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Schnitt: Psychothriller

Schnitt: Psychothriller

Titel: Schnitt: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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kommen Polizisten bei ihm gleich nach Schusswaffen. »Meine Freundin. Liz Anders. Die verletzte Frau. Ich hab angerufen, wegen ihr.«
    Der Polizist lässt ihn los und runzelt die Stirn. »Das waren Sie?«
    Gabriel nickt.
    Â»Na, bestens«, knurrt der Polizist. »Dann erklären Sie uns mal, was der Scheiß hier soll.«
    Â»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    Â»Na, die Sauerei hier«, sagt der Polizist und deutet auf die Leiche des pickeligen jungen Mannes.
    Gabriel sieht ihn verständnislos an. Er ringt immer noch mit der Übelkeit. Die Hand des anderen Polizisten, der ihn noch festhält, brennt auf seinem Arm. Er hasst es, so berührt zu werden, und versucht, die Hand abzuschütteln. Vergeblich. »Ich hab keine Ahnung, was Sie meinen. Ich suche meine Freundin. Wegen der hab ich angerufen. Sie ist vor einer halben Stunde hier überfallen worden und hat mich angerufen.«
    Der Polizist hebt die Brauen und kratzt sich am Hinterkopf. »Hören Sie, ich –«
    Â»Was ist hier los, Schuster?«, ertönt eine herrische Stimme hinter Gabriel.
    Der Polizist mit dem Kinnbart zuckt zusammen und geht in eine ungelenke Habachtstellung.
    Gabriel dreht sich um und starrt in ein paar stechende braune Augen in einem übernächtigten Gesicht ohne Haare. Selbst die Brauen sind so dünn, dass nicht mehr als ein Schatten über den Augen liegt.
    Â»Kommissar Grell, Kripo Berlin«, sagt der Mann übellaunig. Er hat einen kurzen Hals und trägt einen schlechtsitzenden Cordanzug über seinem fülligen Körper. »Und Sie sind?«
    Â»Gabriel Naumann. Ich –«
    Â»Jansen«, poltert der Kommissar, ohne den Blick von Gabriel abzuwenden. »Haben Sie den Mann schon überprüft?«
    Â»N-nein …«, stammelt der andere Polizist, der Gabriel immer noch am linken Arm festhält.
    Â»Worauf warten Sie dann noch?«
    Jansen nickt, tritt ein paar Schritte beiseite und drückt sein Handy ans Ohr. »Zentrale? Hallo. Eine Personenüberprüfung. Naumann, Gabriel …«
    Gabriel reibt sich den befreiten Arm, als müsste er die Berührung immer noch abstreifen. Langsam kann er wieder klar denken, und sofort ergreift wieder die Angst von ihm Besitz. Wo ist Liz?
    Kommissar Grell und Schuster, der Polizist mit dem Kinnbart, haben die Köpfe zusammengesteckt. Der glatzköpfige Grell nickt und tritt schwerfällig auf Gabriel zu. »Als Erstes: Das hier ist ein Tatort. Wie kommen Sie dazu, hier rumzulaufen und an meiner Leiche rumzufummeln?«
    Â»Ich dachte, da unter dem Laken liegt meine Freundin.«
    Â»Ist mir scheißegal, was Sie dachten.« Sein Blick gleitet abschätzig an Gabriels kompakter Statur hinab. »Hauptsache, Sie lassen die Finger weg von meinem Tatort.«
    Â»Wie gesagt, ich dachte –«
    Â»Sparen Sie sich das mit dem Denken. Es scheint Ihnen nicht zu liegen.«
    Schuster grinst still im Hintergrund.
    Â»Wo ist Ihre Freundin jetzt?«, fragt Grell.
    Â»Keine Ahnung«, sagt Gabriel mühsam beherrscht. »Als sie mich angerufen hat, konnte sie kaum sprechen, sie war schwer verletzt. Deswegen hab ich ja den Notruf angerufen.«
    Â»Nun. Wenn sie nicht mehr hier liegt, dann kann es ja so schlimm nicht gewesen sein. Neigt Ihre Freundin zu Übertreibungen?«
    Gabriel starrt den Glatzkopf wütend an, verkneift sich aber eine Antwort.
    Jansen, der andere Polizist, tritt neben den Kommissar. »Chef?«, raunt er. »Ich hab da was.«
    Grell nickt und lotst Jansen ein paar Meter beiseite, unter eine große Ulme. Die beiden stecken die Köpfe zusammen, und Jansen flüstert Grell mit gewichtiger Miene etwas ins Ohr. Der Kommissar nickt mehrfach, hebt die haarlosen Augenbrauen und fixiert Gabriel. Dann klopft er Jansen kurz auf die Schulter und walzt mit unheilverkündender Miene auf Gabriel zu. Der weiche Boden unter seinen schweren Schuhen schmatzt. »Ich frage Sie jetzt noch mal«, sagt er bedächtig, »und überlegen Sie sich gut, was Sie antworten: Warum sind Sie hier?«
    Gabriel verdreht die Augen. »Verdammt, wie oft soll ich Ihnen das noch erklären. Meine Freundin wurde überfallen. Sie hat mich angerufen, weil sie schwer verletzt ist und Hilfe braucht. Also bin ich hierhergefahren. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass hier eine Leiche rumliegt. Es interessiert mich auch nicht! Ich will einfach wissen, wo meine Freundin ist und ob es ihr

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