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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Art Busch formten; ein einfacher Birkenzweig und ein gerader Zweig, der von runden, grünen Blättern bedeckt war, die ein scharfes, fremdes Aroma verströmten.
    Dann fügte er noch ein flaches Tonschälchen mit Tinte und einen feinen Pinsel hinzu, stellte eine dicke Wachskerze hinter die Schüssel und entzündete sie, indem er mit dem Finger schnippte.
    »Alles ist bereit«, sagte er und trat hinter Alecs Stuhl.
    Nysander stellte sich vor die Schüssel, hielt die Hände mit der Fläche nach unten darüber und sprach einige ruhige Worte. Sogleich erschien ein sanftes Glühen, das von der Wasseroberfläche ausging, und ein süßer, angenehmer Duft erfüllte den Raum. Er nahm die flache Schale und den Pinsel und malte blaue Symbole auf Alecs Stirn und Handflächen, wobei er mit der verwundeten Hand besonders vorsichtig war.
    Als das geschehen war, zog er einen der aromatischen Zweige einige Male durch die Kerzenflamme, tauchte ihn in das glühende Wasser, bespritzte Alec damit von Kopf bis Fuß und wiederholte dann den Vorgang mehrmals. Die Tropfen glühten in demselben magischen Licht wie das Wasser in der Schale. Sie blieben an Alecs Haut und Kleidung haften wie Glühwürmchen.
    Nysander legte den ersten Zweig beiseite und zog den Birkenzweig durch die Flamme und in das Wasser; dann schlug er Alec leicht auf Wangen, Schultern, Brust, Schenkel und Füße und zerbrach den Zweig. Kleine Wölkchen braunen, faulig riechenden Rauches stiegen von den zersplitterten Enden auf. Er murmelte noch einige unverständliche Worte; der süße Duft des Wassers wurde stärker und verdrängte den üblen Geruch.
    Schließlich nahm er den Tannenzweig und wiederholte das Reinigungsritual. Diesmal verlöschten die glühenden Tropfen, als sie Alec berührten, und hinterließen ein kribbelndes Gefühl. Auf einen letzten Spruch von Nysander verschwanden die aufgemalten Symbole.
    »Dein Geist ist gereinigt«, erklärte ihm Nysander und warf den letzten Zweig auf den Tisch. »Ich schlage vor, daß du mit deinem Körper dasselbe tust, während wir Seregil vorbereiten.«
    Alec warf einen besorgten Blick auf seinen Freund.
    »Es ist genug Zeit«, versicherte ihm Nysander. »Thero und ich müssen noch einige Vorbereitungen treffen. Die Aufgabe, die vor uns liegt, wird sehr anstrengend. Tu Seregil zuliebe, was ich dir sage, wenn du es schon nicht für dich tun willst. Mein Diener Wethis wird dich zu den Bädern bringen. Du könntest auch auf deinem Weg der Lady Ylinestra eine Nachricht von mir überbringen. Richte ihr bitte aus, daß ich mich verspäten werde.«
    Thero, der mit einem Tablett in der Hand gerade das Zimmer verlassen wollte, hielt inne und warf seinem Meister einen Blick zu, den Alec nicht verstand. »Wenn Ihr die Lady lieber selbst sprechen wollt, könnt Ihr getrost gehen, ich kann mit den Vorbereitungen beginnen.«
    »Danke dir, Thero, aber ich muß mich ganz auf die Zeremonie vorbereiten, ebenso wie du«, erwiderte Nysander.
    Thero nickte seinem Meister respektvoll zu. »Komm, Alec.«
    Auf Theros Ruf erschien ein dünner Junge.
    »Das ist Wethis«, sagte der junge Zauberer. Dann drehte er sich um und verschwand, ohne sich noch einmal umzusehen, im Nebenzimmer.
    Alec blickte zu Wethis und ertappte ihn dabei, wie er hinter Theros Rücken ein Gesicht schnitt. Als sich die beiden schuldbewußt anlächelten, erkannte Alec, wie unwohl er sich in Gegenwart der Zauberer gefühlt hatte.
    »Wir sollen an den Gemächern einer Lady Ylinestra vorbeigehen«, sagte er zu Wethis, als sie die Wendeltreppe hinunterstiegen. »Ich soll ihr eine Nachricht von Nysander überbringen. Weißt du, wer sie ist?«
    »Ylinestra von Erind?« Wethis warf ihm einen nicht zu durchschauenden Blick zu. »Jeder weiß, wer sie ist, Sir. Folgt mir, ihre Gemächer befinden sich im Besucherflügel.«
    »Sie ist keine Orëska-Zauberin?«
    »Nein, Sir, sie ist eine junge Magierin aus dem Süden, die hier studiert.« Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander, dann warf Wethis einen verstohlenen Blick auf Alec. »Ihr seid derjenige, der mit Lord Seregil kam, nicht wahr, Sir?«
    »Ja«, erwiderte Alec. Lord Seregil? dachte er. »Du mußt mich nicht Sir nennen. Mein Name ist Alec.«
    Sie setzten ihren Weg durch das Labyrinth der Treppen und Passagen fort und gelangten in die Galerie, von der aus man das Atrium überschauen konnte. Von hier aus konnte Alec das Mosaik am Boden sehen, einen scharlachroten Drachen, den ein silberner Halbmond krönte. Die Lederschwingen waren

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