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Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern

Titel: Schneeschwestern - Wittekindt, M: Schneeschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Wittekindt
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notwendig?«
    »Ich möchte, dass meine Berechtigung, Frau Stühler und später ihre Tochter Kristina zu befragen, vor der Vernehmung eindeutig geklärt ist. Ich möchte verhindern, dass wir Verfahrensfehler machen.«
    »Gut, und wer ist dieser Herr?«
    »Das ist unser Pfarrer.«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Ich bin hier, um Frau Stühler beizustehen.«

    Albert steht ganz dicht hinter Marie Grenier, beugt sich leicht über sie. Sie hat ihm nicht gesagt, dass der Kommissar sie rausgeschmissen hat. Es war nicht wichtig, dass der Kommissar sofort von ihrem Fund erfuhr.
    So wie es aussieht, haben sie ein Stück vom Boden eines Benzinkanisters gefunden. Das Plastikstück hatte eindeutig gebrannt. Und zwar vor kurzer Zeit. Sie haben Glück gehabt. An dem roten Stück Plastik klebt ein schmaler Streifen Klettband. Wahrscheinlich hatte es dazu gedient, den Kanister im Kofferraum zu fixieren.
    »Fasern aus einem Filzgewebe. Wahrscheinlich Kofferraum.«
    »Guck, ob noch was anderes dranhängt.«
    Marie Grenier zieht das Klettband langsam unter dem Okular durch, und Albert beugt sich wieder von hinten über sie. Marie versucht, sich auf das zu konzentrieren, was sie sieht. Es gelingt ihr nicht. Und so übersieht sie den Hinweis.
    »Nichts außer Fasern aus Filz. Zu wenig…«
    Sie spürt Alberts Kopf neben ihrem. Aber Albert will nur selbst durchs Okular schauen. Trotzdem … Es ist schon etwas eigenartig, wie er da hinter ihr steht, sie quasi umarmt.
    »Doch, Marie! Da. Sieh es dir an!«
    Marie Grenier guckt wieder ins Mikroskop, konzentriert sich, und entdeckt ein kleines bräunliches Fragment.
    »Irgendwas von einer Pflanze. Da ist noch was!«
    Albert gibt ihr Recht. »Das ist was für Fachleute.«
    Marie Grenier hält seine Nähe nicht mehr aus. Sie kann das nicht einschätzen. Spielt er mit ihr? Sie will aufstehen. Weg von ihm. Auf einmal spürt sie seine Hand. Seine Haare kitzeln sie an der Wange. Dann küsst er sie. Kleine vorsichtige Küsse. Schüchtern … Sie hatte sich etwas Eindeutiges vorgestellt. Es dauert nicht lange, und Marie Grenier ändert ihre Meinung. Alberts behutsames Vorgehen beginnt ihr zu gefallen.

    Die Verfahrensfragen konnten nicht geklärt werden. Immerhin hat Roland Colbert jetzt ein Foto von Kristina. Das wenigstens ist herausgekommen bei dem großen juristischen Aufgebot.
    Nachdem Silvia Stühler, ihr Anwalt und der Pfarrer gegangen sind, ruft Roland Colbert Conrey und Ohayon in sein Büro. Conrey erscheint, Ohayon nicht. Conrey erhält einen Auftrag:
    »Du fährst noch mal ins
Chaise Longue
. Heute ist zwar Donnerstag, aber frag trotzdem rum, ob irgendwer Kristina und Geneviève dort letzten Freitag gesehen hat.«
    »Jetzt? Nach einer Woche?«
    »Versuch dein Glück. Vielleicht ist heute jemand da, der letztes Mal nicht da war. Vorher gehst du zu Max Steiner und Thomas Baffour, zeigst ihnen das Foto von Kristina und fragst, ob sie das Mädchen ist, das vorne neben Max gesessen hat. Und frag alle, die letztes Mal nicht da waren, wann die mit dem Admiral abgefahren sind. Ich will diesen Zeitpunkt möglichst genau eingrenzen.«
    »Soll ich das alles allein machen?«
    »Wo steckt denn Ohayon?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er nach Saarbrücken gefahren.«
    »Wollte er das nicht gestern machen?«

    Hauptkommissar Reimers ist Anfang sechzig und weder zu dick noch zu dünn. Er wirkt sogar ziemlich durchtrainiert und hat eine gesunde Gesichtsfarbe. Die Augen in diesem Gesicht sehen allerdings nicht so gut aus. Sie sind uninteressiert. Hauptkommissar Reimers hört sich an, was Ohayon zu sagen hat. Als er endlich anfängt zu sprechen, weiß Ohayon sofort, dass er an den Falschen geraten ist.
    »Also, Monsieur Ohayon. Es gab eine Anzeige. Die Mutter einer Sechsjährigen hat Herrn Heimann angezeigt. Wir haben ihn vernommen, und er hat zugegeben, dass er das Mädchen angefasst hat. Er behauptete, das sei nichts anderesals spontane Zuneigung gewesen. Wir waren damals mit dem Fall Isabel beschäftigt. Eine Sechzehnjährige, die vergewaltigt und erschlagen wurde. Es lag für uns nahe, die Fälle miteinander in Verbindung zu bringen. Heimann hatte kein Alibi für die Nacht, in der Isabel getötet wurde, aber … seine DNA-Probe hat leider nichts ergeben.« Hauptkommissar Reimers verändert seine Körperhaltung, seine Augen sehen ihn auf einmal direkt an. Ohayon kommt es vor, als würde der Deutsche aufwachen. »Und ich sage Ihnen, dass er da getrickst hat, mit seinem DNA-Test! Heimann ist viel gerissener,

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