Schattenfall
vor…«
So jedenfalls würde es deine Großmutter ausdrücken.
Xerius wandte Conphas sein Profil zu und hielt nachdenklich inne. »Cememketri hat mir erzählt, ein Hexenmeister der Mandati habe sich dem Heiligen Krieg angeschlossen. Bring ihn mir… und zwar persönlich.«
»Warum? Die Mandati sind allesamt Narren.«
»Gerade deshalb sind sie glaubwürdig. Die Pläne von Dummköpfen kommen den eigenen Plänen selten ins Gehege. Es steht viel auf dem Spiel, Conphas. Wir müssen auf Nummer Sicher gehen.«
Der Oberbefehlshaber ließ den Kaiser mit dem dunklen Meer allein. Vom höchsten Punkt der Andiamin-Höhen konnte man weit sehen, aber wohl nie weit genug. Er würde Cememketri, den Hochmeister der Kaiserlichen Ordensleute, und Tokush, seinen Obersten Kundschafter, mit Fragen überhäufen und ihnen dann beim Herumzanken zuhören, ohne etwas Neues von ihnen zu erfahren. Danach aber würde er in den Kerker hinuntergehen, sich den guten Skeaös persönlich vorknöpfen und ihm den ersten Lohn seiner Missetat verabreichen.
Der Weg vom Zeltlager zu den Andiamin-Höhen hatte für Achamian etwas Alptraumhaftes, doch Momemn war nach Einbruch der Dunkelheit ja auch ein Alptraum. Die Luft war so stechend, dass sie ihm einen pelzigen Geschmack auf die Zunge zauberte. Ein paarmal sah er kurz einen hochaufragenden Steinfinger – den Turm von Ziek, wie er vermutete –, und als sie am Tempelbezirk des Cmiral vorbeikamen, konnte er für kurze Zeit die großen Kuppeln von Xothei erkennen, die sich wie schwarze Schmerbäuche zum Himmel wölbten. Im Übrigen aber befand er sich in einem chaotischen Straßenlabyrinth, zwischen dessen alten Mietshäusern nur da und dort ein verlassener Bazar, ein Kanal oder ein Tempel auftauchte. Mochte die Orientierung in Momemn bei Tageslicht schon schwer sein – bei Nacht war es so gut wie aussichtslos, die Übersicht zu behalten.
Der Trupp Fackeln tragender Kidruhil zog wie ein glitzernder Faden durch die Dunkelheit. Beschlagene Hufe klapperten über das verdreckte Pflaster und lockten da und dort blasse, ängstlich dreinblickende Gesichter ans Fenster. Im vollen Ornat seiner Rüstung ritt Ikurei Conphas persönlich neben ihm, war aber völlig unnahbar.
Achamian ertappte sich dabei, mitunter aus dem Augenwinkel zum Oberbefehlshaber zu blicken, dessen körperliche Vollkommenheit etwas Irritierendes hatte, das den Hexenmeister sich der eigenen, recht belebten Gestalt sehr bewusst werden ließ – als bräuchten die Götter Conphas zum Beweis ihres grausamen Humors, der sie auf durchschnittliche Leute einen wahren Berg ästhetischer Defekte häufen ließ. Doch nicht nur das Erscheinungsbild des Oberbefehlshabers hatte etwas Beunruhigendes. Dieser Mann war zu selbstsicher, als dass man von Überheblichkeit hätte sprechen können. Achamian kam zu dem Schluss, Ikurei Conphas sei entweder von einer furchtbaren Kraft oder einem beängstigenden Mangel besessen.
Conphas persönlich! Es war noch immer nicht zu fassen. Was mochte das Haus Ikurei von ihm wollen? Achamian hatte es aufgegeben, den Neffen des Kaisers danach zu fragen. »Ich bin geschickt worden, um dich zu holen«, hatte er ungerührt gesagt, »nicht, um mit dir zu quatschen.«
Was auch immer der Kaiser wollte – es war wichtig genug, seinen Neffen zum Laufburschen zu machen.
Von Anfang an hatte Achamian bei dieser Vorladung ein ungutes Gefühl. Die schwer gepanzerten Kidruhil waren wie bei einem Sturmangriff ins Lager der Leute aus Conriya eingefallen. Erst nach einigem Gerempel und manch zornigem Wort bei Fackelschein war klar, dass die Nansur seinetwegen gekommen waren.
»Warum mag der Kaiser mich wohl vorladen?«, hatte er Conphas gefragt.
»Warum lädt man Hexenmeister wohl vor?«, hatte der Neffe des Kaisers ungeduldig entgegnet.
Diese Antwort hatte Achamian geärgert und ihn an die Beamten der Tausend Tempel erinnert, die er nach Einzelheiten von Inraus Tod gefragt hatte. Und einen Moment lang hatte er begriffen, wie unbedeutend die Mandati im Gesamtbild des Gebiets der Drei Meere geworden waren. Unter den Orden galten sie als hartgesottene Dummköpfe, deren aufgeblasene Behauptungen im Lauf der Zeit immer verzweifelter wurden. Und wie alles Peinliche vermieden die Mächtigen auch Verzweiflung gewissenhaft.
Darum ja war diese Vorladung so beunruhigend. Was mochte der Kaiser von einem verzweifelten Narren wie Achamian wollen?
Soweit er wusste, konnten nur zwei Dinge die Großen Gruppen – zu denen das Haus Ikurei
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