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Schrei in Flammen

Schrei in Flammen

Titel: Schrei in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Øbro , Ole Tornbjerg
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großer Raum mit einer topmodernen, komplett eingerichteten Autowerkstatt. Es gab mehr Computer und Roboter als Steckschlüssel und ölig verschmierte Lappen.
    Auf mehreren Hebebühnen standen Luxuskarossen: ein Porsche, ein BMW , ein Mercedes, zwei Audis. Die absolut neuesten Topmodelle aus den Automobilfabriken. Der BMW und die zwei Audis waren die für Christian Letoft bestellten Wagen. Zwei Mechaniker hatten gerade den BMW in der Mache.
    Die Werkstatt war ein Joint Venture zwischen der Firma und einem holländischen Transportunternehmen, das von den Kolumbianern kontrolliert wurde. Beide Seiten hatten Geld in die Einrichtung der Werkstatt gesteckt, weil beide Seiten Bedarf an umgebauten Wagen für den Transport von Haschisch und Kokain hatten. Hauptfunktion der Werkstatt war es, doppelte Benzintanks zu produzieren, falsche Sitze, spezielle Hohlräume hinter der Armatur und alle möglichen anderen Extras für jeden Wagentyp. Als einer von Roberts Kontakten schließlich mit der Geschäftsidee gekommen war, die Werkstattaktivitäten noch ein wenig auszuweiten und ganz nebenbei Extraeinkünfte ohne großes Risiko zu generieren, hatten sie dem schnell eine Chance gegeben.
    Die Idee war ebenso genial wie simpel. Es ging darum, Luxusschlitten zu klonen. Zuerst einmal mussten die Autos gestohlen werden, beispielsweise in Frankreich, dann wurden sie in die Werkstatt gebracht. Als nächster Schritt wurden ein paar gutgekleidete Mitarbeiter nach Deutschland geschickt, um eine Probefahrt mit einem Wagen derselben Marke und desselben Modells zu machen. Während der Probefahrt kopierten sie den Fahrzeugschein des Autos. Damit waren sie im Besitz der Papiere und der Identifizierungsnummer eines offiziell in Deutschland zugelassenen Fahrzeuges. Das deutsche Auto wurde wieder abgegeben, und nachdem in der Werkstatt die neue Fahrzeug-Identifizierungsnummer auf das gestohlene Auto übertragen worden war, gab es plötzlich zwei identische Wagen auf dem Markt. Der geklonte Wagen konnte dann mit allen Papieren nach Holland, Dänemark oder ein drittes Land verkauft werden, ohne dass das jemals entdeckt werden würde, weil diese Länder ihre Register nicht abglichen. Ein sicheres kleines Nebengeschäft also.
    »Was die Kreativität angeht, muss ich euch echt die höchste Punktzahl geben«, sagte er und klopfte Robert auf die Schulter. »Ihr seid wirklich unübertrefflich. Aber nun sag schon, wo feiern wir heute ab?« Er musste wirklich dringend Druck ablassen, etwas trinken und ein bisschen Schnee schniefen.
    *
    Es war jetzt fast dunkel. Katrine und Jens waren längst mit dem Essen fertig und hatten beschlossen, noch einen Spaziergang am Wasser zu machen.
    »Was macht das mit einem Kind, wenn es so etwas erleben muss wie der kleine Junge?«, fragte Jens, als sie am Strand entlanggingen.
    »Er war erst zwei Jahre alt«, sagte Katrine. »Es ist unwahrscheinlich, dass er eine konkrete Erinnerung an den Vorfall hat. Aber ein schlimmes Trauma ist es trotzdem. Dabei spielen sicher mehrere Faktoren eine Rolle: War Gewalt und Missbrauch üblich in der Familie? War er gut versorgt, wurden seine Bedürfnisse befriedigt, oder war er schon früh emotional geschädigt? Und wie ging es ihm in der Pflegefamilie, in der er aufgewachsen ist? Falls es stimmt, dass er zur Adoption freigegeben wurde. Wo findet man was zu Adoptionsfällen?«
    »Im Landesarchiv.«
    »Gut. Und damit wären wir wieder bei unserem Gesprächsthema von eben über Anlage und Umfeld. Waren die Adoptiveltern fürsorglich und entgegenkommend, hatten sie Verständnis für ihn? Andererseits sind Eigenschaften wie Intelligenz, Sensibilität und so weiter ja auch erblich bedingt.«
    »Sensibilität ist erblich?«
    »Ja, wie sensibel wir auf die Dinge reagieren, die wir erleben, lässt sich heute im genetischen Profil eines Menschen ablesen.«
    »Wahnsinn.«
    »Ziemlich faszinierend, ja.«
    »Jedes Jahr geschehen in Dänemark ungefähr fünfzig Morde. Führt man sich mal vor Augen, dass die meisten Taten von Männern begangen werden, die ihre Partnerin oder Ex-Partnerin umbringen, wie viele Kinder müssen dann eigentlich für den Rest ihres Lebens mit der Tatsache leben … dass ihr Vater ihre Mutter umgebracht hat!«
    »Und viele der Kinder wachsen weiter bei dem Elternteil auf, meistens dem Vater, der den anderen Elternteil, die Mutter, umgebracht hat«, sagte Katrine. »Das ist emotional hoch kompliziert.«
    »Weiß man etwas darüber, wie es den Kindern, die so etwas erlebt haben,

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