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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vielleicht war’s ja auch nicht der alte Slater, den ich gesehen hab’, aber ich dachte, ich sag’s Ihnen lieber, damit sie sich von dem Kerl fernhalten können.«
    »Das werde ich auch tun.«
     
    Rich Slater hatte nicht die Absicht, irgend jemandem von Three Willows über den Weg zu laufen. Er war lediglich als unbeteiligter Zuschauer hier. Und obwohl es mit Sicherheit gescheiter gewesen, sich am Samstag so weit wie möglich von Louisville fernzuhalten, hatte er der Versuchung,
sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern, nicht widerstehen können.
    Er hatte eine regelrechte Glückssträhne. Die Taschen voller Geld, eine willfährige Frau im Bett und die Aussicht auf ein paar wüste Partys. Bald würde er zu den ganz Großen gehören. Und das beste daran war – o ja, Rache war süß –, daß gewisse Leute zugrunde gehen würden, während sein Stern immer höher stieg.
    Rich hielt sich in aller Bescheidenheit für ein Genie – und er achtete peinlich darauf, sich niemals so sehr zu betrinken, daß er das auch anderen erzählte. Jetzt konnte er nicht nur eine alte Schuld begleichen und seinem undankbaren Herrn Sohn eine Lehre erteilen, sondern er würde damit sogar noch ein kleines Vermögen verdienen. Und dabei mußte er sich noch nicht einmal selbst die Finger schmutzig machen.
    Jetzt würde diese Chadwick endlich büßen. Nackt tappte er zu der improvisierten Bar und bediente sich aus einer verschmierten Schnapsflasche. Seine Begleiterin lag ausgestreckt auf dem Bett. Er hatte wieder einmal seine Männlichkeit unter Beweis gestellt, dachte er selbstgefällig und prostete seinem Spiegelbild zu.
    Er war eben immer noch ein Mann, mit dem man rechnen mußte.
    Mit dem Glas in der Hand stolzierte Rich vor dem Spiegel auf und ab. Seine Eitelkeit machte ihn blind für die schlaffen Fleischwülste um seine Taille, die alternde Haut. Er sah im Spiegel den straffen, kräftigen Körper eines Dreißigjährigen. Der Körper, den sein Sohn von ihm geerbt hatte. Sein Sohn, der ihn mit lumpigen fünftausend Dollar abspeisen wollte.
    Sein Sohn, der seinen Daddy noch nicht einmal eine Nacht lang unter seinem Dach beherbergen wollte. Wenn ich mit dir fertig bin, dachte Rich, dann gehört mir das verdammte Anwesen!
    Er kippte seinen Whisky hinunter und beobachtete, wie sein Adamsapfel beim Schlucken auf und ab tanzte. Der Junge hatte sich schon immer für was Besseres gehalten.
Aber in ein paar Tagen würde er nicht mehr so hochnäsig auftreten, in ein paar Tagen würde sich das Blatt wenden.
    Er hatte es den Umständen zu verdanken – damals wie heute –, daß sich ihm die Gelegenheit zur Rache bot. Cunningham war ein Glück, das ihm unverhofft in den Schoß gefallen war. Zwar war der Mann ein Idiot, doch um so besser konnte man ihn ausnehmen.
    Und in den nächsten Jahren würde er Cunningham gehörig rupfen. Eine kleine Erpressung am Rande würde ihm ein nettes kleines Einkommen sichern. Aber die große Abrechnung, o ja, die würde am Samstag erfolgen, noch vor sechs Uhr abends. Dann würde er für einen Job kassieren, der erstklassig ausgeführt worden war, wie er selbst zugeben mußte.
    Er öffnete die nächste Flasche und schenkte sich noch einen Drink ein. Ob sich Naomi Chadwick wohl noch an ihn erinnerte? Wenn er schnurstracks auf sie zugehen und sie mit Wonne in das wohlgeformte kleine Hinterteil kneifen würde, ob sie sich dann erinnerte? Die Versuchung war groß.
    Der Gedanke, daß eine Frau, egal welche, Rich Slater vergessen könnte, behagte ihm überhaupt nicht.
    Er erinnerte sich an Naomi, sehr gut sogar. Dieses eingebildete, verwöhnte Flittchen, das sich in tief ausgeschnittenen Kleidern oder hautengen Jeans schamlos zur Schau stellte, sich aufreizend auf der Rennbahn herumtrieb und die Beine für jeden breit machte.
    Rich war verrückt nach ihr gewesen, hätte ihr nur zu gern gezeigt, wozu ein richtiger Mann fähig ist. Doch als er ihr ein dementsprechendes Angebot gemacht hatte, hatte sie ihn angesehen, als sei er ein besonders ekelhaftes Insekt, das sie am liebsten unter ihrem Stiefel zertreten würde. Und dann hatte sie ihn ausgelacht, hatte nicht mehr aufgehört zu lachen, bis er nur noch den einen Wunsch hatte, ihr seine Faust ins schöne Gesicht zu schlagen.
    Vielleicht hätte er das auch getan, dachte Rich, indem er abwesend mit der Faust in die Handfläche schlug. Vielleicht
hätte er es getan, wenn nicht dieser jüdische Indianer oder was er nun war dazugekommen wäre.
    »Gibt es ein Problem,

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