Schatten Blut
Nein, das wollte ich nicht wissen. Ohnehin würde ich es früh genug herausfinden.
Vorsichtig legte ich dieses leicht pulsierende Etwas in die Schachtel zurück und schloss den Deckel. Nun stand ich vor meinem nächsten Problem: Wo sollte ich sie sicher aufbewahren? Jeder nur erdenkliche Ort innerhalb dieses Raumes, vermutlich des ganzen Hauses, kam mir auf einmal viel zu unsicher für ein passendes Versteck vor.
Kurzerhand steckte ich die Schachtel in meinen BH, um sie sogleich wieder daraus hervorzuholen. Drei Brüste, eine davon eckig, waren wirklich zu viel des Guten. So entnahm ich die Frucht, wickelte sie in ein Stück des weißen Samtes ein und steckte sie erneut in den Halter der weiblichen Rundungen. Nach einem neuerlichen, prüfenden Blick darauf war ich zufrieden. Diesmal hatte ich weder unnatürliche Verformungen noch irgendwelche Beulen aufzuweisen. Und sicherer konnte es doch nun wirklich nicht sein. Zufrieden mit dem Ergebnis, zog ich mich komplett an und verließ den Raum in der Hoffnung, Darian zu finden.
– Kapitel Achtundvierzig –
D en oberen Bereich des Hauses hatte ich durchsucht, den Kellers ebenfalls, aber von Darian fehlte weiterhin jede Spur. Anscheinend musste ich bei meiner Suche einen derartigen Krach veranstaltet haben, dass Steven sich genötigt fühlte, aus seiner Gruft zu fallen und mich dessen zu rügen.
»… also ziehst du gefälligst deine Elefantenschuhe aus, oder du verwandelst dich in eine Fledermaus und lernst Fliegen!« klatschte er mir abschließend an den Kopf und machte auf dem Absatz kehrt, um zurück in seine Kemenate zu kriechen. Mein beherztes »Halt!« ließ ihn jedoch innehalten.
»Was is?« kam es mir unfreundlich entgegen.
»Erstens«, fühlte ich mich meinerseits nun genötigt, ihm erklären zu müssen, »habe ich keinerlei Elefantenschuhe an, sondern die guten Leisetreter von Nike, und zweitens ist die Verwandlung in eine Fledermaus als Mythos anzusehen, insofern sie nicht gerade einen Gangrel betreffen. Da ich weder ein Gangrel noch in sonst einer Weise ein Vampir bin, mein lieber Steven, werde ich dir diesen Wunsch also nicht erfüllen können.«
»Bist du fertig?« unterbrach er mich lahm. »Ich bin müde.«
»Ferner«, fuhr ich ohne Beachtung seines Einwandes fort, »führte mich meine Suche nach Darian in diesen Bereich des Kellers.«
Steven blinzelte mich einen Augenblick verwundert an, ehe er mich nachäffte: »Führte mich meine Suche in diesen Bereich des Kellers … Sag mal, hast du an Jason genascht oder warum quatschst du so geschwollen? Und nein, Darian ist garantiert nicht in diesem Bereich des Kellers. Er ist überhaupt nicht im Haus! Kann ich mich jetzt wieder hinlegen oder ist sonst noch was?«
»Woher –«
»Weil ein Vampir die Gegenwart eines anderen Vampirs fühlen kann, Faye! Und ich spüre nichts. Okay?« blaffte er mich dermaßen gereizt an, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat. Er bemerkte es, hob beide Hände und kam auf mich zu. »Entschuldige, Mädchen. Ich bin gerade ziemlich mies drauf. Und diese konservierte Plörre aus dem Kühlschrank sorgt auch nicht dafür, dass ich mich besonders gut fühle. Der Kram ist auf Dauer echt mörderisch.« Steven grinste mich nun gewinnend an. »Also raus mit der Sprache: Was ist los?«
»Ich suche Darian«, meinte ich überflüssigerweise und Steven nickte knapp. »Soweit waren wir schon. Und warum suchst du ihn?«
»Weil er ohne ein Wort gegangen ist und niemand mir sagen kann, warum und wohin.«
»Ist das so ungewöhnlich?« hakte Steven leicht schmunzelnd nach. »Immerhin ist er schon groß und ich glaube kaum, dass er Rechenschaft über das ablegen muss, was er tut.«
Natürlich hatte Steven Recht, keine Frage. Und vielleicht übertrieb ich meine Sorge gerade. Aber bisher war er noch nie, ohne ein Wort zu sagen, einfach gegangen. Und das wiederum war merkwürdig. Zumindest aus meiner Sicht.
»Nun mach dir keine Gedanken, Faye.« Er lächelte mich an. »Dein Darian wird schon wieder auftauchen. Ich vermute, er zieht alle Register, um genauere Informationen über Thalions Gefangenschaft und den Prozess zu bekommen. Glaub mir, du wirst nicht dabei sein wollen.«
Okay, nun hatte meine Sorge begründete Nahrung bekommen! Und Steven schien es von meinem Gesicht ablesen zu können. »Oh nein, Faye! Glaub mir, er weiß, was er tut! Und den Gedanken, ich latsche ihm hinterher und passe auf seinen Rücken auf, kannst du gleich wieder vergessen! Ich werde mich in mein Bett
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