Scharade
er lachend. »Die steigenden Marktanteile beweisen das. Cats Kids ist ein überwältigender Erfolg.«
Ihr Lächeln erhielt einen bitteren Zug. »Nicht, wenn es nach Mr. Truitt ginge.« Ron Truitt, Kritiker des San Francisco Light, hatte an Cats Kids seit dem Sendestart kein gutes Haar gelassen.
»Sein letzter Artikel war besonders boshaft«, sagte Cat. »Was hat er doch gleich noch geschrieben? âºDiese Beiträge triefen vor Sentimentalität und haben in einem Nachrichtenblock etwa genausoviel zu suchen wie Aerobicübungen.â¹ Der Mistkerl kann leider sehr gut schreiben.«
Webster nahm die Kritik gelassen hin.»Leider ist San Antonio in TV-Kreisen als âºBlutmarktâ¹ verrufen. Wir haben hier ein Ausmaà an Gewalt wie jede andere GroÃstadt auch. In den Nachrichtenabteilungen gilt: je mehr Gewalt, desto besser.
WWSA ist da keine Ausnahme, fürchte ich. Wir müssen dem allgemeinen Trend folgen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mir persönlich gefällt das gar nicht. Aber so ist es nun mal.
Ihre Beiträge sind da wie frische Luft in all dem Zeug über Verbrechen, Unfälle und so weiter. Sie erinnern die Zuschauer daran, daà es auch noch Gutes in der Welt gibt. Also vergessen Sie Truitts Kritik. Betrachten Sie dies als kostenlose Publicity.«
Sie teilte Bill Websters sorglose Haltung gegenüber diesen Artikeln nicht. Schlechte Presse blieb schlechte Presse. Es wäre weit weniger schlimm gewesen, wenn Truitt ihr Auftreten vor der Kamera kritisieren würde â das hätte sie locker abtun können. Aber er attackierte ihr »Baby«, und wie eine Bärenmutter beschützte sie es bis zur Bösartigkeit.
»Wenn die Leute Gewalt und Blut sehen wollen, dann sollten wir ihnen einfach zeigen, aus welchen Verhältnissen
die meisten dieser Kinder kommen«, sagte sie in bitterem Ton.
»Um so mehr Grund, sich nicht um die Kritiker zu scheren. Knöpfen Sie sich diesen Truitt doch mal vor.«
»Hab ich ja versucht, aber der Feigling ruft nie zurück.« Sie zuckte mit den Achseln. »Ist wahrscheinlich auch besser so, schätze ich mal. Ich möchte ihm eigentlich nicht die Befriedigung gönnen, zu wissen, wie sehr mich seine miesen Artikel auf die Palme bringen.«
Webster bot ihr etwas zu trinken an, aber sie lehnte dankend ab und erwähnte ihren Termin mit dem Ehepaar, das sich um eine Adoption beworben hatte.
»Gespräche mit Bewerbern gehören aber nicht zu Ihrem Job.«
»Eigentlich nicht. Aber Sherry hat Terminprobleme. Also springe ich für sie ein, um das Ehepaar nicht zu enttäuschen. Sie scheinen nämlich sehr geeignete Aspiranten zu sein.
Um ehrlich zu sein, Bill: Ich würde gern die Antragsteller kennenlernen. Dadurch hätte ich die Möglichkeit, ihnen genaustens zu beschreiben, was sie erwartet, was ich aus meiner eigenen Erfahrung tun kann.«
»Als ehemaliges Pflegekind...«
»Richtig. Die meisten machen zwar spezielle Kurse, aber solch ein zehnwöchiges Training kann nicht auf alle Eventualitäten vorbereiten, zu denen es im Umgang mit einem schwierigen Kind kommen kann. Sie hätten dann auch die Gelegenheit, zu sehen, daà ich und das Programm völlig okay sind.«
»Sie haben auch so schon genug am Hals.«
»Ich kann gar nicht genug davon kriegen.«
»Und Sie sind ein Kontrollfreak. Sie müssen alles überblicken.«
»Schuldig, Euer Ehren«, sagte sie lächelnd.
»Ãbernehmen Sie sich bloà nicht.«
Wenn sie etwas nicht akzeptieren konnte, dann, wegen ihrer Transplantation besonders behandelt zu werden. »Hätscheln Sie mich nicht, Bill.«
»Cat, ich rate all meinen Topleuten, sich nicht zu überarbeiten und auf ihre Gesundheit zu achten. Niemand von denen hat eine Herztransplantation gehabt. Es ist ein guter Rat für jeden.«
»Ich werdâs mir merken.«
»Und? Alles klar in eurem Team?« Als sie zögerte, verzog Webster die Augenbrauen und fragte: »Gibtâs Probleme?«
»Bei jedem Projekt, an dem mehr als einer arbeitet, kommt es ganz zwangsläufig zu Spannungen«, antwortete sie ausweichend.
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Spannungen können oft zu fruchtbaren Einfällen führen. Ich denke, Ihr Team ist sorgsam ausgesucht.«
Sie beschloÃ, ihre Probleme mit Melia durch die Hintertür anzubringen. »Jeff ist ein echtes Arbeitstier.
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