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Schattenwandler 05. Noah

Schattenwandler 05. Noah

Titel: Schattenwandler 05. Noah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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gefeiert.«
    »Ich weiß nicht viel darüber«, sagte sie mit einem Seufzen. »Ehrlich gesagt, ich finde das alles langweilig. Und es gefällt mir wirklich überhaupt nicht, allein gelassen zu werden wie eine … eine Frau, die nur darauf wartet, die Bedürfnisse ihres Herrn und Meisters zu erfüllen. Jemand hier lebt noch im tiefsten Mittelalter.« Sie wies auf das Schloss.
    Der Vampir lachte in sich hinein, ein tiefer, hübscher Klang, der ebenfalls darauf abzielte, dass sie sich weiter entspannte.
    Warte … warte …
    Er kam noch näher, und sie hob den Blick, während sie bei sich selbst inbrünstig alle möglichen Gebete sprach.
    Kontakt.
    Ihre Blicke trafen sich, das helle Glitzern ihrer Augen versuchte den arglosen Vampir in Trance zu versetzen. Genau in diesem Moment erwachte Noah in Kestras Geist zum Leben. Sie beachtete ihn nicht, weil sie Angst hatte, den leichten Lähmungszustand, in den sie ihren Gegner versetzt hatte, nicht aufrechterhalten zu können. Es hatte genauso funktioniert wie bei dem Heiler. Plötzlich konnte sie seine Aura erkennen und alle seine besonderen Fähigkeiten offenbarten sich ihr. Sie verstand nicht, wie das vor sich gegangen war, und sie wusste, dass es gefährlich war, eine Waffe einzusetzen, mit der man keine Erfahrung hatte, doch sie hatte keine Wahl.
    Von ihrer Erfahrung mit Gideon wusste sie, dass als Nächstes die Fehler des Vampirs zum Vorschein kämen, die Schwächen und die Hintertürchen, um seine Fähigkeiten zu überlisten. Dann würde sie den Drang verspüren, jede einzelne Kraft mit der Präzision eines Kartographen festzuhalten. Das hatte sie beim ersten Mal ziemlich viel Kraft gekostet, und sie wollte nicht, dass dies wieder geschah. Sie würde ihre ganze Energie brauchen. Sie musste so schnell wie möglich wieder in ihren eigenen Geist zurückkehren, und sie musste etwas tun, bevor er die Lähmung überwand.
    Schwächen. Sie wusste so viel über Vampirmythologie wie alle Menschen, die ein halbes Dutzend Vampirfilme gesehen hatten, doch ein Pfahl im Herzen führte nicht sofort zum Tod eines Vampirs. Nicht einmal die Sonne tötete sie sofort. Sie verbrannte sie wie ein niedrig temperierter Brennofen, und es dauerte Stunden, bis sie zu Asche zerfielen.
    Doch Vampire konnten in Kältestarre versetzt werden. Dazu mussten sie in ganz kurzer Zeit einen massiven Blutverlust erleiden. Wenn ein Vampir schnell sehr viel Blut verlor, musste er unter der Erde Schutz suchen, um sich wieder zu erholen, ein erzwungener todesähnlicher Schlaf, der es ihm erlaubte, von seinen tödlichen Wunden zu genesen.
    Auch Enthauptung oder das Herausschneiden des Herzens würde einen Vampir töten. Doch wenn sie nicht bald irgendwo ein Fleischermesser fand, kam keine dieser Möglichkeiten infrage. Sie dachte, dass sie nur einen einzigen Schuss hatte, solange er nichts ahnte. Sie wusste auch irgendwie, dass Vampire von ihrem Opfer abließen, sobald Schmerz ins Spiel kam. Sie bemerkte Noah, seine vage, jedoch spürbare Anwesenheit, wie er wartete und beobachtete, ihren Gedanken folgte und den Atem anhielt.
    Mit einer einzigen Bewegung sprang Kestra vom Tisch und riss den benommenen Schattenwandler zu Boden. Sein Kopf schlug mit einem dumpfen Geräusch auf den Marmorplatten auf. Er wusste nicht, was jetzt passieren würde, doch da sah er das Kaminfeuer auf dem versilberten Brieföffner schimmern, als Kestra ihn hochriss. Dummerweise dachte er, dass Silber eine Schwachstelle der Lykanthropen war. Bis …
    Bis der scharfe Gegenstand zielsicher und kraftvoll in seinen weichen Bauch gerammt und die Aorta, die in der Körpermitte hinabführte, durchtrennt wurde. Es war eine äußert wirkungsvolle Aktion. Er würde nicht innerhalb ein, zwei Minuten verbluten wie ein Mensch, weil er in seinem Alter keinen Herzschlag mehr hatte, der den Prozess beschleunigt hätte, doch am Ende würde er doch verbluten.
    Bis dahin musste Kestra versuchen, sich in Sicherheit zu bringen.
    Der Vampir schrie erst, als sie sich schon wieder hochgerappelt hatte. Sie rannte, als wären sämtliche Höllenhunde hinter ihr her, stürzte aus dem Schloss und in den Garten, wo sie auf einmal nicht mehr weiterwusste.
    Geh nach rechts, geradeaus, nach links … jetzt wieder geradeaus.
    Die Anweisungen waren knapp und im Befehlston, und da Noah Angst hatte, auch ein wenig hastig, dachte sie. Doch sie machte ihm keine Vorwürfe. Sie war selbst in Todesangst.
    Plötzlich bemerkte sie, dass ihr der Vampir auf den Fersen war und sich nicht

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