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Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Schattenkrieger: Roman (German Edition)

Titel: Schattenkrieger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luke Scull
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verloren habe, war dein Verlust die größte Tragödie.«
    »Trotzdem kann ich noch dienen«, wandte Rorshan ein. »Ich war gerade nach Ebertor unterwegs, um eine Abscheulichkeit zu bekämpfen, als ich zum Obelisken zurückgerufen wurde. Ersetze meine Waffen, und ich mache mich wieder auf den Weg und beschütze das Dorf, so gut ich kann – wie ich es immer getan habe!« Er klang verzweifelt.
    Barandas schüttelte den Kopf. »Du bittest mich um etwas Unmögliches«, antwortete er leise. »Der bindende Spruch kann nur ein einziges Mal gewirkt werden. Beim zweiten Versuch stirbt der Mann. Man hat es früher schon viele Male versucht, und die Folgen waren durchweg tödlich. Es tut mir leid, Rorshan, aber du musst diesen Teil deines Lebens hinter dir lassen. Ich habe dich für einen Offiziersposten in der Wache empfohlen …«
    »Zur Hölle mit der Wache!« Rorshan packte seine Waffen so fest, dass die Knöchel weiß anliefen. »Du weißt nicht, wie das ist. Ich kann nicht schlafen. Manchmal beginne ich zu zittern, und es will und will nicht aufhören. Man hat einen Teil aus mir herausgerissen, und wenn die Leere nicht bald gefüllt wird, dann soll derjenige büßen, der dafür verantwortlich ist.«
    »Immer mit der Ruhe, Rorshan«, entgegnete Barandas. »Du leidest. Das ist normal, wenn ein Augmentor seine Magiebindung verliert. Ich kann dir helfen …«
    »Ich brauche deine Hilfe nicht«, fauchte Rorshan. Er zog die Waffen aus dem Gürtel. »Fünfzehn Jahre. Ich wurde Augmentor, als du kaum mehr als ein Knabe warst. Jetzt sagst du mir, das soll es gewesen sein? Dass ich damit fertig bin? Ich glaube nicht.« Er trat einen Schritt vor.
    Als Rorshan sich ihm näherte, drohte Barandas in tiefer Verzweiflung zu versinken. Das Schwert war in seiner Hand so schwer wie ein Berg.
    Er knirschte mit den Zähnen. Ein Mann muss tun, was notwendig ist.
    Plötzlich trat Garmond zwischen sie. Er versetzte Rorshan einen so heftigen Stoß, dass der Mann mehrere Schritte zurückflog. Mit einem Wutschrei sprang der ehemalige Augmentor wieder auf und griff den Riesen an. Mühelos wich er einem rechten Schwinger aus und ließ die Hand vorschnellen, damit sich seine Peitsche um Garmonds freies Handgelenk wickelte. Er zog.
    Hätte die Magie noch in Rorshans Waffe gesteckt, dann hätten nicht einmal Garmonds gewaltige Kräfte dem Zug widerstehen können. Der Riese wäre genau in die Dolchspitze gerissen worden, die Roshan mit der anderen Hand ausrichtete. Die Klinge war scharf genug, um sogar die verzauberte Rüstung des riesigen Mannes zu durchdringen.
    Doch nun musste Rorshan hilflos erkennen, dass all seine wütenden Anstrengungen Garmond nicht eine Handbreit bewegen konnten. Der Riese packte die Peitschenschnur und zog seinerseits, um Rorshan zu sich zu holen. Rorshan reagierte zu langsam und konnte den Händen, die ihm die Kehle zuquetschten, nicht mehr ausweichen. Erbarmungslos drückte der Hüne zu.
    Barandas wandte den Blick ab. Der Regen prasselte herab und übertönte beinahe die Laute des Mannes, der gerade erwürgt wurde. Es dauerte nicht lange, bis der Todeskampf vorbei war. Ringsum waren die Männer im Hof verstummt und starrten betroffen den Boden oder den Himmel an.
    Er wandte sich wieder an Gorm. Auch der schlaksige Kerl schien schockiert. »Nun«, sagte Barandas. »Nur um sicher zu sein: Willst du dich immer noch mit Leib und Leben den Pflichten eines Augmentors verschreiben?«
    Gorm öffnete den Mund, bekam aber keinen Ton heraus.

    »Wie geht die Berufung neuer Augmentoren vonstatten?«
    »Es geht voran, Herr. Leider hat sich heute ein vielversprechender Kandidat zurückgezogen.«
    Lord Salazar winkte mit knochiger Hand und tat die ungünstige Neuigkeit als Belanglosigkeit ab. »Ich bin sicher, dass sich andere melden werden. Haltet weiter Ausschau.«
    Barandas nickte. Die Ereignisse des Morgens hatten auch ihn erschüttert. Rorshan hatte keine Angehörigen, aber der Erste Augmentor hatte dennoch ein ehrenhaftes Begräbnis für den alten Gefährten angeordnet. Das war das Mindeste, was er tun konnte, und die Begleitumstände von Rorshans Tod sollten ihn nicht davon abhalten.
    »Herr, wir haben ungefähr tausend Rote Wächter«, sagte er und wagte es endlich, ein Thema zur Sprache zu bringen, das ihn schon seit Tagen beschäftigte. »Ich glaube, wir könnten weitere fünftausend kampffähige Männer aufbieten, die jedoch zum größten Teil überhaupt nicht oder nur schlecht ausgebildet sind. Das ist eine beachtliche

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