Schlaflos in Schottland
der Zunge, doch als sie die Sprache wiedergefunden hatte, gelang es ihr nur hervorzustoßen: „Dann bis Freitag.“
Er strich ihr mit den Fingern über die Wange, und diese sanfte Berührung überraschte sie. „Bis Freitag.“ Nachdem er sie ein letztes Mal direkt und prüfend angeschaut hatte, drückte er ihr einen sanften Kuss auf die halb geöffneten Lippen.
Triona schloss die Augen und lehnte sich an ihn. Die letzten paar Tage waren so hektisch und aufregend gewesen, dass sie jetzt seine wärmende Nähe genoss. Für kurze Zeit kamen ihre Gedanken zur Ruhe. Doch im selben Moment erwachte ihr Körper erneut zum Leben und begann vor Sehnsucht zu pochen. Sie wollte sich noch dichter an ihn drängen, die Arme um seinen Nacken schlingen, sich an ihn pressen und ihn festhalten, bis ...
Er hob den Kopf und wich zurück. „Auf Wiedersehen für heute, Catriona.“
Mühsam schluckte sie ihre Enttäuschung hinunter, schließlich wollte sie gleichmütig und gelassen wirken. „Auf Wiedersehen, Hugh.“
Als seine Hand schon auf dem Türknauf lag, hielt er noch einmal inne. „Lass dich von deinen Verwandten nicht in den Wahnsinn treiben.“
Es gelang ihr, mit einigermaßen ruhiger Stimme zu antworten. „Ich werde mein Bestes geben, um bei Verstand zu bleiben. Ohne jeden Zweifel wird es eine Schlacht geben, doch ich werde nicht nachgeben.“
Er lachte leise ein sich hinein. „Dessen bin ich mir sicher. Wenn ich eines über dich weiß, dann, dass du mindestens so starrsinnig bist wie ich. Auf Wiedersehen, meine Liebe.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
8. Kapitel
Ich habe es noch nie hilfreich gefunden, zu versuchen, das Schicksal mit sanfter Hand zu leiten. Jedes Mal, wenn ich es gestreichelt habe und mir dafür eine Gefälligkeit erhoffte, gab es mir einen Klaps auf die Finger und lachte mich aus. Wenn ihr etwas Bestimmtes wollt, dann packt das Schicksal bei der Kehle und schüttelt das aus ihm heraus, was ihr euch wünscht.
So sprach die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Die folgenden drei Tage vergingen quälend langsam. Onkel Bedford tobte vor Wut, als er herausfand, dass MacLean mit Triona gesprochen hatte, nicht aber mit ihm. Er stürmte aus dem Haus und kehrte erst spät am Abend zurück, um mit angespannter Stimme zu verkünden, „der verdammte Halunke“ sei nirgendwo zu finden.
Es war auch nicht gerade hilfreich, dass die Gerüchte über Triona und MacLean sich mit rasender Geschwindigkeit in London verbreiteten. Die dreistesten Klatschbasen machten Tante Lavinia ihre Aufwartung, um weitere Einzelheiten herauszufinden. Da Onkel Bedford nur zu gut wusste, dass seine Gattin nichts für sich behalten konnte, hatte er den Frauen in seinem Haushalt streng verboten, Besuch zu empfangen oder sich in der Öffentlichkeit zu zeigen, bis die Angelegenheit geklärt war. Während die angesehensten Damen der Stadt vor ihrer Tür auftauchten, musste Tante Lavinia also, oft den Tränen nahe, von ihrem Salon aus zuhören, wie Dobbins den Besucherinnen erklärte, die Dame des Hauses sei nicht zu sprechen.
Triona war froh über Onkel Bedfords Anweisung, denn sie ging ebenfalls davon aus, dass Tante Lavinia nicht in der Lage gewesen wäre, angemessen mit den in Grüppchen eintreffenden Klatschbasen umzugehen.
Ihr Onkel musste jedoch mit den Anspielungen seiner Freunde und Bekannten zurechtkommen. Als Triona eines Abends noch spät ein Buch aus dem Salon holen wollte, hörte sie zufällig, wie er für ihre Tante einige der unhöflicheren Bemerkungen wiederholte. Sie war entsetzt, als sie auf diese Weise erfuhr, dass die Leute ihr die ganze Schuld an dem Vorkommnis gaben, während man für MacLean großes Mitgefühl hatte.
Wütend kehrte sie in ihr Zimmer zurück, wo sie eine befriedigende halbe Stunde damit verbrachte, auf ihr Kissen einzuschlagen und die ganze Londoner Gesellschaft zu verfluchen.
Onkel Bedfords Laune wurde noch schlechter, als eine Nachricht von Lord Hugh eintraf, nachdem er so viele Stunden vergeblich versucht hatte, den Gentleman zu finden. In dem Schreiben ließ MacLean in recht lässigem Ton wissen, er habe die Situation im Griff und werde Lord Galloway „in nicht allzu ferner Zukunft“ kontaktieren. Onkel Bedford zerknüllte die Nachricht zu einem kleinen Papierball, warf sie ins Feuer und stürmte aus dem Zimmer.
Da sie sich weder mit Besuchern noch mit irgendwelchen Unternehmungen ablenken
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