben als sonst und das Storchennest in stetiger Absturzgefahr. Danach verbrachte die Schöne jedes Mal eine halbe Stunde im Waschraum. Man brauchte nicht allzu viel Phantasie, um sich auszumalen, was »der liebe Herr Bürgermeister« mit der »schönen Babsi« anstellte.
Dabei hatte sich Dorli bis vor Kurzem gar nicht denken können, dass den Willi Kofler irgendwer freiwillig nehmen würde, abgesehen von der Gundi natürlich. Aber hier bewegten sich zwei einfach auf dem gleichen Intelligenzlevel. Beide waren strohdumm.
Erstaunlicherweise hatte Lore ihr vor einiger Zeit eine unglaubliche Geschichte erzählt, die sie von einer ihrer Kundinnen erfahren hatte.
»Kannst di no an die Anita erinnern?«
»Wer soll das sein?«
»Weißt eh, die Anita Kraus.«
»Ach, ich erinner mich dunkel. Die war doch seit dem Kindergarten eine Busenfreundin von der Gundi.«
»Genau. Die beiden gingen durch dick und dünn und schworen sich Freundschaft bis in den Tod. Dann hat sich die Gundl in den älteren Kinaski-Bruder verguckt, da war schon der Wurm in der Freundschaft, denn der hätte der Anita auch gut gefallen. Als der verschwand und sich die Gundl den Kofler anlachte, da war dann der Ofen endgültig aus, denn der hatte zu der Zeit mit der Anita was laufen.«
»Schau, schau. Und ich hab immer glaubt, die Gundl hat ihn aus Mitleid g’nommen.«
»Die Gundl hat immer alles nur aus Berechnung g’macht. Anita hat mit allen Mitteln versucht, die junge Liebe zu stören. Doch das Einzige, was sie sich eingehandelt hat, war das Ende der Freundschaft mit der Gundl und ein Hausverbot beim damaligen Bürgermeister, dem Vater vom Willi. Angeblich hat sie Rache geschworen. Doch seit vielen Jahren hat sie niemand mehr in Buchau g’sehen.«
»Und was ist da dran jetzt so aktuell, dass du mir das erzählst?«
»Die Anita ist wieder da. Die Berner Lisi hat sie in Langebichl getroffen.«
»Und weiß die Lisi, was die Anita dort macht?«
»Sie ist beim Greißler an der Kassa g’sessen. Mehr wusste sie auch nicht.«
Wenn die Gundl so eifersüchtig war, dass wegen dem Willi die Freundschaft mit ihrer ältesten Freundin in die Brüche gegangen war, sollte sie ihr dann nicht vielleicht einen Tipp geben wegen der Schöne? Was die zum Gspusi ihres lieben Gatten mit dem jungen Trutscherl sagen würde? Vermutlich nix Feines!
Dorli rief sich zur Ordnung. Sie musste das alles ausblenden. Ging sie auch gar nichts an. Einfach ihren Partikel runterarbeiten. Am Abend die Tür von außen zumachen und alles vergessen, was mit diesem beschissenen Job zu tun hatte. Dabei hatte sie hier so viele glückliche und zufriedene Arbeitsstunden erlebt, als noch der Altbürgermeister das Sagen hatte. Vorbei, unwiederbringlich.
22
An diesem Nachmittag rief Dorli Frau Ganglbauer an und fragte, ob sie sich am Friedhof beim Grab ihres Mannes treffen könnten.
»Du warst so geheimnisvoll am Telefon. Was ist denn los?«, fragte die alte Ganglbauerin, die sich schwer auf ihren Stock stützte.
Dorli blickte sich unauffällig um. Kein Mensch war am Friedhof zu sehen. »Frau
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