Schrei in Flammen
Katrine Wraa. Könnten wir kurz mit Ihnen reden?
»Worüber? Ich meine, worum geht es?«
»Wir würden einfach gerne mit Ihnen reden. Es wird nicht lange dauern, trotzdem wäre es sicher das Beste, wenn wir uns kurz zusammensetzen könnten.«
»Äh, ja … natürlich. Kommen Sie doch rein.«
Sie folgten ihm durch den Vorgarten und warteten schweigend, bis er mit seinen Schlüsseln endlich die Haustür aufgeschlossen hatte.
»Hallo, Schatz?«, rief er ins Haus. »Ich bin’s.«
Eine blonde Frau trat in den Flur und sperrte die Augen auf, als sie die beiden unerwarteten Gäste sah.
»Die Polizei ist hier und will mit mir reden«, erklärte Christian Letoft. »Wir setzen uns kurz in mein Büro.«
»Ja, aber …?« Seine Frau sah entsetzt aus. »Ist etwas passiert? Irgendwas mit unserer Familie?«
Christian Letoft sah Jens und Katrine an und blickte dann zu seiner Frau. Er war gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie aus so einem Grund gekommen sein konnten. »Ich habe keine Ahnung, Sofia. Sie haben mir noch nicht gesagt, um was es geht.«
»Darf ich mitkommen?«, fragte sie.
»Wir würden gern erst mit Christian allein sprechen«, sagte Jens.
Die Eheleute sahen sich an. Sie mit großen, verängstigten Augen, er mit verbissener Miene.
Sie gingen durch ein großes Wohnzimmer in Christian Letofts Büro. Er stellte einen zweiten Stuhl vor seinen Schreibtisch und setzte sich auf der anderen Seite in seinen Bürosessel. Katrine und Jens nahmen Platz.
»Kennen Sie eine Maja Jensen?«, fragte Jens.
»Äh …« Christian sah überrascht und verwirrt von einem zum anderen. Seine Augen zeigten, dass in diesem Augenblick unzählige Gedanken durch seinen Kopf rasten und er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte. »Ja …«, sagte er schließlich zögernd.
»Wir würden gern wissen, wie Sie sie kennengelernt haben«, fuhr Jens fort.
»Ja, also … das ist eine etwas merkwürdige Geschichte«, sagte er und rieb sich mit der Hand über die Stirn. »Sie ist plötzlich vor ein paar Monate wie aus dem Nichts bei mir aufgetaucht und hat gesagt, sie sei meine Halbschwester.«
»Sie haben den gleichen Vater?«
»Ja, wenn ich das richtig verstanden habe, hatten wir denselben leiblichen Vater. Aber der ist tot. Er ist ein paar Monate vor ihrer Kontaktaufnahme gestorben.«
»Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Maja letzten Samstag verstorben ist.«
»Sie ist tot? Wie das denn?«, fragte er.
»Haben Sie von dem Mord gehört, am Samstag, dem 8. Mai, unter der Autobahn? Das abgebrannte Auto?«
»Ja? War das …« Sein Blick zuckte zwischen Jens und Katrine hin und her. »Ja, aber …«
»Sie sind in den Medien nicht auf ihren Namen gestoßen?«
»Nein, also … ich meine … Maja Jensen«, er schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich heißen viele so. Ich dachte, das wäre ein dummer Zufall. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie das sein könnte.«
»Sie haben nicht versucht, sie anzurufen, um sich zu versichern, dass es ihr gutgeht?«
»Nein, ich bin nicht einmal auf die Idee gekommen. Da stand doch, dass die Ermordete eine Prostituierte war.« Er streckte die Arme in die Höhe. »Also … das, äh, war meine Halbschwester bestimmt nicht … also, hören Sie, sind Sie sich wirklich sicher, dass hier kein Missverständnis vorliegt?«
»Haben Sie in den letzten zehn Tagen mit Ihrer Schwester gesprochen?«, fragte Jens.
Letoft dachte nach. »Nein, das habe ich nicht. Ich hatte sehr viel zu tun.«
»Und Ihre Schwester wohnte im Mariendalsvej in Frederiksberg?«
»Halbschwester. Ja, das ist ihre Adresse. Dann ist …?« Er gestikulierte fragend mit einer Hand. »Dann ist das wirklich sie?«
Jens nickte. »Es tut mir leid.«
»Das … puh«, Letoft lehnte sich zurück, schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.
»Wir wollen Ihnen natürlich Zeit geben, diesen Schock erst einmal zu überwinden«, sagte Jens. »Es gibt aber auch noch ein paar andere Fragen, die wir Ihnen in diesem Zusammenhang gerne stellen würden.«
Jens schwieg und ließ Christian Letoft einen Moment lang Zeit, um wieder zu sich zu kommen.
Kurz darauf hob Letoft den Blick.
»Wenn Sie wollen, dürfen Sie gerne nach draußen gehen und Ihrer Frau alles erzählen«, sagte Jens.
Christian schüttelte den Kopf. »Nein, damit … warte ich.«
»Herr Letoft«, Jens beugte sich vor. »Wir würden sehr gern wissen, wie es Maja in der Zeit vor ihrer Ermordung ging. Hatte sie irgendwelche Konflikte oder Probleme, von denen
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