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Schneller als der Tod

Schneller als der Tod

Titel: Schneller als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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kopfüber aus einem Fenster im fünften Stock geworfen.
    Aber an dem Abend Anfang 1993 empfand ich nichts als Freude.
    Mit meinen schallgedämpften .45ern die Virzi-Brüder zu erschießen war, als hielte ich ein Foto von ihnen in der Hand und risse es entzwei.
     
     

Kapitel 5
    Ich nehme Squillante das Handy ab und breche es in Stücke.
    »Rede, Arschloch«, sage ich zu ihm.
    Er zuckt die Achseln. »Was soll ich sagen? Solange ich am Leben bleibe, ruft mein Jimmy auch nicht Brooklyn an.«
    »Wen in Brooklyn ruft er nicht an?«
    »Einen von David Locanos Jungs, der ihn in Beaumont erreichen kann.«
    Ich mache eine Faust.
    »Ruhig Blut!«, sagt Squillante. »Das greift nur im Fall meines Todes!«
    Ich ziehe ihn an der schlaffen Haut zwischen Kinn und Hals vom Bett hoch. Die Haut ist trocken wie bei einer Eidechse.
    »Im Fall deines
Tode?«,
sage ich. »Tickst du noch richtig? Du hast eine unheilbare Krankheit! Du
bist
so gut wie tot!«
    »Hoff lieh nich«, speichelt er.
    »Hoffen nützt dir und mir gar nichts!«
    Er sabbert irgendwas. Ich lasse seinen Kopf zurücksinken.
    »Was?«, sage ich.
    »Dr. Friendly operiert mich. Er sagt, wir können die Sache vielleicht noch besiegen.«
    »Scheiße, wer ist Dr. Friendly?«
    »Ein berühmter Chirurg!«
    »Und der operiert im Manhattan Catholic?«
    »Er operiert in der ganzen Stadt. Mit eigenem OP-Team.«
    Mein Pieper geht los. Ich stelle ihn ab. »Er und ich besiegen diese Sache gemeinsam«, sagt Squillante.
    Ich gebe ihm einen leichten Klaps.
    »Schluss damit«, sage ich. »Dass du stirbst, heißt noch lange nicht, dass du mich mitnehmen kannst. Pfeif deinen Kontakt zu Locano zurück.«
    »Nein«, sagt er leise.
    Ich schlage ihn etwas fester.
    »Hör zu, Blödarsch«, sage ich. »Deine Überlebenschancen sind ohnehin beschissen. Mach nicht, dass ich dich gleich umbringe.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Wieso, wenn's auf das Gleiche rausläuft?«
    Er will etwas sagen, stockt dann aber. Setzt neu an. Fängt an zu heulen. Er dreht den Kopf weg und nimmt, so weit seine diversen In- und Outputs es zulassen, eine Fötalstellung ein.
    »Ich will nicht sterben, Bärentatze«, sagt er unter Tränen. »Na ja, nach deiner Einwilligung fragt keiner. Komm zu dir.«
    »Dr. Friendly sagt, ich habe eine Chance.« »Das ist Chirurgensprache für >Ich brauche eine etwas längere Yacht<«.
    Mein Pieper geht wieder los. Ich stelle ihn wieder ab. Squillante krallt seine Schimpansenhand um meinen Unterarm. »Hilf mir, Bärentatze.«
    »Wenn ich kann«, sage ich. »Pfeif deinen Typ zurück.«
    »Dann bring mich heil durch die Operation.«
    »Wie gesagt, wenn ich kann. Pfeif ihn zurück.«
    »Wenn ich nur die Operation überstehe und hier rauskomme, ja. Das verspreche ich. Dann nehme ich's mit ins Grab. Ich muss nicht ewig leben.«
    »Aber, aber! Was sind denn das für Reden?«, sagt eine Stimme hinter mir.
    Ich drehe mich um und sehe zwei Ärzte ins Zimmer kommen. Der eine ist ein schlaksiger, erschöpft aussehender Assistenzarzt in OP-Kleidung, der andere ein Fettsack von fünfundfünfzig Jahren. Ich kenne sie beide nicht. Der Fettsack hat rote Backen und eine wahrhaft verwegen überkämmte Halbglatze - zirkulär überkämmt, um genau zu sein. Aber das ist nicht das Interessante.
    Interessant ist der auf die Oberschenkel reichende weiße Kittel des Mannes. Er ist mit Arzneimittelwerbung übersät, als entstammte er der Welt des Motorrennsports. Und er ist aus
Leder.
Noch dazu befinden sich die Aufnäher über den Körperteilen, für die die einzelnen Medikamente bestimmt sind:
Xoxoxoxox
(gesprochen »ZoZOXazox«) über dem Herzen,
Korektoral
über der Dickdarmkrümmung und so weiter. Über dem Schritt - zweigeteilt, weil der Mantel offen steht - findet sich das vertraute Logo des Potenzmittels
Propulsatil.
    »Ein erstaunlicher Kittel«, sage ich. Der Typ sieht mich an und überlegt, ob das sarkastisch gemeint ist, aber da ich das selbst nicht weiß, kommt er nicht dahinter.
    Also sagt er nur: »Sind Sie Internist?«
    »Ja.«
    »Ich bin Dr. Friendly.«
    Na toll. Dem Typ würde ich nicht mal meinen Wagen anvertrauen.
    »Den Patienten nehme ich heute Morgen mit in den OP«, sagt er. »Schauen Sie, dass er bereit ist.«
    »Er ist bereit«, sage ich. »Er möchte keine Patientenverfügung.«
    Dr. Friendly lässt eine Hand auf meine Schulter fallen. Gepflegte Nägel wenigstens. »Natürlich nicht«, sagte er. »Und kriechen Sie mir nicht hinten rein. Das besorgt mein Assi schon zur Genüge.«
    Ich sehe

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