Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Ende noch wie ein angestochenes Schwein. Und ich habe dann den Ärger.«
Ela hoffte, dass Fals nicht auf den Rat des Henkerswirts hören würde. Nichts hätte sie lieber gesehen als diesen Hauptmann, der zu ihren Füßen verblutete, aber ihr Wunsch wurde nicht erfüllt.
» Verdammt soll sie sein, aber Ihr habt Recht. Aggi, Ihr bringt sie zu Meister Hamoch. Und bildet Euch keine Torheiten ein. Ihr haftet mir mit Eurem Kopf für diese Hure! Wartet! Schickt dann ein paar Männer in den Wald. Sie sollen sich den verfluchten Köhler und seine Brut schnappen.«
Heiram Grams starrte ins Leere. Er stand auf, hielt sich die Ohren zu und wandte sich ab. Er ertrug es nicht mehr. Ela verhaftet? » Ich muss weg«, sagte er rau.
» Wegen deiner Tochter?«, fragte Marberic und blickte ihn fragend an.
» Natürlich. Muss ihr helfen. Hast du keine Kinder?«
Der Mahr sah ihn aus unergründlichen Augen an. » Nein, keine Kinder.«
» Dann verstehst du es vielleicht nicht, aber ich muss ihr helfen. Ich muss zurück, ich brauche meine Axt.«
» Da sind viele Wachen«, warf Marberic nachdenklich ein.
» Das ist mir gleich. Sie können mich nicht aufhalten, und wenn ich mir einen Weg durch die Mauer hacken muss.«
» Das ist gefährlich«, stellte der Mahr überflüssigerweise fest.
» Auch das ist mir gleich. Sie sollen mich kennenlernen. Wer Hand an meine Tochter legt, ist des Todes!«
» Sie bringen sie in die Burg.«
» Das ändert nichts.«
» Noch mehr Wachen, noch gefährlicher«, meinte der Mahr. Sein bleiches Gesicht blieb unbewegt.
Grams sah ihn zornig an. » Du kannst mich nicht aufhalten! Versuch es also gar nicht erst.«
Marberic sah ihn erstaunt an und schüttelte den Kopf. Dann sagte er bedächtig: » Es gibt einen anderen Weg.«
» Du meinst, ich soll sie auf Knien um Gnade anflehen? Auf die Richter und die ach so schlauen Zauberer vertrauen? Niemals!«
» Nein. Es gibt einen anderen Weg nach Mahratgath. Zur Burg. Nicht durch die Mauer. Drunter durch.«
Grams starrte ihn an. » Wie? Unter der Mauer?«
» Wir haben viele Gänge in den Bergen. Alte Stollen, fast vergessen. Aber sie sind noch da. Ich kann dich führen.«
» Und diese Gänge, die führen zur Burg?«
Marberic nickte: » Wir haben sie gebaut.«
» Das habe ich verstanden. Ihr habt Gänge gebaut. Schön. Wann brechen wir auf?«
» Nicht nur die Gänge. Auch die Burg.«
Grams setzte sich auf den Boden und barg den Kopf in den Händen. Er verstand nur die Hälfte von dem, was der Mahr sagte, und plötzlich spülte eine Welle der Angst ihm den Boden unter den Füßen fort: Seine Tochter war auf dem Weg in den Kerker. War es nicht genug, dass sie seine Frau getötet hatten? Was hatte er nur getan, dass das Schicksal ihn so bestrafte? Er zitterte und fragte sich, wie er das ertragen sollte. Und es war doch auch seine Schuld, weil er sie mit diesem Fremden allein gelassen hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er war einfach zu gutgläubig, und alle nutzten es aus. Dann verdüsterte sich seine Miene. Die Angst blieb, aber Zorn gesellte sich dazu. Nein, es war nicht seine Schuld, es war dieser Fremde, den er arglos und freundlich in seinem Haus aufgenommen hatte und der nun dabei war, seine Tochter ins Unglück zu stürzen. Aber nicht mit ihm, nicht mit Heiram Grams! Er war einmal der beste Ringer von Atgath gewesen, und wenn er diesen Jungen in die Finger bekam, würde er ihm eigenhändig den Hals umdrehen. Er atmete tief durch. Marberic kannte also einen heimlichen Weg in die Stadt, das war viel wert. Ächzend kam er wieder auf die Beine. » Gut«, sagte er düster, » wir nehmen deinen Weg, mein Freund. Aber ich brauche dennoch eine Axt.«
Der Namenlose blinzelte, als der Mann vor ihm die Laterne entzündete. Sie waren eine Weile durch eine Dunkelheit getappt, die nur durch ein sehr schwaches Windlicht in der Hand des Mannes erhellt worden war. Es war der Straßenkehrer, jener, der schon auf dem Jahrmarkt neben ihm gewesen war, als er sich mit dem Feuerschlucker gestritten hatte. Aber er war gewiss nicht schwachsinnig, wie der Namenlose geglaubt hatte.
» Also, wie hast du das gemacht?«, fragte der Kehrer jetzt.
» Was gemacht?«
» Oben, nachdem du über meinen Besen gefallen bist. Ich habe dich stürzen sehen, aber plötzlich warst du unter einem Schatten verschwunden. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Also, wie hast du das angestellt?«
Er zuckte mit den Achseln. Er hatte doch selbst keine Ahnung. Es war fast wie in der
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