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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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entscheiden.
    Hinter ihr verhallten die Rufe und Schritte der Soldaten. Und während Marje immer weiterrannte, durch menschenleere Gassen und Straßen, an dunklen Kanälen und Tempeln vorbei, an blühenden Gärten und prächtigen Wohnhäusern, spürte sie, wie Triumph in ihr aufstieg.
    Es war gelungen! Sie hatte das Unmögliche geschafft! Sie war in eine Zinade eingebrochen und war den Soldaten entwischt!
    Ihre Schritte folgten keinem festgelegten Weg. Stattdessen schlug Marje immer wieder Haken, um ihre Spur endgültig zu verwischen. Endlich schien es ihr sicher genug, innezuhalten und sich zu orientieren.
    Marje kannte sich in der alten Stadt genauso gut aus wie jeder Liganer. Im grünen Mondlicht konnte sie einen spitzen Turm mit einem roten Dach erkennen, der einige Häuserblocks vor ihr in die Höhe ragte. Gut! Das war die Westschleuse.
    Marje wählte den Weg über den Sitarenplatz, den einer der reich geschmückten Shanubrunnen zierte. Säulen kündeten von der Macht des Wassers, aber Marje beachtete sie nicht weiter und schlüpfte zwischen ihnen durch. Am Ende des Platzes wandte sie sich nach rechts und jagte über eine der kleinen Holzbrücken, die in der alten Stadt überall über die Kanäle führten.
    Jetzt nur noch durch die Gasse, dann war sie an der Grenze zur neuen Stadt, wo sie in Sicherheit war.
    Erst im letzten Moment sah sie die Gestalt vor sich.
    »Den Passierschein bitte.«
    Marjes Herz setzte einen Schlag aus und klopfte danach umso schneller, als sie den Soldaten in der kaiserlichen Uniform erkannte. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück und sah in seinen grünen Augen einen Hauch von Belustigung.

2. Kapitel
    D as Mädchen machte noch einen weiteren Schritt vor ihm zurück. Sein dunkles, lockiges Haar war zerzaust, Blätter hingen in den Haaren. Ängstlich blickte es die Straße auf und ab.
    »Hast du keinen Passierschein dabei?«, fragte Kiyoshi nach.
    Verwirrt sah das Mädchen zu ihm auf, dann trat ein verschlossener, abweisender Ausdruck in seine Augen.
    Kiyoshi musterte es. Das Mädchen hatte einen schlichten schwarzen Umhang mit einer Kapuze an, die ihre Gesichtszüge halb verbarg. Was auch immer sie zu dieser späten Stunde auf die Straße getrieben hatte, offenbar wollte sie nicht dabei erwischt werden. Doch ganz gleich, was es auch sein mochte – wenn sie keinen Passierschein vorweisen konnte, musste er sich ihren Namen und ihren Wohnort notieren und ihre Eltern informieren. Sie hatte zu dieser späten Stunde nichts mehr auf der Straße verloren, zumal es gerade in den letzten Wochen gefährlich geworden war, sich alleine in der Dunkelheit herumzutreiben.
    »Wo wohnst du?«, fragte er.
    Das Mädchen blieb ihm die Antwort schuldig. Vermutlich hatte es eine Heidenangst davor, dass die Eltern von seinem nächtlichen Ausflug erfuhren.
    Kiyoshis Blick glitt prüfend die Straße hinab. Hinter hohen Gartenzäunen wucherten wilde Blumen in den Gärten der prächtigen Häuser der reichen Liganer.
    Keins der Häuser glich dem anderen. Ein jedes wollte das größte, das schönste sein. Je nach Herkunft der Familien der reichen Händler waren verschiedene Baustile zu erkennen. Manche Häuser waren sogar aus Gestein erbaut, das den weiten Weg durch die Wüste in die Stadt gebracht worden war, nur um hier hervorzustechen. Der Reichtum der Bewohner spiegelte sich auch in den Vorgärten. Überall wurden Pflanzen angebaut, die viel Wasser brauchten und in ihrer Pracht jeden Besucher beeindruckten. In der Nacht jedoch, wenn die Dunkelheit die Schönheit der Pflanzen verbarg, wurden Lampions entzündet, die die Straßen und Gärten in bunte Lichter tauchten.
    Und so, wie die Reichen ihre Macht präsentierten und schützten, taten sie es auch mit ihren Kindern, vor allem mit den Töchtern. Immer sah man sie in Begleitung ihrer Eltern oder einer Heerschar von Dienern. Umso verblüffter war Kiyoshi, was das Mädchen zu so später Stunde in diesen Straßen zu suchen hatte – mutterseelenallein.
    Natürlich war sie nicht die Erste, die ihm hier draußen in die Arme lief. Selbst die Töchter der reichsten Liganer ließen sich von diesen nicht in ihren goldenen Käfigen einsperren und gingen ab und zu ihren nächtlichen Abenteuern nach – nur waren die meisten geschickt genug, sich nicht dabei erwischen zu lassen.
    »Ich begleite Euch nach Hause und vergesse den Vorfall, wenn Ihr versprecht, nie wieder ohne Passierschein zur Sperrstunde unterwegs zu sein«, bot er dem Mädchen an. Das entsprach zwar

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