Schatten der Vergangenheit (German Edition)
komm, Philippe, wir könnten sie doch mitnehmen“, bettelte Lily und zog an seinem Arm. Hatte er etwas anderes erwartet? Nein, immerhin sah das Mädchen gut aus, war auch nicht schmutzig und in dem Auto war ohnehin viel Platz. Er hatte nicht viel Gepäck, bis auf seine zwei Paar Stiefel, Krimskrams und Lilys Einkäufe.
Lily tat es nicht so sehr dem Mädchen zuliebe, sondern vielmehr, damit sie mit Philippe nicht mehr alleine im Auto war. Kein guter Start in eine Ehe, wenn sie sich schon zu Beginn vor ihm fürchtete.
„He, Mademoiselle, wir haben einen Platz.“ sagte Philippe zu der Sängerin. Sie unterbrach ihre Musik und sah zwischen Lily und Philippe hin und her.
„Madonne mia, bekomme ich jetzt eine royale Transportmöglichkeit!“ rief sie aus. Philippe seufzte laut auf.
„Ich hoffe, du bist keine als Bettlerin verkleidete Journalistin.“ Sie sah an sich herab. Bettlerin? Idiot!
Das Mädchen stand auf. Sie hatte Beine und Körper des brasilianischen Modells Gisele Bündchen. Ihre Lewis Jeans saß auf ihren knabenhaften Hüften und auf dem weißen, sehr hochgeschlossenen und schlichten T-Shirt stand: „Geld ist nur Macht“. Sie trug auch keinen BH, wie Philippe als Frauenkenner feststellte, und vielleicht auch, weil sie keine Riesenbrüste hatte. Sie war sehr athletisch gebaut. Ihre langen, samtig dunkelblonden Haare hatten helle Strähnen, wie von der Sonne geküsst und fielen über ihre Schultern und Rücken, genau genommen bis zum Ende ihres Rückens. Wohl länger schon keine Schere gesehen, dachte Philippe. Das Mädchen könnte unvergleichlich gut aussehen, wenn sie mehr Wert auf ihr Äußeres legen würde.
„Ich bin keine Journalistin, zudem kennt jeder schon die Größe deiner Shorts.“ antwortete sie frech und in Spanisch. Sie sprach das Spanisch der Lateinamerikaner und Philippes Stimmung besserte sich gleich um ein Vielfaches. Er vergaß beinahe, dass Lily mit ihm war. Sie spricht Spanisch wie meine Mutter, dachte er erfreut. Spanisch wie...
„Aha…das ist fein, aber deine kenne ich nicht?“ fragte er, nahm Lily bei der Hand und zog sie in die Wartehalle. Das Mädchen folgte dem Paar, das von allen in der Halle angestarrt wurde und beschleunigte ihren Schritt um neben Philippe zu gehen.
Sie lachte und zeigte ihre weißen Zähne.
„Die werde ich dir auch nicht sagen. Du bist in Begleitung einer ziemlich schönen Frau.“ Sie sah Lily an und grinste.
„Das ist meine Frau Lily.“ Seine Frau?
„Hallo, Lily.“ Das Mädchen gab Lily die Hand, mit dem Wissen, dass Lily dafür verantwortlich war, dass sie eine Mitfahrgelegenheit bekommen hatte.
„Danke.“ Lily lächelte unsicher, denn sie hatte der Unterhaltung nicht folgen können.
„Ana“, stellte sich ihr das Mädchen vor. Philippe schnaubte.
„Und mir wolltest du nicht deinen Namen sagen?“ fragte er. Lily sah zwischen Philippe und Ana, dem großen, schlanken Mädchen hin und her. Sie verstand nicht viel von der Unterhaltung, die im rasenden Spanisch vor sich ging. Aber es schien, als würde Ana von Philippe nicht sehr beeindruckt sein, jedenfalls nicht so wie die Bedienung, bei der sie Kaffee bestellten. Die Frau hinter dem Tresen hatte so zitternde Hände, weil sie seine Schönheit Philippe bedienen durfte, so dass sie zweimal beinahe den Kaffee verschüttete, wofür sie sich holprig und stotternd entschuldigte. Philippe zog nur eine Augenbraue hoch und sagte nichts.
Ana bemerkte es auch und meinte zu Lily, diesmal in Französisch: „Du bist aber arm dran, wenn das immer so ist... Das nervt doch!“ Lily zog die Schultern hoch.
„Damit muss ich wohl leben“, sagte Lily ruhig. Ein klein wenig gefiel es ihr, mit jemandem wie Philippe zusammen zu sein, der von Frauen nur so vergöttert wurde.
„Knall ihm eine“, schlug Ana vor, als Philippe einem jungen Mädchen in einem sehr kurzen Minirock besonders lange nachstarrte.
Lily kicherte. Das Mädchen war wirklich eine gute Ergänzung. Der Rest der Überfahrt würde nicht so angespannt ablaufen.
Philippe, der die Getränke und das Essen für alle drei bezahlte, hatte Anas Worte gehört und drehte sich um.
„Dafür, dass ich dich mitnehme, bist du aber ganz schön frech.“ Ana grinste wieder und warf ihre langen Haare in den Rücken.
„Das bin ich eben!“ Philippe schüttelte den Kopf und lachte laut los. Er mochte Ana, auch wenn sie so gar nicht sein Typ war, viel zu frech und
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