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Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit

Titel: Schattengilde 02 - Der Gott der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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könnte, war ich schon oben. Wie auch immer, mein Ärmel hat sich an einem Nagel verfangen, der aus der Dachrinne vorstand …«
    »Der Dachrinne?« stieß Seregil hervor und fühlte, wie sein Magen sich langsam umdrehte. »Du bist über den Rand geklettert? Da geht es vierzig Fuß auf harten Steinboden runter! Was in Bilairys Namen …«
    »Eigentlich ist genau unter seinem Fenster ein Stall«, verbesserte ihn Alec. »Der hätte den Sturz gebremst.«
    »Ach, dann hattest du ja alles sorgfältig geplant, wie?« fragte Seregil höchst sarkastisch.
    Abermals zuckte Alec mit den Schultern. »Leben und lernen, richtig?«
    Bei Illiors Licht, mit genau demselben Gesichtsausdruck sehe ich wahrscheinlich Micum oder Nysander an, wenn sie mich wieder einmal wegen einer dummen Eskapade zur Schnecke machen, die ich gerade überlebt habe! Kopfschüttelnd wandte sich Seregil den Früchten von Alecs Bemühungen zu, einer groben, an manchen Stellen mit Blut verschmierten Holzkohlezeichnung, die eine Art Netz darstellte.
    »Das ist eine Kopie der Karte, die ich in einem hohlen Pfosten von Rythels Bett gefunden habe«, erklärte Alec, während er mit gerunzelter Stirn auf das Pergament starrte. »Ich weiß, sie ist nicht besonders gut gelungen, aber ich wußte, daß ich mich unmöglich daran erinnern könnte, ohne mir wenigstens ein paar Anhaltspunkte aufzuschreiben.«
    »Du hast das Pergament doch nicht etwa aus seinem Zimmer gestohlen?«
    »Natürlich nicht! Mir ist eingefallen, daß Parin dir etwas von Zeichnungen in seiner Kammer erzählt hat, deshalb dachte ich, daß ich vielleicht etwas kopieren müßte. Ich hatte alles Nötige mitgenommen.«
    »Außer einem Seil.«
    Auf den ersten Blick glich Alecs Karte, die augenscheinlich in größter Eile von ungeübter Hand angefertigt worden war, kaum mehr als einem bedeutungslosen Gekritzel.
    »Ich glaube, es ist eine Karte der Kloake«, meinte Alec. »Zwar wies sie keine Beschriftung auf, nur an manchen Stellen Markierungen, aber sie sah den Plänen ziemlich ähnlich, die wir bei Kassarie gefunden haben, weißt du noch?« Er deutete auf einen Kreis am unteren Rand der Seite. »Meiner Ansicht nach ist das hier der Ausgang, an dem sie gerade arbeiten, und das ist wahrscheinlich der obere Teil des Kanals, wo wir das sabotierte Gitter gefunden haben.«
    Bedächtig nickte Seregil, dann zeigte er auf eine Stelle, wo von einem einzigen Punkt mehrere Linien ausgingen. »Da treffen mehrere große Kanäle aufeinander. Einer führt nach Westen, in Richtung des Oberen Viertels; der hier geht vermutlich unter die Stadtmitte … Hast du es genauso gesehen, Strich für Strich?«
    »Ich glaube schon, aber ich habe nicht alles abgezeichnet. Die Karte war wirklich sehr kompliziert, und ich bin bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Schließlich habe ich jemanden kommen gehört, also habe ich gepackt, was ich hatte, und bin geflitzt. Tut mir leid.«
    »Nein, nein, das hast du sehr gut gemacht«, entgegnete Seregil nachdenklich, während er sich weiter den Kopf über die Zeichnung zerbrach. »Das ist ein ausreichender Beweis, um ihn verhaften zu lassen, aber woher, um alles in der Welt, hat er so viele Informationen?«
    »Könnten die Plenimaraner die Karte verwenden, um die Stadt über die Kloake anzugreifen?«
    »Zwar für keinen Großangriff, aber sie könnten trotzdem jede Menge Schaden anrichten – feindliche Pioniere, die von innerhalb der Stadt Tore öffnen, Meuchelmörder, die aus dem königlichen Abort kriechen oder sonst irgendwo in der Stadt auftauchen.« Seregil richtete sich auf und klopfte Alec stolz auf die Schulter. »Gute Arbeit. Das ist mehr, als ich vorzuweisen habe.«
    Grinsend errötete Alec. »Die Schmiede seiner Mannschaft, mit denen ich mich unterhalten habe, nehmen an, daß die Arbeit in ein paar Wochen abgeschlossen ist. Das bedeutet, daß Rythel bis dahin mit allem fertig sein muß.« Er setzte ab. »Ich würde nur zu gern wissen, wie er all das erfahren haben kann, wenn er niemals nachts das Haus und tagsüber die Baustelle verläßt.«
    »Das ist die eigentliche Frage, nicht wahr? All diese Tunnel zu ergründen und zu verzeichnen würde Wochen, ja sogar Monate dauern. Aber was, wenn man jemanden findet, der sie bereits kennt?«
    »Wie einen Nachtmeister?«
    »Oder einen Torläufer. Was hat die Frau doch noch mal gesagt, die über mich hergefallen ist?«
    »Etwas über Fremde in der Kloake, vor denen sie Angst hätte.«
    »Genau.« Seregil schaute auf das verschmierte Pergament

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